Flüchtlinge in Wachtberg Ehrenamtliche warnen vor Lagerkoller

PECH · Beim Sommerfest auf der Wiesenau kritisieren die Betreiber des Samstagstreffs das schleppende Asylverfahren. Nur wenige Bewohner haben bislang einen Termin für die Registrierung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erhalten.

 Kurt Zimmermann begrüßt die Teilnehmer des letzten Samstagstreffs vor den Ferien beim Sommerfest.

Kurt Zimmermann begrüßt die Teilnehmer des letzten Samstagstreffs vor den Ferien beim Sommerfest.

Foto: Axel Vogel

Seit rund einem halben Jahr gibt es den Samstagstreff im Hotel Wiesenau in Pech, das die Gemeinde als Flüchtlingsunterkunft nutzt. Unter der Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes Wachtberg (DRK) sind derzeit 50 Flüchtlinge untergebracht, für deren Betreuung Quartiersmanagerin Tülün Kahlenberg zuständig ist. Aber die Menschen sind hier eben nicht nur untergebracht, sondern es geht beim Samstagstreff um aktive Integrationshilfe: Die Flüchtlinge bekommen eine Sprachförderung ebenso wie die Wiesenau zur Begegnungsstätte ausgebaut wurde.

Verantwortlich für Programme und Freizeitgestaltung sind der Ökumenische Arbeitskreis zusammen mit Andrea Walter, Ehrenamtskoordinatorin der Gemeinde, sowie ein Team aus rund 20 Ehrenamtlichen um Anne Förster-Palmer. Mit einem Treff verabschiedeten sich Veranstalter und Teilnehmer am Samstagabend in die Ferien. Aber auch wenn die Verantwortlichen des Samstagstreffs viel dazu beigetragen haben, dass der Betrieb in der Flüchtlingsunterkunft weitgehend reibungslos und harmonisch funktioniert, mehren sich warnende Stimmen.

Seit dem 9. Januar hat der Samstagstreff, wie es ihn bis dato im Katholischen Familienzentrum in Berkum schon gab, auch im Hotel Wiesenau seinen festen Platz. Für Kurt Zimmermann, Vorsitzender des Ökumenischen Arbeitskreises, gab es dafür gute Gründe: „Wir brauchten einen zweiten Treff, weil die Verkehrsbindungen nach Berkum einfach schlecht sind, und wir auch im Pecher Tal etwas anbieten mussten.“ Von daher sei man schnell auf die Wiesenau gekommen.

Ökumenischer Arbeitskreis organisiert Ferienprogramm

Ähnlich wie in Berkum bauten Kurt Zimmermann, Andrea Walter und Anne Förster-Palmers Team von Ehrenamtlichen eine Reihe von Angeboten in dem ehemaligen Hotel auf, um den Bewohnern das Einleben zu erleichtern und ein möglichst geordnetes Tagewerk zu ermöglichen. So wurden Sprachkurse in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule und anderen Trägern aufgelegt, zudem eine Rechtsberatung durch den Jugendmigrationsdienst und die Caritas aus der Taufe gehoben. Eine Hausaufgabenhilfe hat zudem Barbara Reuter vom Ökumenischen Arbeitskreis organisiert. Das Jugendamt stellt ferner einen Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche.

Auch ein umfangreiches Ferienprogramm für Kinder und Erwachsene steht, wobei laut Kurt Zimmermann „viele der Aktionen durch Zuschüsse des Kommunalen Integrationszentrums des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg gefördert werden“. Dabei gilt: „An dem Treffen nehmen nicht nur die Bewohner der Wiesenau teil, sondern auch Erwachsene und Kinder, die in privaten Häusern in Pech und Villip wohnen“, ergänzt Zimmermann, der überaus zufrieden mit dem Erreichten ist. Aber Zimmermann sieht auch zunehmende Herausforderungen auf die Betreiber der Flüchtlingsunterkunft und des Samstagstreffs zukommen.

Das hängt damit zusammen, dass sich aus Zimmermanns Sicht Anzeichen mehren, dass sich bei ersten Bewohnern eine Art Lagerkoller breitzumachen droht. Für ihn wäre das durchaus nachvollziehbar: „Die meisten warten immer noch darauf, ihren Asylantrag beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stellen zu können.“ Anders ausgedrückt: Viele Flüchtlinge wüssten auch nach sieben bis acht Monaten Aufenthalt in der Wiesenau immer noch nicht, „ob sie eine Bleibeperspektive in Deutschland haben, oder nicht“.

Von 60 Bewohnern haben nur drei einen Schutztitel bekommen

Unterkunftsleiterin Tülün Kahlenberg kann den Umfang des Problems in Zahlen ausdrücken: „Von etwa 60 Bewohnern, die wir seit Januar hatten, haben bislang nur drei einen Schutztitel vom BAMF bekommen.“ Daher seien mehr und mehr Bewohner frustriert, so Kahlenberg: „Aber unsere Aufgabe ist es nun mehr denn je, sie abzulenken“.

Gleichwohl bleibe laut Kahlenberg für die Menschen ihr drängendstes Problem, ob es für sie in Deutschland weitergeht, ungelöst: „Diese Frage steht jeden Tag im Raum“, sagt sie. Bürgermeisterin Renate Offergeld, die ebenfalls das Fest besuchte, bestätigte, dass das unverändert schleppende Verfahren beim Stellen der Asylanträge auch für die Gemeinde ein grundsätzliches Ärgernis sei.

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