Otis Henkel aus Wachtberg Erst 20 und schon reich an politischen Ämtern

Wachtberg · Schon mit acht Jahren schaute Otis Henkel regelmäßig die Tagesschau, mit 16 trat der Wachtberger in die SPD ein. Und das, obwohl sein Vater Fraktions- und Parteivorsitzender der Grünen im Ländchen ist. Mittlerweile hat der 20-Jährige allerdings auch diverse politische Ämter inne.

 Der Villiper Otis Henkel setzt sich unter anderem für bessere Busverbindungen ein – nicht nur im Ländchen.

Der Villiper Otis Henkel setzt sich unter anderem für bessere Busverbindungen ein – nicht nur im Ländchen.

Foto: Axel Vogel

Es gibt durchaus schönere Hintergrundmotive als Haltestellen, aber darauf kommt es Otis Henkel nicht an. Für den 20-Jährigen zählen Inhalte und so hat er sich fürs Foto bewusst einen Busstopp in seiner Heimat Villip ausgesucht. Mobilität und Klimaschutz sind zwei wichtige Anliegen für den Vize-Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Wachtberg. „Es geht aber nur schwierig zusammen, wenn die Preise im VRS-Gebiet stetig steigen oder kein Bus fährt“, so Henkel. Dorfjugendliche dürften nicht benachteiligt werden, in dem sie als erste abends von der Party weg müssten oder sich – mangels Bustakt – vielleicht doch alkoholisiert hinters Steuer setzten.

Und schon verbindet sich die kommunale Politik des Otis Henkel mit der der Jusos Rhein-Sieg. „Auch um 2 oder 3 Uhr nachts muss noch ein Bus fahren, und es gibt Dinge, da muss sich nicht alles im Einzelnen rechnen, dafür setzen wir uns ein“, sagt Henkel. In der Jugendorganisation der SPD hat er vor Kurzem den Vorsitz übernommen und bildet mit der 28-jährigen Siegburgerin Zeynep Kirli die erste Doppelspitze.

Mit 17 Jahren saß er im Studierendenparlament

Das dritte, große politische Amt findet gewissermaßen im Alltag des Studenten der Politik- und Rechtswissenschaften statt. Für die Juso-Hochschulgruppe sitzt er im Senat der Bonner Uni und im Studierendenparlament. Und das schon seit zweieinhalb Jahren. „Da ich mit 17,5 Jahren angefangen habe, könnte es durchaus sein, dass ich das jüngste Mitglied bin, das es jemals gab“, sagt der 20-Jährige und wischt den Gedanken sogleich als unwichtig zur Seite.

Als Politik-Nerd möchte er nicht gelten, weil es für ihn noch viel Leben abseits der harten Themen gibt. Wobei, Fußball zählt ja eigentlich ebenfalls dazu. Spiele des FC Bayern München und des Bonner SC entgehen ihm selten. „Ich gucke wahnsinnig viel Sport und muss wegen der olympischen Spiele gerade meinen Schlafrhythmus umstellen“, erzählt er mit einem Schmunzeln.

Das Aktive steht dem Passiven zwar etwas nach, aber sein großes Interesse hat den Vorsitzenden der SPD-Kreistagsfraktion, Denis Waldästl, aufhorchen lassen. „Er hat mich kurz nach der Wahl gefragt, ob ich mir vorstellen kann, in den Kultur- und Sportausschuss zu kommen“, so Henkel, der sogleich zusagte.

Die große Vielfalt der Ämter

Es ist nicht das letzte Ehrenamt in der Liste, denn in Wachtberg sitzt er als sachkundiger Bürger im Ortsausschuss Villip und im Gemeindeausschuss für Generationen, Sport, Soziales und Kultur. Dass es im vergangenen September nicht mit einem Ratsmandat geklappt hat, sieht er gelassen. „Wer Politik ob der Ämter macht, hat nicht begriffen, worum es geht“, sagt er überzeugt. Zudem sei er das erste Mal angetreten. „Und es ist ja auch wichtig, Leute für die Zukunft aufzubauen.“ So fänden sich im Ortsverein-Vorstand mit ihm vier junge Mitglieder. Dass Vorsitzender Paul Lägel die 70 erreicht hat, sieht er nicht kritisch. „Wir sind ein gutes Team aus Erfahrung und frischem Wind“, meint er und es klingt ehrlich, nicht bloß diplomatisch.

Das Gespräch ist fortgeschritten und zwei Fragen können nun nicht länger warten. Wie fand er zur Politik und warum zur SPD, wo sich ja sonst – Vorsicht Vorurteil – die Jüngeren eher bei den Grünen finden? „Ab meinem achten Lebensjahr habe ich mit meiner Mutter Lokalzeit und Tagesschau geguckt“, sagt der frühere Schüler des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums in Bad Godesberg.

Etwa zur gleichen Zeit, im Jahr 2009, kam sein Vater Oliver Henkel für die Grünen in den Wachtberger Rat und koaliert jetzt dort mit der CDU. Eine „andere Richtung“, sagt der Sohn, habe er nicht eingeschlagen, sich nur für eine andere Partei entschieden, denn die politischen Wahlprogramme seien doch ähnlich. Aber die Grüne Jugend im Kreis sei längst nicht so aktiv wie die Jusos.

 Seine Abi-Stufe sieht ihn als nächsten Bundespräsidenten

Warum Otis Henkel im Januar 2018 online am Computer in die SPD eintrat, hat viel mit dem Kanzlerduell 2017 zu tun. „Da hat sich Martin Schulz sehr ins Zeug gelegt für soziale Gerechtigkeit und gleiche Bildungschancen für jedes Kind“, erinnert sich der Student. Auf dem absteigenden Ast sieht er seine Partei weder bundes- noch lokalpolitisch: „Wir haben immer noch die meisten Mitglieder in Deutschland, und die Stimmung wird wieder besser.“ Seine Stufe hat den Villiper in der Abi-Zeitung zum nächsten Bundespräsidenten gewählt. Er selbst würde sein Engagement dagegen lieber weiter als Hobby sehen.

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