Hotel Dahl verkauft Inventar Die letzten Stunden einer Wachtberger Institution

Wachtberg-NIederbachem. · Das Hotel Dahl hat vor Kurzem geschlossen. Nun verkaufte Geschäftsführerin Marie Theres Roos das Inventar des Hauses, das es mehr als 40 Jahre gab. Bei einigen Käufern löste das Wehmut aus, denn sie verbinden viele gute Erinnerungen mit dem Hotel.

 Doris Crampen interessiert sich für eine Putte, die im Hotel Dahl zum Verkauf steht.

Doris Crampen interessiert sich für eine Putte, die im Hotel Dahl zum Verkauf steht.

Foto: Axel Vogel

Um 10 Uhr am Samstag startete der finale Akt bei der Abwicklung einer Art „Institution“ in Wachtberg: Der Verkauf des Inventars im Niederbachemer Hotel Dahl begann. Wie berichtet, hatte es nach über 40 Jahren Ende Juni geschlossen. Anlässlich der sozusagen letzten Amtshandlung der langjährigen Hotel-Geschäftsführerin und Inhaberin Marie Theres Roos war bereits gegen 10.30 Uhr mächtig was los. Etliche Tische, Raumteiler, Deko-Material jeder Art, Bilder, Spiegel, Uhren und Geschirre hatten dankende Abnehmer gefunden und wurden im Kofferraum der neuen Eigentümer verstaut. Kein Wunder: fünf Euro kosteten etwa Leuchter, Vasen und Weingläser, manch anderer Kauf war Verhandlungssache.

Zu den ersten, die zuschlugen, gehörten Michael Risch und Ehefrau Malgorzata, Betreiber der Gaststätte „Zur Schüür“ in Ließem. Sie hatten sich bereits am Tag zuvor mit Tellern und Deko-Material eingedeckt und am Samstag transportierten die Eheleute weitere fünf Korbstühle nach Hause. Dieses Mal „zur privaten Nutzung“, wie Michael Risch erklärte. Kostenpunkt: „15 Euro das Stück, da darf man nicht lange überlegen.“

Trotz des Schnappers schwingt beim Kauf auch Wehmut angesichts der Schließung mit: „Es ist absolut schade“, so Michael Risch: „Ich stamme aus Niederbachem und seit ich denken kann, kenne ich das Hotel.“ Die Inhaberfamilie um Geschäftsführerin Marie Theres Roos hat die Immobilie an das Hamburger Unternehmen Cureus verkauft, das vor Ort eine Seniorenresidenz bauen will.

Ein großer Verlust ist die Schließung des Hotels auch für die Niederbachemerin Doris Crampen, die sich für eine goldene Putte in der Verkaufsauslage interessierte: „Mir reißt es förmlich das Herz aus der Seele. Schließlich haben wir hier alle Familienfeste gefeiert“, sagte sie. Diese Vertrautheit und Zuverlässigkeit werde ihr enorm fehlen.

Fünf Kilometer Kabel im Hotel verlegt

Fehlen wird das Hotel Dahl dem Computerexperten Wolfgang Bruns ebenfalls in diverser Hinsicht: „Ich war seit dem Jahr 2000 sozusagen der IT-Beauftragte des Hotels und habe hier bestimmt 5,5 Kilometer Netzwerkkabel eingezogen.“ Jetzt verliert der Wachtberger seinen „liebsten und ältesten Kunden“. Aber auch Bruns nutzte die günstige Gelegenheit, um sich mit Wunschartikeln einzudecken: „Ich habe rund 100 Biergläser gekauft, weil ich die sammele“, erklärt er: „Über 1000 stehen schon bei mir zu Hause.“

Etwas eher Ungewöhnliches hatte Katharina Paulus aus Züllighoven erstanden: Einen Amboss: „Damit will ich meinem Mann eine Freude machen, der schon ewig nach so etwas Ausschau hält.“ In der Regel koste so ein Amboss um die 350 Euro, Paulus bekam den Zuschlag für 50 Euro.

Zudem erstand sie günstig Deko-Material für den Züllighovener Ortsverein: „Am 13. August ist dort Kirmes.“ Klar, war auch Paulus anlässlich der Schließung wehmütig. „Ich habe hier in dem Hotel und in dem benachbarten Reitstall der Familie Dahl viel Zeit während meiner Jugend verbracht“, sagte sie. „Ich glaube aber die Kunden sind trauriger, als die Eigentümer.“

Inhaberin freut sich über Andrang

Genau so verhält es sich, bestätigte die 67 Jahre alte Marie Theres Roos, die sich über den „so nicht erwarteten Andrang" freute: „Ich habe das 48 Jahre gemacht und irgendwann ist man einfach nur froh, wenn man nicht mehr 12 Stunden am Tag arbeiten muss.“

Die Entscheidung sei langsam in ihr gereift und mehrere Faktoren hätten dann am Ende den Ausschlag gegeben. Eine letzte Entscheidungshilfe sei die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Widrigkeiten gewesen. Schließlich habe man nicht ermessen können, wie beispielsweise zukünftig das Tagungsaufkommen ausfällt und ob noch eine weitere Welle folgen werden. Für weitere Gespräche fehlte die Zeit, denn der nächste Käufer wollte bezahlen: Einen mächtigen Suppentopf für 50 Euro.

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