Berufung zurückgezogen Falscher Polizist bekommt zwei Jahre auf Bewährung

Bonn · Ein aufmerksamer Senior aus Wachtberg hatte die Telefon-Betrugsmasche bemerkt und zur Geldübergabe die Polizei dazu gerufen. Der Abholer bekommt eine Bewährungsstraße von zwei Jahren, zu den Hinterleuten schweigt er.

 Der Eingang zum Bonner Amts- und Landgericht.

Der Eingang zum Bonner Amts- und Landgericht.

Foto: dpa/Daniel Naupold

Nach fünf Minuten war die Berufungsverhandlung schon wieder vorbei: Am Mittwochmorgen zogen sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung ihre entsprechenden Anträge zurück und so ist die erstinstanzlich verhängte Bewährungsstrafe von zwei Jahren nun rechtskräftig. Ein 33-jähriger Mann aus Tannenbusch war am 25. März dieses Jahres von einem Schöffengericht am Bonner Amtsgericht wegen versuchten gewerbsmäßigen Bandenbetrugs verurteilt worden. Der Verurteilte hatte als Abholer in einem Fall des sogenannten Polizistentricks versucht, einen 83-jährigen Rentner aus Wachtberg um sein Vermögen zu bringen.

Die Fälle, in denen die auch als Enkeltrick bekannte Betrugsmasche angewandt wird, haben sich in den vergangenen Jahren gehäuft. Allerdings sind auch die potenziellen Opfer inzwischen immer öfter für den Umgang mit den betrügerischen Anrufen sensibilisiert. So auch im Fall des 83-jährigen Wachtbergers, der schnell erkannte, dass er übers Ohr gehauen werden sollte.

Anrufer sind psychologisch geschickt

Die Betrugsmasche folgt durchgängig einem recht simplen Schema: Mit teilweise abstrus anmutenden Geschichten sollen die Opfer dazu gebracht werden, ihre Wertsachen einem Bandenmitglied auszuhändigen. Durch psychologisch geschickte Gesprächsführung der Anrufer gehen viele Angerufene davon aus, mit einer vertrauenswürdigen Person zu sprechen.

Im aktuell verhandelten Fall riefen die unbekannten Hinterleute den Rentner erstmals am späten Nachmittag des 26. August 2021 an. Der Sohn des 83-Jährigen nahm allerdings schnell den Hörer an sich und beendete das Gespräch. Trotzdem meldete sich ein vorgeblicher Beamter der Polizei Bedburg am nächsten Morgen erneut bei dem Senior und gab an, dass im Umfeld seines Hauses gerade zwei Rumänen verhaftet worden seien, bei denen man Listen gefunden habe, auf denen auch seine Adresse aufgeführt gewesen sei. Der Angerufenen wusste aber sofort, dass da Betrüger am anderen Ende der Leitung sein müssen und ging zum Schein auf den Vorschlag ein, alle seine Wertsachen einem Abholer zu übergeben.

Er vertröstete die Anrufer auf den späten Mittag und benachrichtigte zwischenzeitlich die Polizei. Die traf bereits nach kurzer Zeit in der Wohnung des Rentners ein und hatte eine für die Übergabe präparierte Tasche mit Falschgeld dabei. Als der 33-jährige Abholer gegen 13 Uhr an der Tür des Wachtbergers klingelte, schnappten die Handschellen zu, bevor er noch ein Wort sagen konnte.

Vor Gericht gab er sich im Grundsatz geständig, mochte aber die Identität der Hinterleute nicht preisgeben. Sein Mandant sei als Abholer angeworben worden, ohne genau zu wissen, auf was er sich da eingelassen habe, so Verteidiger Mutlu Günal. Im Geflecht der international aufgestellten Betrüger-Banden stellen die Abholer das letzte Glied in der Kette dar. Sie müssen für einen relativ geringen Anteil an der Beute das größte Risiko tragen. Die im Jargon „Keiler“ genannten Anrufer , die die Opfer mit psychologischem Einfühlungsvermögen austricksen, werden hingegen so gut wie nie gefasst.

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