In zehn Minuten an jedem Ort in Wachtberg Freiwillige Feuerwehr sieht sich gut gerüstet

Wachtberg · Alle fünf Jahre müssen Kommunen ihren Brandschutzbedarfsplan fortschreiben. In Wachtberg haben Feuerwehr und Verwaltung das erstmals selbst getan. Man sieht sich gut gerüstet. Wobei der Gerätewart Unterstützung gebrauchen könnte.

 Gerätewart Danny Mathey kontrolliert an der Halle der Berkumer Löschgruppe den Ölstand in einem Hochdrucklüfter.

Gerätewart Danny Mathey kontrolliert an der Halle der Berkumer Löschgruppe den Ölstand in einem Hochdrucklüfter.

Foto: Axel Vogel

Wenn es in den politischen Gremien Wachtbergs um die Freiwillige Feuerwehr geht, wird selten mit Lob gespart. Equipment, Wissen, Einsatz – die Mitglieder wissen in vielen Bereichen zu überzeugen. Da scheint es nur folgerichtig, dass ein Team um Feuerwehrchef Andre Hahnenberg und den Leiter des Sachgebietes Zivil- und Katastrophenschutz Markus Zettelmeyer die aktuelle Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans nun erstmals selbst erstellt hat. „Das hat uns eine Menge Geld eingespart, und der Entwurf enthält aus meiner Sicher alle relevanten Elemente“, schickte Bürgermeister Jörg Schmidt (CDU) am Mittwochabend der Beratung im Hauptausschuss vorweg. Bislang hatte das ein externes Unternehmen erledigt.

Im Prinzip geht es darum, alle fünf Jahre den Ist-Zustand zu betrachten und Bedarfe für die nächste Zeit zu formulieren. Zum einen im Sinne der Bürger, was zum Beispiel Themen wie Erreichbarkeit oder Brandschutz angeht. Aber es spielt auch eine Rolle, die eigenen Leute beim Arbeitsschutz oder der Ausstattung optimal aufzustellen. Bei all dem sieht der Leiter seine Wehr sehr gut gerüstet. „Wir haben neun Prozent Zuwachs und auch eine gute Altersstruktur“, hob Hahnenberg zwei Punkte hervor. Momentan verfüge man über 194 ehrenamtliche Einsatzkräfte, davon sind 23 weiblich. Die Tagesverfügbarkeit stelle die Feuerwehr vor Herausforderungen, da viele Kräfte aus Wachtberg auspendelten. Deshalb schlagen Hahnenberg und sein Vorgänger Zettelmeyer vor, bei Stellenbesetzungen in der Gemeindeverwaltung Feuerwehrangehörige bei gleicher Eignung „zu berücksichtigen“.

Der Jugendfeuerwehr brechen durch Corona 18 Mitglieder weg

Den Nachwuchs selbst zu rekrutieren, ist ein Feld, das der Wachtberger Einheit immer sehr wichtig war. „Die Corona-Situation hat bei der Jugendfeuerwehr stark zugeschlagen“, bedauerte Hahnenberg. Machten 2019 noch 76 Jugendliche mit, waren es 2021 nur noch 58. Da jetzt die Übungsabende wieder stattfinden könnten und auch Branderziehung in Kitas und Schulen nachgeholt werde, hoffen die Kameradinnen und Kameraden, mehr junge Leute anwerben zu können.

Stichwort Personalgewinnung: Da wird die Gründung einer Kinderfeuerwehr greifbarer. Auf Social Media ist die Wachtberger Feuerwehr sowieso schon stark vertreten. Und die, die sich in welchem Alter auch immer engagieren, sollen genau wie ihre Angehörigen Ermäßigungen in öffentlichen Einrichtungen erhalten oder Dankeschön-Veranstaltungen bekommen. Hahnenberg brachte zudem eine höhere Entschädigung für Funktionsträger ins Gespräch.

Alle Orte in Wachtberg werden binnen zehn Minuten erreicht

Nachdem in Sachen Erreichbarkeit des Brandortes jahrelang Regeln der Berufsfeuerwehren galten, gibt es nun neue Richtwerte für den ländlichen Raum. Die alte Weisung lautete, acht Minuten nach der Alarmierung mit neun Mann da zu sein. „Jetzt haben wir zwei Minuten mehr für den Anfahrtsweg und es reichen je nach Bebauung sechs Mann“, erklärte Hahnenberg die Vorteile. Das führt dazu, dass auch die „schwarzen Flecken“ wie Ließem und Werthhoven innerhalb der Vorgaben erreicht werden.

Und das überall in mindestens 80 Prozent der Fälle, so wie vorgeschrieben. Errechnet hat all das ein Programm, aber die Wachtberger wollten sich nicht nur auf die Theorie verlassen. „Wir haben alle Punkte unter realen Bedingungen abgecheckt“, so Zettelmeyer. Heißt: Alle Orte wurden abgefahren, teils mit unterschiedlichen Routen. Mit gleichem Ergebnis wie aus dem Computer.

Gerätewart braucht Unterstützung

Die schnelle Erreichbarkeit des Einsatzortes verdanke man auch dem kontinuierlich modernisierten Fuhrpark. „Trotzdem müssen wir dranbleiben“, mahnte Verwaltungsfachmann Zettelmeyer mit Blick auf die Politiker und mögliche Haushaltsmittel. Letztere könnte es auch brauchen, wenn es um die Wartung der Geräte geht. Sehr viele Prüfungen stehen laut Hahnenberg aktuell noch aus, manche seit mehreren Jahren. Der einzige hauptamtliche Gerätewart ist angesichts folgender Zahlen nicht zu beneiden: Für die jährliche Prüfung der rund 4370 Gerätschaften bräuchte er inklusive der Dokumentation 204 Arbeitstage. Eigentlich hat er noch andere Aufgaben. Weshalb es im Entwurf von Feuerwehr und Verwaltung heißt: „Eine Überprüfung der Stellenbeschreibung ist durchzuführen und eine weitere Stelle für einen Gerätewart ist einzurichten.“

Dass am Ende (vorerst) nichts beschlossen wurde, lag an einem Einwand der CDU. Man kenne das neue Konzept seit anderthalb Wochen und brauche noch etwas Zeit, meinte Christoph Fiévet. Dem gab das Gremium statt, sodass die 113 Seiten nach der Sommerpause erneut behandelt werden.

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