Reitschule Heiß auf Gut Haus Holzem Ehemalige Grafikerin arbeitet nun als Pferdepflegerin

Bad Godesberg · Dina Hanse hat mit 30 ihren Job als Grafikerin hingeworfen. Jetzt pflegt sie Pferde in der Reitschule Heiß auf dem Gut Haus Holzem.

Besitzerin Hannelore Heiß (re.) und Pflegerin Dina Hanse sorgen für das Wohl der Pferde in ihrer Reitschule.

Foto: Petra Reuter

Es ist erst ein paar Jahre her, dass Reitlehrerin Hannelore Heiß mit rund 20 Pferde inklusive fünf Ponys umgezogen ist. Zusammen haben sie auf Gut Haus Holzem ein Zuhause gefunden. Es war eine Großaktion in der sie aus Pech hierher gezogen ist. Während sie bereits seit 30 Jahren Anfängern und Wiedereinsteigern in den Umgang mit Pferden einführt, ist Pflegerin Dina Hanse erst vor vier Jahren aus einem völlig anderen Beruf als Pferdepflegerin hier eingestiegen.

Diplom Kommunikationsdesignerin, kurz Grafikerin, sei sie früher gewesen, erzählt die 34-Jährige. „Ich habe ungefähr mit 30 Jahren gemerkt, dass ich in dem Job als Grafikerin nicht alt werden will.“ Für sie sei es die richtige Entscheidung gewesen, als Pferdepflegerin in die Reitschule zu wechseln. „Die Lebensqualität hat sich für mich enorm gesteigert, Geld ist eben nicht alles im Leben“, sagte sie. Wichtig sei ihr vor allem der Umgang mit Tier und Mensch. „Jeder Tag ist anders. Man kann nicht abends eine Liste machen und die am nächsten Morgen abarbeiten“, sagt sie. Denn jeden Morgen können bei der Ankunft Überraschungen warten, und das sei oft genug so.

"Der Mensch muss das Alphatier sein"

Verantwortlich dafür sind Mensch und Tier gleichermaßen. Häufiger als gedacht, käme es vor, dass Pferde aus ihrer Box ausbüxen und man sie morgens neben fast leergefressenen Futtervorräten findet. „Dann ist jeder Tagesplan erledigt, dann muss der Ausreißer erst mal ein paar Stunden bewegt werden“, erklärt sie. So ein Pferdedarm könne so eine lebensbedrohliche Darmverschlingung oder einen -verschluss erleiden – wie das Verdauungsorgan des Menschen. Einen für das Tier manchmal tödlichen Unterschied gibt es allerdings: „Den Menschen kann man im Notfall operieren, um die richtige Stelle im Darm zu finden und das Problem zu beseitigen. Der Darm eines Pferdes ist nur leider deutlich länger. Da findet man halt kaum etwas.“ Bewegung sei für den vierbeinigen Delinquenten dann angesagt. „Denn nur das regt den Darm an“, erklärt Hanse.

Ebenso sachlich räumt sie mit einigen Vorurteilen auf. Serien wie „Black Beauty“ und Geschichten wie „Ostwind“ seien sicherlich schön, haben aber mit der Realität nicht viel zu tun. „Das sind Herdentiere. Die machen in der Natur ihre Rangfolge unter sich aus“, erklärt sie. „Wenn man als Mensch mit ihnen umgeht, muss klar sein, wer von beiden das Alphatier ist, nämlich der Mensch.“ Durch Körperhaltung, klare Ansage und unverkennbar führendes Verhalten verdeutliche man dem Tier, wer der Chef ist.

Massagen stärkt Beziehung zu den Pferden

Die Pferdepflegerin hat in eine Trainerzulassungen investiert und korrigiert das Verhalten der Pferde, wenn sie vergessen haben, dass nicht sie selbst den Ton angeben. Denn das könnte auch gefährlich werden, wenn der Mensch sich beim Ausritt beispielsweise beim Überqueren einer Straße nicht auf die Reaktionen des Vierbeiners verlassen kann.

Wenn es mal einen Tag ohne Überraschungen gibt, dann sieht Hanse zuerst nach, ob es allen Tieren gut geht, die Boxen in Ordnung und alle Utensilien wie Sättel, Decken und Zaumzeug an ihrem Platz sind. Wenn sich einer schmutzig gemacht hat, dann geht es zuerst ans Putzen.

Mit übertriebener Reinlichkeit habe das nichts zu tun, erklärt die Pflegerin: „Wenn beim Reiten Sattel oder Gurt bei jeder Bewegung über Dreck reibt, dann wirkt das wie Schmirgelpapier.“ Damit wären wunde Stellen und offene Verletzungen vorprogrammiert. „Es soll schließlich Mensch und Pferd gutgehen“, so Hanse. Für das Pferd habe das einen angenehmen Nebeneffekt, fügte Heiß hinzu. „Die Massage tut dem Tier ebenso gut wie uns Menschen. Das stärkt das Verhältnis zwischen Mensch und Tier.“