Dachbegrünung in Wachtberg Der kühlende Effekt grüner Dächer

Wachtberg-Niederbachem · Der Wachtberger Peter Menke hat auf seinem Dach Naturgewächse angesiedelt. Laut Gartenverband können richtig angelegte Gründächer bis zu hundert Jahre alt werden.

 Peter Menke sitzt auf seinem Gründach und schaut nach dem Rechten.

Peter Menke sitzt auf seinem Gründach und schaut nach dem Rechten.

Foto: Petra Reuter

Dachpfannen, Bitumenbahnen, Schiefer und ähnliche Materialien liegen in den meisten Fällen auf Wachtbergs Dächern. Auf das Dach von Peter Menke wurden einige vor Kurzem durch ein Foto, scheinbar mitten im Grünen aufgenommen, aufmerksam. Auf seinem Haus, hoch oben am Rodderberg, bieten bunte Gewächse der Natur zusätzlichen Lebensraum und den Hausbewohnern Vorteile.

„Durch die Verdunstung auf dem Dach ist es im Sommer in der oberen Etage kühler als unter herkömmlichen Dächern“, erklärte Menke einen Vorteil seines Dachs. Außerdem speichert der dichte, niedrige Bewuchs das Niederschlagswasser. Das entlastet die Entwässerungswege seines Hauses ebenso wie die Kanäle der Gemeinde, selbst bei stärkeren Regenfällen. Optisch passe sich die zum Garten ausgerichtete grüne Dachfläche zudem perfekt in die Landschaft ein, fand Menke. Ob so etwas tatsächlich auch lange hält? „Dieses Dach ist in dieser Form jetzt zehn Jahre alt“, sagte der Besitzer.

Eine günstige Haltbarkeitsprognose bestätigte Michael Henze vom Bundesverband der Garten- und Landschaftsbauer in Bad Honnef. „Ein Gründach kann hundert Jahre alt werden, wenn es fachgerecht angelegt ist“, so Henze. Für den Heimwerker sei ein solches Unterfangen eher nicht geeignet. Oft arbeiten hier Dachdecker und Garten- und Landschaftsbauer Hand in Hand, erklärte er. „Der Dachdecker kümmert sich um die Abdichtung, der Garten- und Landschaftsbauer um den fachgerechten Aufbau der Begrünung.“

Finanziell lohnt sich die Begrünung für die Eigentümer in jedem Fall. Zum einen zahlt das Land NRW Fördermittel für Gründachflächen. Weiterhin ergibt sich eine dauerhafte Ersparnis, weil die meisten Kommunen diese Dächer nicht mehr als versiegelte Fläche betrachten und aus der Berechnung für die Abwassergebühren streichen.

Neben den positiven Effekten für die Eigentümer der Gründächer hob Henze die Vorteile für bedeutende Themen der Gesellschaft hervor. „Alle Welt spricht von technischen Lösungen für den Klimawandel und das Insektensterben“, so der Fachmann. Beiden Problemen könne man effektiv mit dem Begrünen von Dächern begegnen. Die durchwurzelte Substratschicht speichert Wasser, das langsam verdunstet. So entsteht auf dem Dach eine Fläche, die sich nicht übermäßig aufheizt, sondern durch Verdunstungskälte für niedrigere Umgebungstemperaturen sorgt.

Für Bienen, Schmetterlinge und Co entsteht zusätzlich ein kleiner Mikrokosmos. Besonders sei an diesem Mikrokosmos, dass er in der Regel als sich selbst regulierende Fläche ungestört bleibt. „Es gibt Grünflächen, auf denen sich seltene und bedrohte Pflanzen angesiedelt haben, die man in der Region schon verloren glaubte“, berichtet Henze.

Die Kosten für ein Gründach hingen wie bei jeder Arbeit an kompletten Dächern nicht zuletzt vom ursprünglichen Zustand des Dachs ab, erklärte Volker Stöckmann stellvertretend für Eckhard Behm, Obermeister der Dachdeckerinnung Bonn-Rhein-Sieg. Meist lägen sie zwischen 70 und 170 Euro je Quadratmeter. Vielfach entschieden sich die Menschen in den letzten Jahren, ihre Garagen- oder Carportdächer begrünen zu lassen.Die Gemeinde Wachtberg bietet laut Sprecherin Margrit Märtens kein eigenes Förderprogramm für Gründächer an. Das Thema Dachbegrünung finde sich aber seit einigen Jahren in den Bebauungsplänen, beispielsweise in den B-Plänen der Gebiete „Am Roggenacker“ in Ließem und „Auf dem Berg“ in Gimmersdorf wieder. Förderungen von Dachbegrünungen seien über die KfW-Bank möglich, so Märtens.

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