Serie Wachtberger Originale Ein Pionier des Rheinauen-Flohmarkts

Wachtberg-Werthhoven · Der 72-jährige Albert Aberfeld war einer der ersten Teilnehmer des Rheinauen-Flohmarkts. Heute sammelt der leidenschaftliche Verkäufer Raritäten rund um den Rhein.

 Albert Aberfeld hat eine Passion für alte Fotos und Stiche vom Rhein.

Albert Aberfeld hat eine Passion für alte Fotos und Stiche vom Rhein.

Foto: Martina Sondermann

Der Bonner Rheinauen-Flohmarkt, einer der größten Flohmärkte Deutschlands, hatte seinen Ursprung am Hofgarten. Albert Aberfeld war einer der ersten Teilnehmer. Der geborene Endenicher lebt seit 2003 mit Ehefrau Margret, Hund Benny und 15 Wasserschildkröten in Werthhoven. „Hier ist es einfach stadtnah, aber man hat trotzdem alle Vorteile vom Land“, so Margret Aberfeld. Ihr Mann erinnert sich noch gut an die Zeit, als er Mitte der 1960er Jahre mit seinem besten Freund und einem Tapeziertisch vor der Mauer am Koblenzer Tor stand.

„Wir haben einfach mit dem Fahrradanhänger Sperrmüll gesammelt“, berichtet der 72-Jährige Versicherungs- und Immobilienmakler. Darunter einmal auch ein großes Gemälde, das der damals noch unerfahrene Trödelverkäufer dem ersten Interessenten eher scherzhaft für 1000 D-Mark anbot. Mit dem Gegenangebot, das dann kam, hatte er nicht gerechnet. „Also für 800 D-Mark nehme ich es mit!“ Nach diesem unverhofften Coup war der Flohmarkttag für Aberfeld gelaufen: „Alles klar – ich fahr' nach Hause.“

Weniger Glück hatte der Trödler mit einem alten Grammophon, das er auf einer seiner Sperrmülltouren mangels Platz erst mal in einem Vorgarten versteckte, um es dann bei der nächsten Runde abzuholen. „Da war es aber leider schon weg“, erinnert sich Aberfeld, der das gute Stück wenig später im Schaufenster eines Bonner Antiquitätenladens für 300 D-Mark stehen sah. „Das tat weh.“ Den Trödel für seine Flohmärkte holte er sich irgendwann nicht mehr vom Sperrmüll, sondern aus Haushaltsauflösungen, die er in seiner Freizeit durchführte.

Das ein oder andere „Schätzchen“ hat Albert Aberfeld selbst auf Märkten entdeckt. So erwarb er vor fast 40 Jahren das Album „Der Deutsche Rhein“ von Edmund Renard auf einer Antiquitätenbörse in der Godesberger Stadthalle. Die aus den 1920er Jahren stammende und in Leinen gefasste Mappe enthält „farbenphotographische Aufnahmen“ bekannter Sehenswürdigkeiten entlang des Rheins, darunter auch der Drachenfels. „Ich dachte, das seien Originalgemälde“, gesteht Aberfeld, der auch antike Stiche vom Rhein sammelt und alte Bücher. „Bei manchen muss man Angst haben, dass die auseinanderfallen“, schmunzelt er.

Was den passionierten Trödler damals reizte, waren die Menschen und die Atmosphäre auf dem Flohmarkt. „Das hat mir immer großen Spaß gemacht“, erzählt Aberfeld, der sich auch gern mal in die Verhandlungen am Nachbartisch eingemischt hat. Als eine Dame einen Rock auf fünf Euro runterhandeln wollte, reagierte er prompt: „Okay, den Rock können Sie haben, aber ohne den Reißverschluss – der wird entfernt.“

Nach dem Umzug des Trödelmarkts vom Hofgarten in die Bonner Rheinaue war Aberfeld noch bis vor etwa sieben Jahren regelmäßig auf seinem Stammplatz unter der Brücke mit von der Partie. „Der alte Flohmarkt war gemütlicher und übersichtlicher“, stellt der Trödelveteran fest, „wobei der neue in der Rheinaue schon toll ist.“

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