Erntezeit in Wachtberg Viele Äpfel haben Sonnenbrand

Wachtberg · In der Region ist die Obsternte in vollem Gange - zu früh. Grund dafür ist der trockene Sommer. Viele Landwirte kämpfen jedoch noch mit einer weiteren Gegebenheit.

 Obsternte in Wachtberg: Bio-Landwirtin Dorothee Hochgürtel pflückt Äpfel auf einer Streuobstwiese bei Ließem.

Obsternte in Wachtberg: Bio-Landwirtin Dorothee Hochgürtel pflückt Äpfel auf einer Streuobstwiese bei Ließem.

Foto: Axel Vogel

Aufgrund des Dürresommers und damit bereits früh gereifter Äpfel und Birnen ist die Obsternte zwischen Ließem und Fritzdorf bereits in vollem Gange. Doch Landwirte wie der Bio-Bauer Albert Schmitz sehen die Ertragssituation alles andere als rosig – und die Branche vor schweren Zeiten. Nicht nur, dass die Ernte wegen des spärlichen Regens über Monate der sengenden Sonne, gefräßiger Vögel und Wespen stark gelitten hat, so Schmitz. Vor allem sagt er: „Wir verdienen angesichts dramatisch gestiegener Betriebskosten seit Anfang des Jahres praktisch nichts mehr an dem Verkauf.“

Waren aus dem Ausland

Trotzdem müssten regionale Landwirte wie er das Obst an Supermärkte und Discounter verkaufen, „weil sie sich dann sofort bei anderen Anbietern mit Waren eindecken würden, und zwar längerfristig“. Viele dieser Anbieter kämen dann eben nicht mehr aus der Region, sondern aus dem Ausland, wo oft unter ganz anderen Rahmenbedingungen produziert werden könnte.

Nachdem Schmitz bereits den Anbau von Biogemüse wie Salat „wegen einer weggebrochenen Kaufkraft und zu viel Angebot auf dem Markt“ jüngst eingestellt hatte (der GA berichtete), setzt er nun verstärkt auf den Anbau von Obst. Dabei bestreiten Äpfel rund 80 Prozent seiner Anbaufläche und Birnen 20 Prozent. Durch das sehr trockene Wetter konnte er zwar schon Mitte August mit der Ernte beginnen, aber die fiel durchwachsen aus.

„Da ich in meinem Betrieb noch über keine Hagelschutznetze verfüge, die auch als Sonnenschutz dienen, sind wegen Sonnenbrandschäden etwa 20 Prozent der Äpfel kaputt.“ Zudem seien etwa zehn Prozent der Birnen und Äpfel nicht mehr verwertbar, weil Vögel sie angepickt hätten.

An vielen seiner Plantagen habe es zudem in diesem Jahr erneut eine „echte Wespenplage“ gegeben, die ebenfalls viel Obst angefressen haben. „Je nachdem, wo die Bäume stehen, ist an fast jedem Baum eine Wespe dran.“ Letztendlich hätten die viele Sonne und der wenige Regen dafür gesorgt, „dass Birnen und Äpfel zwar eine gute Qualität haben, aber dafür viel kleiner sind als in den Jahren zuvor“.

Was hinzu kommt: „Der Absatz ist im Moment sehr schwach“, hat Albert Schmitz registriert. „Es ist eine deutliche Kaufzurückhaltung zu spüren.“ Die Erzeugerpreise seien dabei geringer als im vergangenen Jahr, und das bei deutlich höheren Produktionskosten. Schmitz verweist auf die Preise für Diesel, Pflanzenschutzmittel, Dünger und Energie. „Insbesondere der Strom für den Betrieb von Kühllagern ist um rund ein Drittel gestiegen.“

Außerdem sieht er neue Belastungen auf sich zukommen: „Alle Obstkulturen, die wir neu anlegen, werden wir mit Hagelschutznetzen ausrüsten müssen. Bei bestehenden Plantagen lohnt sich das nicht mehr.“

Aber auch so ist das Ganze eine Rieseninvestition für den Viliper Landwirt. „Ich gehe von Investitionen von rund 40.000 Euro pro Hektar aus, die ich nur über Kredite finanzieren kann.“ Ebenfalls große Sorge hat er wegen Plänen der EU, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu halbieren. „Das ist völlig sachfremd und dürfte vor allem für regionale Produzenten wie mich das Aus bedeuten.“ Er würde das als klaren Wettbewerbsnachteil empfinden. „In vielen Ländern spielten Auflagen, etwa bezüglich Pflanzenschutzmitteln, keine Rolle.“

Nischenprodukte von der Streuobstwiese

Für ihre „Nischenprodukte“ sieht die Züllighovener Bio-Landwirtin Dorothee Hochgürtel in diesem Jahr allerdings kein großes Absatzproblem. Sie vermarktet nämlich die Äpfel von ihren Streuobstwiesen, die sie derzeit ebenfalls verstärkt erntet, direkt auf ihrem Hof. Hochgürtel sagt: „Die Ernte ist gut.“ Sicherlich habe mancher Apfel in diesem Jahr einen Sonnenbrand abgekommen: „Ich hatte sogar den Fall, dass an einem Baum ein Apfel hing, der wie ein Bratapfel aussah.“ Blasenbildung inklusive. Aber selbst Äpfel mit Sonnenbrand kann Hochgürtel oft noch vermarkten, nämlich gepresst zu sortenreinen Säften.

■ Am 24. September, ab 10 Uhr, veranstalten Landwirte aus der Region auf dem Bonner Münsterplatz eine Infoveranstaltung zum Obstanbau. Dabei verteilen Landwirte wie Schmitz nicht nur Äpfel, sondern wollen mit Interessierten auch ins Gespräch kommen.

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