Besucher berichten Fachwerkhäuser sind Thema im Wachtberger Erzählcafé

Villip · Das jüngste Villiper Erzählcafé beschäftigte sich mit den Fachwerkhäusern im Ort. Die Besucher erzählten dabei auch von Lausbuben, die Beeren mit Blasrohren verschossen.

 Damals und heute: Dieses Fachwerkhaus stand bereits 1905 an der Villiper Kreuzgasse.

Damals und heute: Dieses Fachwerkhaus stand bereits 1905 an der Villiper Kreuzgasse.

Foto: Petra Reuter

Historie und Histörchen und damit viel aus dem Herzen des Ortes lernt man in den Erzählcafés des Heimatvereins Villip kennen. Beim jüngsten Treffen erkundeten 30 Besucher die Entwicklung der Fachwerkbauten in Villip. Dabei förderte man manch denkwürdige Anekdote zutage.

Wie ist es eigentlich entstanden, das charakteristisch-friedliche Nebeneinander verschiedener Bausubstanzen und Architekturen in Villip? „Hier wurde mal ein Fachwerkhaus abgerissen, da wurde mal saniert, mal hatten andere ein altes Haus gekauft, mal haben die Besitzerfamilien selbst Hand angelegt“, beschrieb Referent Karl-Josef Hoffmann das Wachsen der heutigen Struktur. Gelegentlich seien auch Baulücken zwischen zwei Fachwerkhäusern mit einem massiven Steinbau vielleicht aufgefüllt  worden, so der Vorsitzende des Heimatvereins, Ulf Hausmanns.

Bei einer Familie sei das Grundstück so günstig geschnitten gewesen, dass sie dicht hinter ihrem direkt an der Straße stehenden Fachwerkhaus einen Massivbau errichten konnten. „Bis das neue Haus fertig war, haben wir noch in dem Fachwerkhaus gewohnt“, sagte Christel Hausschild. Sie selbst kam als Tochter des damaligen Hausbesitzers Engelbert Theisen in diesem Haus zur Welt. Beim Umbau war sie noch ein junges Mädchen. „Da, wo das Fachwerkhaus stand, ist heute der Vorgarten“, sagte sie.

Zugig sei es in manchen Fachwerkhäusern gewesen, weil es zwischen den Holzverbindungen Lücken gab, berichteten die Gäste bei Kaffee und Kuchen. Das wussten in den 50er Jahren auch die Lausbuben, erinnerte sich Hoffmann: So habe es in Villip ein Fachwerkhaus gegeben, das man auf die Grundmauern des ehemaligen Löschteichs gebaut hatte. Dieses Haus besaß, mit Brettern abgetrennt, eine angebaute Abortkammer. Allerdings habe es zwischen den Hölzern dort manchen Spalt gegeben. Durch den zielten seinerzeit Kinder mit selbstgebauten Blasrohren aus Holunderästen mit unreifen, grünen Beeren des Strauchs direkt auf den Podex der Toilettennutzer. „Sie trafen oft nicht schlecht“, berichtete der Referent schmunzelnd.

Nicht alle Fachwerkhäuser verschwanden, so Hoffmann. „Manche haben auch saniert, was heute schon recht schwierig werden kann.“ Es sei nämlich gar nicht mehr so einfach, passendes Baumaterial und Fachleute für einen Wiederaufbau zu finden, wusste Peter Kühlwetter, der selbst ein solches Mammutprojekt im Nachbardorf in Angriff genommen hatte.

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