Godesberger Verein unterstützt Realschule Chemielabor wandert vom Rhein an die Ahr
Bad Godesberg/Bad Neuenahr · Die Flutnacht hat der Erich-Kästner-Realschule Plus in Bad Neuenahr sämtliche Fachräume im Erdgeschoss genommen. Der Godesberger Verein Manaasil Lernwelten hat der Einrichtung nun ein komplettes Chemielabor geschenkt.
In den zurückliegenden Wochen hat sich Agrar-Ingenieurin Carola Baaten-Abdulsalam manchmal eher wie eine Chemikerin gefühlt. Denn überall in ihrem Haus fanden sich Teile eines solchen Labors. Die Spende hatte die Vorsitzende des Godesberger Vereins Manaasil Lernwelten eigentlich erhalten, um sie für ihr geplantes deutsch-arabisches Schulprojekt zu verwenden. „Aber nach der Flutkatastrophe an der Ahr haben wir uns im Sinne der Nachhaltigkeit und Solidarität dazu entschieden, das Chemielabor einer Schule dort zu schenken, da unser Projekt noch Zeit braucht“, erzählt die Lannesdorferin Baaten-Abdulsalam. Weshalb sie Kontakt mit der Stadt Bad Neuenahr aufnahm.
Und so klingelte dort vor Kurzem das Telefon von Doris Stutz, Leiterin der Erich-Kästner-Gesamtschule Plus. „Unser komplettes Erdgeschoss ist im Juli weggeschwommen“, erzählt Stutz. Und damit sämtliche Fachräume für Bio- und Chemie, Werk- und Kunstraum sowie die Schulküche. Nicht zu vergessen die Mensa und die große Drei-Feld-Sporthalle. „Vieles war gerade neu, und jetzt ist alles das, was Schule spannend macht, nicht mehr da“, so Stutz, die zwischen Schulalltag und Baubesprechungen hin und her pendelt.
Die Schüler werden im ersten und zweiten Stock unterrichtet
Trotzdem seien die Schüler der 15 Klassen froh, überhaupt kommen zu können, denn der erste und zweite Stock blieben unbeschädigt. „Das trägt viel zur Traumabewältigung bei“, sagt die Leiterin. Sie hat viel Unterstützung von Helfern erhalten, die Räume entkernt und den Estrich entfernt haben, zudem Geld- und Sachspenden für ihre integrativ arbeitende Bildungseinrichtung. „Aber so eine große Spende wie jetzt in Form des Labors gab es noch nicht“, zeigt sich Stutz dankbar.
Zurück nach Bad Godesberg. An das Innere des Chemieraums, das einst 66.000 Euro gekostet hat, gelangte Carola Baaten-Abdulsalam per Zufall. Bei einem Besuch in der König-Fahd-Akademie an der Mallwitzstraße lernte sie kurz vor Schließung der Schule deren Leiter kennen. „Und der erzählte im Nebensatz, dass sie das Inventar als gemeinnützige Gesellschaft bei der Auflösung verschenken müssen“, sagt die Vereinsvorsitzende. Da es neben ihrem Verein auch noch die Manaasil Lernwelten gGmbH gibt, deren Mitgesellschafterin sie ist, bewarb sich die Lannesdorferin und erhielt den Zuschlag.
Der Verein will eine deutsch-arabische Schule gründen
„Uns schwebt eine konfessionell ungebundene, bilingual deutsch-arabische Ersatzschule vor, die aus Grund- und Gesamtschule bis zum Abitur bestehen soll“, erklärt die gebürtige Duisburgerin, die lange beruflich im Sudan unterwegs war. Roter Faden in allen Fächern soll die „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ sein, die Kinder also zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigen. Unterrichtet werden soll auf Deutsch wie auf Hocharabisch.
Es ist ihr wichtig, zu betonen, dass es sich um eine „weltoffene Begegnungsschule“ handeln soll, die sich an Kinder und Jugendliche aller Religionen richtet, „mit und ohne Zuwanderungsgeschichte“. Aktuell suchen die Beteiligten nach einer Immobilie, bevorzugt in Bad Godesberg. „Ende 2022 wollen wir den Antrag auf Genehmigung stellen und hoffen, damit Schulamt und Schulministerium begeistern zu können.“
Im Frühjahr sollen die Bauarbeiten losgehen
Doris Stutz in Bad Neuenahr ist schon jetzt begeistert, als am Donnerstag der Lastwagen vor ihrer Schule hält. Der Godesberger Verein hat sich, unterstützt von der DHL-Aktion „Helfende Hände bereit gestellt“, um alles gekümmert und die Teile des Labors von unterschiedlichen Lagern eingesammelt. Nacheinander wandern Stühle, Tische, Spezial-Waschbecken, Experimentiervorrichtungen und vieles mehr in den Container auf dem Pausenhof. „Wir hoffen, dass es im Frühjahr mit den Bauarbeiten losgeht“, sagt die Leiterin der Erich-Kästner-Schule. Dank der Spende wird es, wenn alles fertig ist, einen dritten naturwissenschaftlichen Raum an der St.-Pius-Straße geben.