Die stabilste Mehrheit im Rat hätte Schwarz-Grün Die CDU holt in Wachtberg alle Direktmandate

Wachtberg · Die stabilste Mehrheit im Rat der Gemeinde Wachtberg hätte Schwarz-Grün. Die Parteien geben sich jedoch zurückhaltend in Sachen Koalition und Stichwahl.

 Am Tag nach der Kommunalwahl bedankt sich „Unser Wachtberg“ bereits bei ihren Wählern, hier am Henseler Hof in Niederbachem.

Am Tag nach der Kommunalwahl bedankt sich „Unser Wachtberg“ bereits bei ihren Wählern, hier am Henseler Hof in Niederbachem.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Es wird voll im neuen Gemeinderat in Wachtberg. Auslöser ist die Tatsache, dass die CDU alle 19 Direktmandate geholt hat. Gemessen an den erzielten Stimmen (38,5 %) und der normalen Anzahl von 38 Ratssitzen stünden den Christdemokraten aber nur 15 Plätze zu. Weshalb über eine neu berechnete Gesamtsitzzahl so genannte Ausgleichsmandate geschaffen werden.

So wird das neue Gremium aller Voraussicht nach über 50 Mitglieder verfügen. Acht mehr als in der letzten Wahlperiode. Wer dem Rat als Bürgermeister vorsteht, muss die Stichwahl am Sonntag, 27. September, zwischen Amtsinhaberin Renate Offergeld (SPD, 30,2 %) und Jörg Schmidt (CDU, 45,4 %) entscheiden. Mit Wahlempfehlungen hielten sich die Vorsitzenden von Grünen, Unser Wachtberg und der FDP vorerst zurück. Allein Joachim Mittweg von der UWG positionierte sich klar: „Wir sehen klare Vorteile bei Jörg Schmidt, da er das Anforderungsprofil als Verwaltungsfachmann besser erfüllt.“

Noch in der Nacht zu Montag hatte die Wählergemeinschaft Unser Wachtberg auf viele ihrer Plakate im Gemeindegebiet ein „Danke!“ geklebt. Anlass waren die eingefahrenen 15,7 % und damit wahrscheinlich acht Sitze im Rat. „Den Ausgang der Wahl selbst haben wir zwar erhofft, aber keineswegs damit gerechnet“, sagte Vorsitzender Ulrich Feyerabend. Am Mittwoch wolle sich das Team treffen und auch über mögliche Koalitionen sprechen. „Wir sind offen und zugleich zurückhaltend, denn ein festes Gefüge ist häufig eine Sache, die nicht so gut läuft“, meinte Feyerabend.

Die stabilste Mehrheit im Rat hätte  Schwarz-Grün. Wie die CDU dazu steht, ließ Vorsitzender Michael Boldt am Montag noch offen. „Wir haben uns auf die Koalitionsgespräche vorbereitet und laden jeden ein“, so Boldt. Einen Zeitplan gibt es noch nicht. Oliver Henkel, Vorsitzender der Grünen und unterlegener Bürgermeister-Kandidat, wollte sich keinem Gedankenspiel verschließen. „Vielleicht sind wir aber auch der anspruchvollste Partner für die CDU“, gab sich Henkel angesichts der gewonnenen 17,8 % selbstbewusst. Zudem betonte er, bei Verhandlungen nicht zu viele Kröten schlucken zu wollen.

Hin- und hergerissen zeigte sich SPD-Parteivorsitzender Andreas Wollmann. „Klar muss man miteinander sprechen, aber es wird keine einfachen Lösungen geben“, so Wollmann. Für eine Koalition mit der CDU fehle ihm etwas die Fantasie – zumal es dann nur eine Ein-Stimmen-Mehrheit gebe. Ein sonst noch denkbares Vierer- oder sogar Fünferbündnis aus SPD (14,4 %), Unser Wachtberg, Grünen, UWG (8,3 %) oder FDP (5,3 %) werde wohl eher nicht als Koalition, sondern projektbezogen arbeiten. In diese Richtung denkt auch FDP-Vorsitzender Alexander Gilles, dessen Partei sich am Freitag trifft: „Stand heute möchten wir erstmal keine Koalition, sondern eher Projekte unterstützen.“

In Bezug auf die Stichwahl, in die SPD-Frau Offergeld muss, äußerte Wollmann, man sei nach wie vor überzeugt, mit ihr die bessere Kandidatin zu bieten. Aber er befürchtete auch: „Wir werden anders als 2014 wenig Unterstützung der anderen Parteien erhalten.“ Trotzdem will er bei allen vorsprechen.

Zufrieden mit dem Verlauf des Wahltags war am Montag Beigeordneter und Wahlleiter Swen Christian. „Nicht nur dafür, dass in diesem Jahr wegen Corona alles besonders war, ist es gut gelaufen“, so Christian. Werthhoven habe etwas länger zum Auszählen gebraucht, sonst aber gebe es keine besonderen Vorkommnisse. Gegen  23 Uhr habe er das letzte Ergebnis freigegeben.

„Die Briefwahl hat uns viel Mehrarbeit beschert“, sagte Christian, der von rund 5000 Briefwählern sprach. Am Abend selbst brachten Verwaltungsmitarbeiter die Briefwahlurnen kleinerer Bezirke aus dem Rathaus in eben jene Bezirke. Sie wurden dort ausgezählt. „Nur die großen Briefwahlbezirke sind im Rathaus ausgewertet worden“, so Christian. Am Montagabend tagte der Wahlausschuss, um das vorläufige amtliche Endergebnis formaljuristisch zu einem amtlichen zu machen. Und um den Weg freizumachen für die Stichwahl in zwei Wochen.

Da sind die Stimmen der 16 779 Wachtberger Wahlberechtigen erneut gefragt – per Brief oder live im Wahllokal.

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