Landwirte und Politiker einig Folientunnel in Wachtberg bleiben fürs Erste bestehen

Wachtberg · Anlagen, die den Anbau von Obst vor Wind, Wetter und Trockenheit schützen sollen, sorgen für gemischte Gefühle bei den Anwohnern. Lokale Politik und Landwirtschaft haben sich erneut zusammengesetzt, um sich über den Umgang mit den Folientunneln zu beraten.

 Eine aktuelle Drohnenaufnahme von Folientunneln in Züllighoven.

Eine aktuelle Drohnenaufnahme von Folientunneln in Züllighoven.

Foto: Axel Vogel

Es ist ein nach wie vor kontrovers diskutiertes Thema: die sogenannten Folientunnel in Wachtberg. Konkreter: die sich häufende Anzahl ebendieser, deren Anblick vielen Bewohnern sehr missfällt. In Holzem ist ihr Aufkommen besonders hoch. Anwohner stört der Anblick der Anlagen, die Kritik lautet: Auch, wenn sie nötig sind, sind es mittlerweile zu viele. Wie berichtet, sehen sich Holzemer eingekesselt von der wachsenden Zahl der Anlagen. Diese sollen insbesondere den Beerenanbau ertragreicher machen, indem sie vor Wind und Wetter schützen sowie Wasser einsparen.

Die Kritik richtet sich einerseits gegen eine „verschandelte Landschaft“, andererseits monieren Beschwerdeführer die Lautstärke, die von den Beschneidungsarbeiten ausgehen und in der gesamten Sommerjahreshälfte zu hören sein sollen.

Die Betreiber der Folientunnel halten dem entgegen, dass der Klimawandel mit seinen zunehmenden Wetterextremen vor allem für Beeren keine alternativen Anbauarten mehr zulasse. Außerdem seien Erntearbeiten im Trockenen leichter und Pflanzenschutzmittel weniger nötig.

Zum Zeitpunkt der Berichterstattung im Mai dieses Jahres nahm die Gemeinde Wachtberg nach eigenen Angaben eine „Moderatorenrolle“ ein. Dabei scheint es erst einmal zu bleiben. Vonseiten der Verwaltung erfolgte am Freitag nun die Information, es habe „kürzlich“ ein Zusammentreffen im Köllenhof zwischen Lokalpolitik und Vertretern der Landwirtschaft in Wachtberg gegeben.

Teilnehmer waren demnach die Vorsitzenden der Fraktionen im Rat der Gemeinde Wachtberg: Christoph Fiévet (CDU), Oliver Henkel (Bündnis 90/Die Grünen), Ulrich Feyerabend (Unser Wachtberg), Andreas Wollmann (SPD), Joachim Mittweg (UWG) und Friedrich Oettler (FDP). Außerdem anwesend waren der Vorsitzende der Landwirte in Wachtberg, Michael Hüllen, die Kreisgeschäftsführerin der Kreisbauernschaft, Bernadette Ditges, Ludger Linnemannstöns von der Landwirtschaftskammer NRW und der örtliche Landwirt Stefan Schneider von Schneiders Obsthof.

Reduzierung der Anlagen noch nicht in Sicht

Eine Nachfrage bei der Wachtberger Verwaltung nach etwaigen Details, etwa dem Zeitpunkt des Treffens oder genaueren Angaben, welche Positionen konkret von den einzelnen Fraktionen eingenommen wurden, war am Freitagnachmittag mit Blick auf für die Verwaltung übliche Sprechzeiten nicht mehr möglich.

Die Landwirte erläuterten laut Verwaltung, dass aus ihrer Sicht im Sinne der Wirtschaftlichkeit an der aktuellen Anbaumethode festgehalten werden müsse. Konsens habe allerseits bestanden, dass im nahen Umfeld der Ortschaften eine große Sensibilität im Sinne eines Übergangs der Orte in die Kulturlandschaft gefragt ist.

Von der Politik sei das Thema Folientunnel insbesondere im Zusammenhang mit Starkregenereignissen und deren Auswirkungen angesprochen worden. Aus Gründen des Wasserabflusses sollen die Tunnelsysteme ab sofort regelmäßig quer zum Hang angelegt werden. Im Falle von Starkregenereignissen könne es auf jeder Art von Oberfläche aufgrund der großen Wassermengen sofort zu einem vollständigen Abfluss kommen, so die Gemeinde.

Die Quintessenz des Zusammentreffens: Folientunnel sind ein „notwendiges“ Übel, welches Wachtberg bis zum Aufkommen adäquater Nachfolgelösungen wohl erhalten bleiben wird. „Wichtig ist die Feststellung, dass der bestehende intensive Austausch fortgesetzt und so die Sorgen und Bedürfnisse aller Interessen gewürdigt werden“, so die Sprecher der Verwaltung.

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