Kinderbetreuung in Wachtberg Eltern beklagen Hinhaltetaktik der Gemeindeverwaltung

WACHTBERG · Wegen fehlender Kindergartenplätze ist der Unmut in vielen Wachtberger Familien so groß, dass sie klagen wollen.

 Ü-3-Kinder spielen auf dem Außengelände der Kita im Familienzentrum Villipp

Ü-3-Kinder spielen auf dem Außengelände der Kita im Familienzentrum Villipp

Foto: Axel Vogel

„Dann müssen Eltern eben klagen!“ Das war jüngst das Eingeständnis von Bürgermeisterin Renate Offergeld und der Gleichstellungsbeauftragten Silvia Klemmer bei der Sitzung des Jugendausschusses. Dort war die angespannte Situation in den Wachtberger Kindergärten wieder Gegenstand der Beratungen. Offiziell gibt es laut Verwaltung für 94 gemeldete Kinder bis auf weiteres keinen Platz im kommenden Kindergartenjahr. Daher wollen nun in der Tat Eltern klagen.

Bereits Klage eingereicht hat Anwalt Denis Hoffmann aus Villip. Der Druck sei groß, für die acht Monate alte Tochter einen Platz zu finden. Hoffmanns Frau arbeitet nämlich im Öffentlichen Dienst und kehrt im Sommer an ihren Arbeitsplatz zurück. Konkret gehe es darum, „dass meine Frau nach einem Jahr Elternzeit auf ihren Posten zurückkehren muss, um den beruflichen Status Quo zu halten“. Darum habe man bereits drei Wochen nach der Geburt der Tochter Bedarf bei der Gemeinde für eine U 2-Betreuung angemeldet. Mit dem Familienzentrum in Villip gebe es auch eine der wenigen Kitas in Wachtberg, die diese Betreuung übernehmen könne.

Da sich das Ehepaar bewusst war, dass sich das Kita-Problem in der Gemeinde „noch zuspitzen wird, habe ich die Gleichstellungsbeauftragte mit Anfragen genervt“, so Hoffmann. Hoffmann sah sich bis zum 15. März und dem Abschluss des Nachrückverfahrens von der Gemeinde „vertröstet“, wobei der Familienvater angekündigt hatte: „Im Falle einer Nichtberücksichtigung bestehe ich auf etwas Schriftlichem, um dann eine Verpflichtungsklage auf eine U 3-Betreuung einreichen zu können“. Bekomme er trotz Klage keinen Platz, „müsse wir uns mit einer Tagesmutter behelfen“, die nur schwer zu finden sei. Die Kostenerstattung sei ja in der Satzung klar geregelt. Was Hoffmann letztendlich jetzt den Klageweg beschreiten lässt, ist die „Hinhalte- und Verzögerungstaktik der Gemeinde, die keine Informationen an die Eltern weitergibt“.

Das Ehepaar würde seine Tochter auch in einer privaten Kita in Bonn anmelden: „Wir wären bereit, die Mehrkosten zu tragen, wenn die Gemeinde beziehungsweise der Kreis die Kosten erstatten würde, die eine Tagespflegeperson erhalten würde“, so Hoffmann. Das sei aber nach Auskunft des Kreises nicht möglich. „Es werden nur Tagesmütter gefördert, aber keine qualifizierten privaten Einrichtungen“, bekam Hoffmann zu hören. Aus seiner Sicht nicht nachvollziehbar.

„Die Gemeinde bekleckert sich in Sachen Kommunikation mit ihren Bürgern nicht mit Ruhm“, sagt auch ein 30-jähriger Vater aus Wachtberg, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Bereits 2014 meldete er für die damals neun Monate alte Tochter Bedarf für einen Kitaplatz an, eine Absage für das Kindergartenjahr 2015 folgte. „Nun sitzen wir für eine Zusage für Sommer 2016 erneut auf heißen Kohlen.“ Seine Tochter hat er noch bis zum Sommer bei einer privaten Tagesmutter untergebracht: „Wie es danach weitergehen wird, ist mehr als ungewiss“, so der Vater: „Fakt ist, dass beide Elternteile voll berufstätig sind und arbeiten müssen.“

Zudem wäre eine weitere Betreuung durch die Tagesmutter nicht mehr altersgerecht. Zwar liegt inzwischen eine Betreuungszusage der Gemeinde vor. Trotzdem ärgert den Vater, dass zuvor „mehrere Nachfragen von der Gemeindemitarbeiterin teils unsachlich, schroff und empathielos abgetan wurden“. Ein Stück weit verzweifelt ist auch Katharina Breidenbend. Sie hatte ihre zwei Jahre alte Tochter schon mit zwei Monaten für das kommende Kindergartenjahr angemeldet: „Die Absage kam am Samstag.“ Breidenbend kann sich nicht erklären, „was ich noch hätte tun können oder welche Kriterien ich noch erfüllen muss, um einen Platz zu bekommen“.

Auch sie ärgert sich maßlos über die Informationspolitik der Gemeinde. Daher machte sie sich jetzt mit einem Anruf bei der Gemeinde Luft: „Wenn das keinen interessiert, muss ich halt auch klagen“, gab sie dort zu Protokoll. Die Gleichstellungsbeauftragte habe sich dann gemeldet und ihr zu einer Anmeldung der Tochter in der provisorischen Gruppe des Limbachstifts geraten. Das hat Katharina Breidenbend getan, jedoch mit wenig Hoffnung: „Es ist ja noch gar nicht klar, ob diese provisorische Gruppe unter Dreijährige überhaupt aufnehmen darf.“ ⋌

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort