Gastronomie in Wachtberg Die „Brauzeugen“ beziehen den Henseler Hof

Wachtberg-Niederbachem · Der Godesberger Antonio Sanfeliu produziert sein Drachenfelser Bier jetzt in Niederbachem. Im Keller eines Freundes hat er lange daran getüftelt.

 Der neue Pächter Antonio Sanfeliu hat seine Brauvorrichtung vorerst in der Küche des früheren Bistros aufgebaut.

Der neue Pächter Antonio Sanfeliu hat seine Brauvorrichtung vorerst in der Küche des früheren Bistros aufgebaut.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Die Studiengänge Maschinenbau und Volkswirtschaft haben nicht direkt etwas mit dem Bierbrauen zu tun. Doch manches Mal schon konnten diese Kenntnisse Antonio Sanfeliu beim Aufbau seines Brauerei-Start-ups weiterhelfen. Seit Ostern nun ist der Heiderhofer mit seinen Anlagen und seiner Marke „Drachenfelser Brauzeugen“ im frisch angepachteten Bistro-Bereich des Henseler Hofs angekommen.

„Sieht alles noch etwas wüst aus“, entschuldigt sich der Geschäftsführer beim Ortstermin in Niederbachem. Mit ihm gibt es noch die Gesellschafter Daniel Aslam und Daglef Seeck, zudem unterstützt ihn Stefan Vienken. „Er hat sich zum Beispiel um die Verhandlungen mit der Gemeinde gekümmert“, sagt Sanfeliu dankbar. Wie berichtet, hatte sein Vorgänger, Leo Baukhage, Ende 2019 aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen. Nach GA-Informationen hatte sich vor allem die Verwaltung, gefolgt dann von der Politik, bei zwei Bewerbern für Sanfeliu entschieden – und ihm einen Fünf-Jahres-Vertrag angeboten.

Nach ersten Gehversuchen mit Freunden in einem Keller in Bad Honnef hat der 41-Jährige vor einem Jahr sein Unternehmen gegründet. „Ich bin nicht der Klassiker, der seit Kindertagen Brauer werden wollte“, erklärt er. Auch sei er keinesfalls dafür bekannt, nur Bier zu trinken. Warum dann aber dieser Job? „Mein Vater lebt in Kolumbien und wollte immer gerne gemeinsam mit mir eine Brauerei dort aufmachen“, benennt er den Ideengeber.

Experimente im Keller

Das zweite Mal trug 2015 ein Freund den Gedanken an Sanfeliu heran, der in Quito/Ecuador eine Brauerei aufgemacht hatte. „Ich hätte einsteigen können, wollte das aber nicht im Ausland tun.“ So experimentierte er zunächst mit einem Freund in dessen Bad Honnefer Keller herum. Herausgekommen sind nach viel Tüftelei fünf Standardbiere wie Kölsch (“Wiess“), Pils oder Weizen und Spezialsorten wie Rauchbier, India Pale Ale (IPA) oder Stout (Dunkelbier).

„Anfang 2019 sind wir ins Meckenheimer Gewerbegebiet gezogen, wollten uns aber dann gerne zentraler ansiedeln“, erzählt der 41-Jährige. Zum anderen auch die Produktion ausweiten, denn inzwischen verkauft er nicht nur an Getränkehändler und Hofläden in der Region, sondern stellt auch die Hausmarke fürs Bonner Basecamp her und beliefert Restaurants und Hotels.

Auf Wachtberg kam er, nachdem er dort im Herbst bei der Einweihung der Drachenskulptur in Berkum sein Bier ausgeschenkt hatte und Kontakte knüpfte. Zum einen dient ihm also der Küchen- und auch Kellerbereich künftig als Produktionsstätte, zum anderen plant er Biertastings sowie Braukurse. „Gerne ab 1. Juni, sonst sobald Corona es zulässt. Er sehe den Ort  aber auch als Begegnungsstätte“, so Sanfeliu. Freitags schweben ihm Eventabende mit Pubquiz, Krimidinner oder kleinen Konzerten vor, samstags würde er gerne den Innenhof für Grillabende öffnen.

Weinstube und kulturelle Veranstaltungen

Ideen, die die Bürgerinitiative #henselundgreta freuen. „Der Pächter wirkt sehr kooperativ“, sagte Sprecher Stephan Maerz auf Anfrage. Wie berichtet, möchte die Initiative das Areal wieder mehr der Öffentlichkeit zugänglich machen. „Wir und Herr Sanfeliu könnten uns zum Beispiel vorstellen, die Weinstube gemeinsam als Hofladen zu nutzen oder auch kulturelle Veranstaltungen durchführen“, so Maerz. Zum einen müsse man das jedoch erst genehmigen lassen, zum anderen auch vertraglich festzurren – weshalb man über eine Vereinsgründung nachdenke.

Sanfeliu selbst könnte sich auch eine Art Café im Innenhof vorstellen, von donnerstags bis sonntags. Vielleicht auch ein Restaurant im Bistrobereich? „Ich weiß noch nicht, wo die Reise hingeht“, sagt er bei dieser Frage ehrlich.

Weitere Infos über die Brauerei unter drachenfelser-brauzeugen.de. Schon jetzt gibt es einen Direktverkauf vor Ort: dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 13 bis 16 Uhr. 

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