Mitmachaktion in Villip Ein Danziger Kantapfel für Vincent

VILLIP · Dass es sich bei einem Danziger Kantapfel um eine alte Apfelbaumsorte handelt, weiß Vincent nicht. Kann er auch noch nicht: Vincent ist gerade einmal anderthalb Jahre alt.

 Auf der "Jubiläumswiese": Karl und Elisabeth Pung pflanzen mit dem Vereinsvorsitzenden Michael Behrendt eine Goldparmäne auf dem Areal in Villip.

Auf der "Jubiläumswiese": Karl und Elisabeth Pung pflanzen mit dem Vereinsvorsitzenden Michael Behrendt eine Goldparmäne auf dem Areal in Villip.

Foto: Axel Vogel

Trotzdem entwickelte der junge Mann, der des Krabbelns bereits mächtig ist, eine gewisse Affinität zu dem Setzling. Unbedingt wollte der Kleine am Samstag mit dem jungen Bäumchen auf Tuchfühlung gehen.

Ort des Geschehens: Eine Ausgleichsfläche nahe dem Villiper Gewerbegebiet, auf welcher der "Verein zur Pflege und Förderung der Streuobstwiesen in Wachtberg" in Zusammenarbeit mit der Gemeinde eine neue Streuobstwiese anlegen will. Der Eifer des Juniors freute besonders die jungen Eltern Maximilian Schönborn und Johanna Thomas. Schließlich gehörten beide zu den zwei ersten Paten eines "Jubiläumsbaums". Vereinsvorsitzender Michael Behrendt half, den Setzling zu pflanzen. Der ist natürlich Sohnemann Vincent gewidmet.

Gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe wollen Streuobstfachmann Behrendt und die Gemeinde mit der ungewöhnlichen Aktion schlagen. Im Kern geht es darum: Wer eines Jubiläums gedenken möchte, egal, ob es sich um die Geburt eines Kindes handelt oder um eine Goldhochzeit, kann über Behrendts Verein aus gegebenem Anlass einen jungen Obstbaum auf der Streuobstwiese setzen lassen. "Eine solche Patenschaft kostet einmalig 100 Euro", erklärt Standesbeamtin Gabi Hüffel, die im Rathaus Berkum auch einer der Ansprechpartner der Aktion ist.

Die Idee, die dahinter steckt, ist keineswegs nur ein ökologischer Aspekt. Gleichwohl hofft Vereinsvorsitzender Michael Behrendt auf die Art und Weise, mit finanzieller Unterstützung der Paten ein weiteres Refugium für alte Streuobstsorten schaffen zu können.

25 Wiesen betreut sein Verein bereits im Ländchen, die 26. Fläche wurde jetzt am Samstag auf der Wiese in Villip mit den ersten beiden Bäumen bepflanzt. "Hier gibt es Platz für insgesamt rund 50 Jubiläumsbäume", so Behrendt, der auf eine langfristige Bindung der Paten hofft und sie zu Multiplikatoren der Aktion machen will.

Denn der Gedanke ist, dass Vincent, wenn er größer geworden ist, auch zum regelmäßigen Beschneiden und Ernten seines Baumes kommt, vielleicht irgendwann auch für seinen eigenen Nachwuchs einen Setzling sponsert. Kurzum, so Behrendt: "Vincent soll mit dem Baum mitwachsen."

Längst erwachsen sind Elisabeth und Karl Pung. Gleichwohl hat die Jubiläumsbaumaktion auch das Ehepaar sofort begeistert. Schließlich gab es im Hause Pung in diesem Jahr etwas zu feiern: "Wir sind seit 45 Jahren verheiratet und daran wollen wir mit dem Baum erinnern." Auch für die Pungs hatte Michael Behrendt einen besonderen Setzling ausgesucht: Eine Goldparmäne, der über viele Jahrhunderte als eine der besten Tafelobstsorten galt.

Streuobstwiesen

"Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in unserer Kulturlandschaft", sagt Dorothee Hochgürtel vom Verein zur Pflege und Förderung der Streuobstwiesen in Wachtberg, der sich um die im Gemeindegebiet verstreuten Areale kümmert. Die alten Obstbäume bieten mit ihren Höhlen und Spalten Niststätten für viele Tierarten wie den Specht.

Aber auch zahlreiche Insekten und Säugetiere, wie die selten gewordenen Gartenschläfer und bedrohte Fledermausarten schätzen die alten Bäume. Schließlich würden die Tiere in den intensiv genutzten Obstplantagen und Äckern laut Hochgürtel kaum geeignete Lebensräume vorfinden. Gerade der intensiv betriebene Obstanbau im Wachtberger Ländchen sei auch verantwortlich dafür, dass für die alten Streuobstwiesen vielerorts kein Platz mehr bleibt.

Info

Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es unter 0228/ 9 54 41 12 oder unter www.streuobst-wachtberg.de

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