Spaziergang durch den Kottenforst Förster Wolfgang Bongardt erklärt die Aufgaben im Wald

PECH · Weiße und rote Stiche, Punkte und Linien auf den Bäumen, die forstwirtschaftlichen Markierungen in den Wäldern sind für Laien schwer zu interpretieren. Förster Wolfgang Bongardt gab am Sonntag beim Waldspaziergang durch den Kottenforst bei Pech die Erklärung.

Weiße Doppelstreifen markieren die Rückegassen, die alle 40 Meter im Wald angelegt sind, weiße Punkte charakterisieren Bäume als Z-Bäume, rote Striche als deren Bedränger und weiße Schlangenlinien als Öko-Bäume. Immer noch verwirrend.

Bongardt, der für den Landesbetrieb Wald und Holz im Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft tätig ist, hatte zu einer Waldbegehung eingeladen, um den Teilnehmern die Arbeit im Wald zu erläutern. Jetzt könne man die Bäume am besten einschätzen, da sie zum einen nicht mehr "im Saft" stünden und zum anderen ohne Blätter zum Beispiel Schäden in den Kronen besser zu erkennen seien. Als Z- oder Zukunftsbäume würden solche eingestuft, "die am schönsten gewachsen sind und den meisten Ertrag bringen werden". Sie müssten geschützt werden, weshalb benachbarte Bäume, die ihr Wachstum behindern könnten, so genannte Bedränger, gefällt werden.

So werde heute außerdem eine Naturverjüngung gefördert: Indem man einzelne Bäume fällt, wird der Wald an diesen Stellen lichter und bietet jungen Bäumen bessere Möglichkeiten, sich zu entwickeln. Die müsse man gar nicht selbst pflanzen: "Die Natur beschenkt uns sehr reich, und das nutzen wir", sagte Bongardt.

Sprich, man lässt den Dingen ihren Lauf, da aus jeder zu Boden gefallenen Eichel eine neue Eiche wachsen kann. Und das wolle man fördern, da die Eiche selten geworden ist und der Kottenforst zu den wenigen Gebieten gehört, in denen die Stieleiche noch natürlich wächst.

Das sei früher anders gewesen: Da habe man einfach einen Kahlschlag im Wald durchgeführt und später alles neu gesät. Heute ist der Wald in Parzellen aufgeteilt, und jedes Jahr wird eine andere bearbeitet. Weil man mit schwerem forstwirtschaftlichem Gerät wie dem Harvester nicht beliebig zwischen die Bäume fahren darf, bewegt man sie über die Rückegassen. Speziell der Harvester könne in wenigen Minuten einen Baum fällen und zerkleinern.

Das ist vor allem im Fichtenwald geschehen: Viele Baumstammstapel waren da zu finden. Die Fichte gehöre ohnehin nicht ursprünglich hierher, da das Klima im Rheinland für sie nicht perfekt ist. Deshalb habe man auch seit 30 Jahren keine Fichten mehr angepflanzt, und über kurz oder lang würden sie auch abgebaut, sagte Bongardt.

Vor jeglicher Fällung gefeit sind die Öko- oder Habitatbäume mit der Schlangenlinien-Markierung. "Das sind ökologisch wertvolle Bäume", so der Förster. Einen solchen Status erreiche ein Baum, wenn er zum Beispiel Spechthöhlen aufweist, seltene Käfer beherbergt oder Greifvogelhorte in der Krone hat - auch solche habe man im Kottenforst bei Pech. Darin habe sich jetzt der seltene Kolkrabe breit gemacht, der auf der Wanderung immer wieder zu hören war.

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