Neues Spendenlager der Tierschützer in Oedingen Wachtberger retten und vermitteln tierische Flutopfer

Wachtberg/Remagen · So viel Arbeit wie jetzt gab es nie für den Tierschutzverein Wachtberg. In den Flutgebieten im Kreis Ahrweiler begeben sich Helfer auf die Suche nach Tieren, vermitteln Hund und Katze vorübergehend an Pflegestellen und kümmern sich um die Verteilung von Sachspenden.

 Diese mit Diesel verschmierte Ente haben die Wachtberger Tierschützer in Bad Neuenahr gerettet und zu einem privaten Gnadenhof nach Bad Honnef gebracht.

Diese mit Diesel verschmierte Ente haben die Wachtberger Tierschützer in Bad Neuenahr gerettet und zu einem privaten Gnadenhof nach Bad Honnef gebracht.

Foto: Tierschutzverein Wachtberg

Das Problem, das an diesem Tag auftaucht, ist klein, aber gefräßig und gleich siebenfach vorhanden. Der Besitzer der Tiere aus Mayschoß sucht nach der Flutkatastrophe dringend eine Pflegestelle für seine Nagetiere und hat die Nummer des Tierschutzvereins Wachtberg gewählt. Vorsitzende Iris Tenorth verspricht am anderen Ende schnelle Hilfe. „Allerdings kriegen wir die Tiere nur mit einem Quad aus dem abgeschnittenen Ort raus und brauchen noch eine Metallbox“, sagt die Werthhovenerin. Der Besitzer hat ihr nämlich noch mit auf den Weg gegeben, die Degus würden alles durchbeißen.

Tenorth steuert quasi per Telefon die tierische Katastrophenhilfe für die Ahr. Selbst zupacken ist nicht drin derzeit, ein Bandscheibenvorfall hat die DHL-Express-Mitarbeiterin außer Gefecht gesetzt. Und gerade jetzt gibt es so viel Arbeit wie nie, denn die Wachtberger haben nach der Flut gleich drei Schwerpunktthemen: Tiersuche, Tiervermittlung und Spendenverteilung. Nach einem Aufruf über Facebook kam nämlich Großes in Form von zwei Sattelschleppern aus Thübingen. „Wobei uns nur eine Hilfslieferung angekündigt war, die zweite hat sich erst am Tag selbst ergeben, als der zweite Laster nicht ins Ahrtal gelassen wurde“, erzählt Stefan Hinz, im Vorstand als Beisitzer aktiv.

Tierschutzverein Wachtberg: Kurzfristige Suche nach einem Lager

Da tauchte schnell die Frage nach einem Lager auf. „Mein Nachbar Gottfried Thelen hat einen Kontakt zu den künftigen Besitzern der leerstehenden Raiffeisenbank Voreifel in Oedingen hergestellt“, erzählt der Oberbachemer, der im Hauptjob für die Telekom arbeitet. Oliver und Farah Diehl zeigten sich zwar begeistert, aber es gab noch ein kleines Problem. „Die Räume gehören uns erst ab August, so dass wir die Bank um Erlaubnis bitten mussten“, sagt Farah Diehl. Sie selbst engagiert sich im Remagener Tierschutzverein. „Da wir hier erst Ende des Jahres Veränderungen wie ein Begegnungszentrum planen, steht alles bis dahin zur freien Verfügung“, so die Sponsorin.

Mit vielen Freiwilligen entlud der Verein am vergangenen Samstag die Lastwagen, die der Tierschutz Tübingen, die DEVK und private Spender gefüllt hatten. „Leider war Kleidung dabei, was wir eigentlich nicht wollten“, sagt Hinz. Trotzdem soll auch diese bedürftige Abnehmer finden. Der Löwenanteil allerdings sind Produkte rund ums Tier. Zudem auch haltbare Lebensmittel und Hygieneprodukte für Menschen. Das alles findet sich nun verteilt auf zwei Etagen. Hinter dem Schalterraum stapelt sich Toilettenpapier, davor unter anderem Plätzchen, Chips, Nudeln, Tomatensauce, Reis, Dosensuppen und vieles Essbare mehr.

Tierfutter statt Akten in den Schränken in Oedingen

In einem Büro stehen in den Schränken statt Akten Nass- und Trockenfutter für Hunde-, Katzen- und Pferdefutter, auf dem Boden in Kisten Leinen und Tierspielzeug. Am Treppenabgang liegen Decken, Nester und Körbe für Hunde, Katzen und Nagetiere. Es duftet angenehm nach Heu zum Futtern und Einstreuen. Unzählige Eimer, Schaufeln und Gummistiefel warten auf ihren Einsatz. Der Weg zum leeren Tresor ist gesäumt von vollen Pils-Dosen. „Die geben wir natürlich ebenfalls gerne ab“, betont Katzenfan Hinz.

Bedürftige sollten sich am besten kurz vor einem Besuch melden, denn noch gibt es keine festen Öffnungszeiten. „Wenn jemand etwas braucht, aber nicht nach Oedingen kommen kann, kümmern wir uns um die Lieferung“, so der Beisitzer. Und in Sachen Lebensmitteln überlegen die Wachtberger gerade, diese nicht-betroffenen Bürgern gegen eine Spende für die Flutopfer zu überlassen. Parallel dazu haben die Oedinger einer Art Lieferkette aufgebaut. „Wir haben drei Mal pro Woche einen Wäscheservice eingerichtet, und wenn die Helfer die Wäsche holen, nehmen sie zugleich Einkaufslisten entgegen“, sagt Diehl. Doch es sind immer noch Massen an Waren da.

Heimatlose Nagetiere kommen in Bad Honnef unter

Tenorth hat unterdessen eine vorübergehende Bleibe für die Degus gefunden. „Sie kommen zu einem privaten Gnadenhof nach Bad Honnef“, erzählt sie glücklich am Telefon. Dorthin hatten die Tierschützer aus dem Ländchen schon eine Ente gebracht, die sie mit völlig ölverschmiertem Federkleid an der Ahr entdeckt hatten. „Meine Mitstreiter gehen aktiv ins Ahrtal rein und haben mit dem Quad letzte Woche noch Katzen aus einem Dorf geholt“, so Tenorth.

Kein leichtes Unterfangen, da nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere traumatisiert sind. Zudem sicherten die Retter einen Nymphensittich, der ihnen gemeldet worden war und den sie erstmal im Haus einfangen mussten. Stolz sind übrigens alle Mitstreiter auf die 200 Pflegestellen, die sich binnen kürzester Zeit für tierische Katastrophenopfer fanden. „Und zwar nicht nur in unserer Region, sondern bis ins Saarland und Emsland“, so Tenorth. Wer Hund und Co. nicht abholen kann, wird von Helfern beliefert.

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