Tant Annas Lädchen in Villip schließt Ende Dezember „Das Dorf braucht einen Laden“
Villip · Tant Annas Lädchen in Villip schließt Ende Dezember. Es gibt jedoch Hoffnung, dass es nicht das endgültige Aus ist. Verhandlungen mit Nachfolgern laufen bereits.
Nahversorger sind rar geworden in den Wachtberger Ortschaften. Wer mit viel Engagement einen kleinen Laden auf die Beine stellt, kann sich der Dankbarkeit besonders der älteren Mitbürger und Kinder sicher sein. Kommt allerdings eine Krise wie die anhaltende Pandemie hinzu, wird das Überleben kleiner Läden schwierig. In Villip schließt mit Tant Annas Lädchen am 31. Dezember der letzte Nahversorger des Ortes seine Türen.
Wer länger als 15 Jahre im Dorf wohnt, erinnert sich vielfach noch an eine Metzgerei, einen Bäcker und manchmal sogar an einen Supermarkt im Ort, sagt eine Seniorin, die die Entwicklung über die Jahre gut verfolgt hat. Mit dem Einkaufszentrum hätten jedoch nach und nach die kleinen Läden aufgegeben. Sie selbst erinnert sich sogar an einen Zeitschriftenladen, in dem sie früher ihre wöchentliche Fernsehzeitschrift kaufte. Vor wenigen Jahren hätte es in den Räumen von Tant Annas Lädchen eine Filiale von Charlys Backstube gegeben. „Wir waren froh, als die Schmitzens den Laden hier aufgemacht haben“, sagt die Seniorin. Vor Kurzem fand man jedoch in den sozialen Netzwerken die ersten Hinweise darauf, dass der Laden schließt.
Während es in der Gerüchteküche brodelte, räumt Albert Schmitz, Mitbetreiber des Geschäfts, mit den Spekulationen auf. „Der Laden, so wie er jetzt ist, schließt zum 31. Dezember“, bestätigt er. Allerdings werde entweder gleich im Anschluss oder nach einer kurzen Umbauphase ein anderer Betreiber den Laden übernehmen. „Wir sind zurzeit mit vier Interessenten im Gespräch“, sagt Schmitz. Nun müsse man ausloten, wer in welcher Form dort den Laden betreiben möchte und vor allem, ob der Vermieter mit dem Nachfolger einverstanden ist. „Bis Ende Dezember wird der Laden weiterhin geöffnet bleiben.“
Als Grund für die Schließung führt Schmitz unter anderem die Verluste durch Corona an. Fast 50 Prozent, so schätzt er, betrügen die Geschäftseinbußen wegen der geltenden Auflagen. „Gerade viele ältere Leute gehen nicht mehr aus dem Haus“, beschreibt Schmitz die Situation im Ort. Manche hätten Angst vor einer Infektion, andere seien nicht mehr so gut zu Fuß. „Früher konnten die Leute sich im Laden kurz anlehnen oder hinsetzen, während sie gewartet haben. Das geht wegen der Hygienevorschriften jetzt nicht mehr“, sagt Schmitz. So hätten viele Senioren in der Zwischenzeit Einkaufshelfer gefunden, die beim eigenen wöchentlichen Einkauf die notwendigen Dinge für die Älteren mitbrächten. Das würde dann meist in großen Zentren eingekauft, in denen das Angebot gegenüber dem Tant Anna Lädchen völlig anders sei, so Schmitz.
Seine Ehefrau Anna Schmitz kümmert sich neben ihrer regulären Arbeit als Altenpflegerin um den Laden. Im Sommer verletzte sie sich bei einem Unfall allerdings am Kreuzband und fiel damit aus. Als sie Mitte 2018 angefangen habe, sei der Laden sehr gut angenommen worden, erinnert sich die junge Frau. Mit der Verletzung sei es jedoch schwierig geworden. „Wir konnten nicht immer rechtzeitig einkaufen, die Kunden waren enttäuscht“, erzählt sie.
Weil sie nach wie vor unter den Unfallfolgen leide, will sich die junge Frau nun erst einmal darauf konzentrieren, wieder richtig auf die Beine zu kommen. Dazu komme, dass sie neben dem Laden immer weiterhin in ihrem Beruf als Altenpflegerin gearbeitet habe und sich um den Sohn kümmere. „Der Laden ist eine Aufgabe, für die man 100-prozentig da sein muss. Das schaffe ich neben meinen anderen Aufgaben unter diesen Voraussetzungen nicht mehr“, sagt sie. Ihren Abschied vom Laden sieht sie mit etwas Wehmut: „Es hat mir sehr viel Freude gemacht.“
Eine mögliche Nachfolge für den Nahversorger sieht Anna Schmitz positiv. „Es wäre sonst auch schade um das alles hier“, sagt sie und deutete auf die Regale. Hier finden die Leute bisher alles, was der Mensch zum täglichen Leben braucht. Brot, Brötchen und Kuchen sind ebenso im Programm wie Grundnahrungsmittel, Konserven und Zeitungen. „Das Dorf braucht einen solchen Laden“, sagte Anna Schmitz überzeugt.