Studiobühne Wachtberg spielt "Des Kaisers neue Kleider" Einen solchen Stoff haben sie noch nie gesehen

Wachtberg-Berkum · "Aber er hat ja gar nichts an!" Die Wahrheit kann manchmal ganz schön wehtun. Doch man wäre nicht der Kaiser, würde man sich in solch einer Situation gleich doppelt die Blöße geben und den "offensichtlichen" Irrtum zugeben.

 Er hat gar nichts an: Keiner am Hofe will sich die Blöße geben und dem Kaiser die Wahrheit sagen, dass er von Gaunern hereingelegt wurde - bis auf einen kleinen Jungen.

Er hat gar nichts an: Keiner am Hofe will sich die Blöße geben und dem Kaiser die Wahrheit sagen, dass er von Gaunern hereingelegt wurde - bis auf einen kleinen Jungen.

Foto: Sondermann

Kaum einer, der das Märchen von Hans Christian Andersen nicht kennt. Die Studiobühne Wachtberg führt heute Nachmittag "Des Kaisers neue Kleider" in eigener Bühnenfassung von Peter Schäfer in der Aula des Schulzentrums auf. Gestern war Premiere.

Der Kaiser liebt Kleider und verlangt "etwas noch nie Dagewesenes." Hereingelegt von zwei Betrügern, die ihm vorgaukeln, einen Stoff zu weben, der für dumme Menschen unsichtbar ist, traut sich der Monarch beim Blick in den Spiegel natürlich nicht zuzugeben, dass er beim besten Willen nichts sieht. Auch seine Minister und der Hofstaat gaukeln ihm vor, etwas zu sehen, was gar nicht da ist, aus Angst, für dumm gehalten zu werden. Oder sie bedienen sich der geschickt "verpackten" Wahrheit: "Einen solchen Stoff haben wir tatsächlich noch nie gesehen." So nimmt das Schicksal seinen Lauf, und zum Schluss steht der König in Unterhosen da.

Und die Moral von der Geschicht'? Soll man zu der eigenen Wahrnehmung stehen oder sich lieber der Allgemeinheit unterordnen? Anders als im Märchen, lässt die Wachtberger Inszenierung den Kaiser am Ende herzhaft mitlachen und dem ehrlichen Kind danken: "Du hast mich gelehrt, man muss an sich selbst glauben und sich selbst trauen."

Mit viel Liebe zum Detail wurden die mehr als 25 Charaktere ausgestaltet, allesamt Schauspieler der Wachtberger Studiobühne und der Jugendbühne. Nico Heinrich brilliert mit seiner hellen und akzentuierten Tenor-Stimme in der Rolle des eitlen Kaisers. Auch andere Charaktere wie der französische Hofschneider Nadel, gespielt von Sabine Hofmann, zeigen mit ausgereifter Gestik und Mimik ein unglaublich komödiantisches Talent. Nicht zuletzt die opulenten Kostüme, das liebevoll gestaltete Bühnenbild und die ausgewählten Requisiten geben dem Märchen einen würdevollen Rahmen.

Peter Schäfer, der auch Regie geführt hat, zeigte sich nach der Premiere sichtlich erleichtert: "Ich war nicht sicher, wie das Stück ankommt." Es war sein Erstlingswerk. Ein Märchen, das an sich nicht besonders handlungsstark ist. "Die Herausforderung war, ein Stück zu schreiben, das Erwachsene und Kinder gleichermaßen begeistert." Es ist ihm gelungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort