Ausstellung am Berkumer Rathaus Ein Faultier hängt im Schaugarten

Wachtberg · Der Internationale Künstlerverein Köln zeigt in Berkum Kunstwerke auf Lkw-Planen. Beteiligt an der Open-Air-Ausstellung im Schaugarten am Rathaus sind auch hiesige Akteure.

 Marie-Christin Hallier aus Grevenbroich hat zur Ausstellung im Schaugarten ein Faultier beigesteuert, das ein perfektes Plätzchen gefunden hat.

Marie-Christin Hallier aus Grevenbroich hat zur Ausstellung im Schaugarten ein Faultier beigesteuert, das ein perfektes Plätzchen gefunden hat.

Foto: Silke Elbern

Oft fehlt ja die Zeit, neben dem stressigen Alltag in Ausstellungen zu gehen. Dieses Argument, vorgeschoben oder nicht, zieht bei der Open-Air-Ausstellung im Schaugarten am Berkumer Rathaus nicht. Denn die hat rund um die Uhr geöffnet. Allein das wechselhafte Wetter könnte bis zum Ende am 15. Juni ein Problem werden. Dem ein Schirm Abhilfe schafft. Der Internationale Künstlerverein e.V., Köln (IKV) hat dort Werke seiner Mitglieder – wetterfest auf 80 mal 60 Zentimeter große Lkw-Planen gedruckt – aufgehängt.

Idee entsteht während des Lockdowns

Die Idee dazu sei in der ersten Lockdown-Phase entstanden, als es andere Ausstellungsmöglichkeiten nicht gab, so die Organisatoren. Vor Ort hieß es, erstmal umzuplanen. „Aufgrund des wegen der sommerlichen Temperaturen schon üppig gewachsenen Grüns im Schaugarten hatten die Akteure ihr Konzept, alle Werke im Garten zu installieren, jedoch kurzfristig überdenken müssen“, teilte Gemeindesprecherin Margrit Märtens mit. Ein Großteil der Ausstellung findet sich nun bereits an der Vorderseite des Rathauses, gut sichtbar vom Auto aus; nur ein kleiner Teil hat an den Büschen und Bäumen im hinteren Rathausgarten seinen Platz gefunden.

So zum Beispiel das Faultier von Marie-Christin Hallier aus Grevenbroich. Der Ast wirkt geradezu perfekt, um einfach mal abzuhängen, und die satten grünen Blätter drumherum spenden Schatten und Schutz. Fast schon ein wenig keck blickt es den Betrachter an. Dass die Arbeiten im Ländchen zu sehen sind, liegt an der Wachtberger Künstlerin Barbara Kroke. Sie ist Mitglied im IKV und nach Stationen in Sankt Augustin und Hennef ist nun ihre „Heimat“ dran. Der Titel „Ein Schiff ist im Hafen sicher vor dem Sturm – aber dafür ist es nicht gebaut“ ermuntere zum Risiko, zum Tun auch unter widrigen Umständen, sagte Bürgermeister Jörg Schmidt bei der Eröffnung. „Dass Ihr Tun nunmehr hier im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis zu bestaunen ist, freut mich sehr“, dankte Schmidt der Pecherin Kroke für deren Initiative.

Förderung der Artenvielfalt seit 20 Jahren

IKV-Vorsitzende Margareta Schulz betonte den Wandercharakter der Ausstellung und war gespannt, „was sich daraus noch entwickelt“. Der Verein widme sich dem internationalen künstlerischen und kulturellen Austausch mit Projekten, Ausstellungen und Workshops länder- und kontinenteübergreifend. Aber die beste Kunst wäre nichts, wenn sich dafür kein würdiger Rahmen fände. Und dafür sorgt das Team um Ulrike Aufderheide, der Leiterin des Schaugarten-Agenda-Arbeitskreises. Sie betonte, dass Garten und Kunst zusammengehören. Und Vielfalt, wie bei den gezeigten Bildern, gebe es auch im Schaugarten selbst: Die Aktiven kümmerten sich schon seit 20 Jahren um die Förderung der Artenvielfalt.

Das Team will Ideen geben, was im heimischen Garten so alles wachsen kann. Und nicht mal Dünger braucht, wie der Färber-Ginster (Genista tinctoria), der in der Vergangenheit bedeutender Lieferant eines gelben Farbstoffes war. Oder die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) – schön anzusehen, aber hochgiftig, zudem können sich bei Berührung schmerzende Blasen auf der Haut bilden. Weniger gefährlich, dafür gefährdet, ist die Astlose Graslilie (Anthericum liliago), der es an Biotopen mangelt, in den sie ihre Schönheit entfalten kann.

In und über alldem hängen derzeit die Kunstwerke. Zum Beispiel der schwimmende Fisch von Barbara Hanebuth aus Sankt Augustin. Oder das abgenutzte Abendkleid von Ellen Dornhaus, die ebenfalls aus Wachtberg kommt. Und das gefühlt nur darauf wartet, aus seiner Plastikhülle befreit zu werden.

Die Ausstellung der Bilder auf Lkw-Planen ist noch bis zum 15. Juni vor dem Rathaus, Rathausstraße 34, am Treppenaufgang und im Schaugarten hinter dem Gebäude zu sehen – rund um die Uhr.

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