Sternenfotografie im Garten Faszinierende Bilder aus dem All entstehen in Wachtberg

Wachtberg · Von seinem Garten in Wachtberg aus fotografiert Stefan Schmidt das Weltall. Dabei entstehen faszinierende Bilder, die beispielsweise den Saturn mit seinen Ringen zeihen. Dabei schaut Schmidt quasi in die Vergangenheit, weil das Licht von den Phänomenen im All lange bis zur Erde unterwegs ist.

 Wenn Stefan Schmidt nachts in seinem Garten in Wachtberg mit seinem großen Teleskop und der Spiegelreflexkamera fotografieren will, dann richtet er die ausgefeilte Technik schon am Abend zuvor ein.

Wenn Stefan Schmidt nachts in seinem Garten in Wachtberg mit seinem großen Teleskop und der Spiegelreflexkamera fotografieren will, dann richtet er die ausgefeilte Technik schon am Abend zuvor ein.

Foto: Petra Reuter

Während der Laie oft erst auf den zweiten Blick erkennt, dass das bewegte Licht am Nachthimmel kein Stern, sondern ein Flugzeug ist, kennt Stefan Schmidt (55) sich deutlich besser am Firmament aus. „Mitte der 80er Jahre hatte mich meine heutige Frau zu einer Freundin mitgenommen, deren Lebensgefährte ein Teleskop besaß“, erzählt er. „Dort habe ich in einer sehr klaren Nacht zum ersten Mal den Orion gesehen.“ Die Faszination des Alls habe ihn infiziert, sagt er.

Erste Begegnung mit dem Saturn und seinen Ringen

An diesem Abend begann Schmidt, sich mit Astronomie zu beschäftigen. Er verbrachte viele Stunden mit Beobachtungen und fotografierte. „Ich habe mir damals schnell mein erstes Teleskop zugelegt“, erinnert sich der ausgebildete Sozial­versicherungsangestellte in Frührente. Einige Jahre später folgte ein Größeres. Er entdeckte den Saturn mit seinem Ringsystem, den Jupiter mit den ihn umgebenden Wolken und andere Planeten und Galaxien. Dabei nahm er die Phänomene im All per analoger Fotografie auch auf Fotofilme auf. Wie viel Zeit er damit verbrachte, weiß er heute nicht mehr. Neben seinem Pritschenwagen („Pick-up“) und der Gitarre, die er bis vor drei Jahren in einer Band spielte, nimmt dieses Hobby den größten Teil seiner Freizeit ein.

Was aber ist überhaupt so interessant, so weit da draußen? „Wenn man sich die weit entfernten Galaxien und Nebel ansieht, schaut man immer in die Vergangenheit. Die sind Zehntausende bis Millionen Lichtjahre entfernt, die gibt es oft so gar nicht mehr. Was man da sieht, sind oft Spuren vergangener Ereignisse im All“, sagt Schmidt. „Gasnebel können ihre Form verändert haben, Galaxien können auseinandergedriftet sein und Planeten können explodiert sein.“

Digitalfotografie brachte neue Möglichkeiten

„Am Ende der 90er verlor das Hobby ein wenig von seinem Reiz“, erinnerte er sich. Seinerzeit waren ihm bei der Fotografie der Phänomene im All klare technische Grenzen gesetzt. „Man belichtete, dann sandte man die Filme ein und bekam sie nach zwei Wochen mit den Bildern wieder“, beschrieb er den langwierigen Prozess. Oft waren die Bilder aus technischen Gründen aber nicht wie erhofft. Neuen Schwung bekam sein Interesse vor einigen Jahren mit der Digitalftografie. „Bilder, wie man sie heute machen kann, waren früher den Fachleuten in den professionellen Sternwarten vorbehalten“, so Schmidt.

Bilder macht er heute mit einer besonderen Kamera. Ein Bekannter aus Süddeutschland habe in seiner Spigelreflex-Kamera einen bestimmten Filter fachkundig entfernt. Mit dieser Modifikation ist das Gerät fünf Mal empfindlicher für Rot-Töne. Nur so könne man viele Linien der entfernteren Gasnebel überhaupt erkennen, erklärt Schmidt. Diese Kamera setzt er am Abend vor klaren Nächten an das Teleskop, das wiederum auf einer computergesteuerten Drehvorrichtung auf der Wiese in seinem Garten steht. Diese Konstruktion muss per Software genau eingestellt werden, um mehrfach aufeinander folgende, bis zu zehnminütige Langzeitbelichtungen zu realisieren. „Ohne die Korrektur der Drehvorrichtung wären die Bilder wegen der Drehung der Erde völlig verschwommen“, sagt Schmidt. Bis zu 40 solcher Langzeitbelichtungen macht er in einer Nacht. „Danach werden die Bilder am Computer zusammengefügt und bearbeitet.“

Bei allen Alltagsproblemen erde ihn diese Beschäftigung. „Wenn man diese Weiten sieht, überkommen einen Ruhe und Ehrfurcht. Wenn man dann sieht, über welche Probleme sich Menschen manchmal aufregen, relativiert dieses Größenverhältnis das. Wir leben nur auf einer sehr kleinen Kugel im All. Das ist ein Nichts im Verhältnis zum Universum“, sagt Schmidt.

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