Rückblick: Das Unwetter in Bad Godesberg und Wachtberg Die Angst bei Starkregen bleibt

Bad Godesberg/Wachtberg · Am 4. Juni 2016 sorgte eine Gewitterzelle über der Grafschaft für Überschwemmungen in Wachtberg und Bad Godesberg. Bürger und Stadt haben seitdem vorgesorgt.

In den vergangenen Tagen glitt manch banger Blick der Bad Godesberger und Wachtberger zum Himmel. Unwetterwarnungen für Bonn und die Region machten die Runde. In vielen Köpfen stiegen die Bilder vergangener Überschwemmungen auf. Nach 2010 und 2013 hatte ein verheerendes Unwetter am 4. Juni 2016 erneut zu Überflutungen und Zerstörungen geführt.

Etliche Unternehmen waren betroffen

Hart getroffen hat es zum Beispiel den Dachdeckerbetrieb Roberz, der seinen Sitz an der Beethovenallee hatte. Als Folge der gravierenden Schäden musste das Traditionsunternehmen nach fast 120 Jahren schließen. Gut 100.000 Euro Verlust seien dem Unternehmen entstanden, 40.000 Euro zahle die Versicherung, hieß es. Das könne man sich nicht noch einmal leisten. Arg gebeutelt war auch Gabi Pieper, Inhaberin des Modeladens Kleiner Platzhirsch an der Mainzer Straße in Mehlem. Zum dritten Mal war sie betroffen, musste ihr Geschäft 2016 drei Monate lang schließen.

„Der Schaden lag im sechsstelligen Bereich“, so Pieper. Wie viel sie zurückerhält, weiß sie noch nicht; die Gespräche mit der Versicherung sind auch ein Jahr danach nicht abgeschlossen. Nun hat sie vorgesorgt: Die Kellerräume, die als Überlauf dienen, werden nicht mehr genutzt, die Heizung befindet sich mittlerweile auf dem Dach, die Hintertür hat sie vorsorglich mit Sandsäcken zugebaut.

Vorsorge ist wichtiges Thema

Auch wenn es keinen 100-prozentigen Schutz gebe: Dem Hochwasser beugen will sich Pieper nicht. So kommt ein Umzug nicht infrage, zudem hat sie zwei leere Ladenlokale in der Fronhofer Galeria übernommen. In die Galeria und die Tiefgarage waren bei dem Unwetter am 4. Juni rund vier Millionen Liter Wasser eingedrungen. Insgesamt wurden 7000 Quadratmeter unterspült, 29 Autos zerstört. Erst im Dezember öffneten erste Geschäfte wieder. Wie wird vorgesorgt? „Ein Experte beschäftigt sich derzeit mit dem Thema Hochwasserschutz für die Galeria und das Parkhaus“, sagte Center-Managerin Anke Opfermann auf Anfrage. Der Stadt habe man bereits ein erstes Konzept vorgestellt.

War es für die Godesberger bis zu jenem Tag nahezu unvorstellbar, dass das Wasser über die vollen Bäche aus dem Ländchen bis in die City kommen würde, mussten die Wachtberger erkennen, dass ihre Orte ohne Starkregen geflutet werden können. Seinen Ausgang hatte das Ganze nämlich in einer Gewitterzelle auf der Grafschaft genommen. Völlig unvorbereitet traf die Flut auch Ralf Ohlendorf aus Pech. „Innerhalb weniger Minuten sahen wir Autos davonschwimmen und die Brücke bersten“, erinnert er sich.

Seitdem liegen permanent Sandsäcke bereit. „Unser Hausbesitzer hat Pumpen installiert, es gibt Schalter, um die Heizung und das Gas von oben abzustellen“, so Ohlendorf. Keiner der sechs betroffenen Mietparteien hatte eine Elementarschadenversicherung. Das Wasser im Keller zerstörte neben Waschmaschinen und Co. auch Weihnachts- und Osterdeko sowie Campingsachen und ideelle Werte wie Fotoalben. Dankbar war er wie so viele andere über die Soforthilfe von Gemeinde, Kirchen oder der Initiative „Wir für hier – Wir für Wachtberg“. Was bleibt? „Die Angst vor Starkregen bei jeder Unwetterwarnung“, so der Anlieger der Pecher Hauptstraße.

Kraftakt für die Gemeinde Wachtberg

Einiges zu tun hat auch noch die Gemeinde Wachtberg. Bei vier großen zerstörten Brücken und weiteren kleineren vor allem auch ein finanzieller Kraftakt. „Die Gesamtkosten für die Beseitigung aller Schäden wird nach jetzigem Stand mehr als drei Millionen Euro betragen“, kündigte Beigeordneter Jörg Ostermann an. Die Brücken in Niederbachem und Arzdorf sind bereits fertig, mit den Bauarbeiten an der Brücke über den Godesberger Bach an der Pecher Hauptstraße wurde gerade begonnen. Laut Ostermann soll sie im Juni 2018 fertig sein. Aber auch die Verrohrung des Berkumer Baches in der Ahrweiler Straße und die Erneuerung eines Durchlasses im Heltenbachweg in Pech sind weitere Schritte in Richtung Hochwassersicherheit für die Anlieger.

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