Lesung mit Diana Kinnert „Geht eine junge Frau zum CDU-Stammtisch...“

Adendorf · Diana Kinnert las auf der Burg Adendorf aus ihrem Buch „Für die Zukunft seh' ich schwarz“

 Diana Kinnert las im Rittersaal der Burg Adendorf aus ihrem Buch "Für die Zukunft seh' ich schwarz".

Diana Kinnert las im Rittersaal der Burg Adendorf aus ihrem Buch "Für die Zukunft seh' ich schwarz".

Foto: Elena Kuss

Es war schon ein verrückter Anblick: Im Publikum saßen viele ältere Ehepaare, Herren mit Jackett und Krawatte. Auf der Bühne stand Diana Kinnert: 26 Jahre alt, weiblich, Migrantenkind mit schief sitzender Basecap und weiten Klamotten. Die gepolsterten Stühle im Rittersaal der Burg Adendorf waren fast voll besetzt. Nachdem Wolfgang Bosbach im April aus seinem Buch „Endspurt“ vorgelesen hatte, lud die CDU-Wachtberg Diana Kinnert mit ihrem Buch „Für die Zukunft seh' ich schwarz“ ein.

Doch der erste Eindruck täuschte. Schon bei einem Assoziationsspiel mit den Moderatoren Anja Rüdiger, Pressesprecherin der CDU Wachtberg, und Robert Hein, Politikberater, zeigte die 26-Jährige ihr Können. „Freiheit“, sagte Hein, im Wissen, dass Kinnert den Satz beenden wird. „Freiheit ist für mich der Sinn von Politik“, beginnt die gebürtige Wuppertalerin ihre Antwort. Bei einem Satz blieb es jedoch selten. Gespickt mit vielen Anekdoten aus ihrem Leben, klärte Kinnert über ihre politische Position auf, erzählte, warum sie sich gerade für die Union entschieden habe, und ist sich dabei nie zu schade, alte Einstellungen zu überdenken, zu verändern, anzupassen.

"Nicht in die Partei eingetreten, um alles abzunicken"

„Kompromissfähigkeit ist eine Tugend“, rief das CDU-Parteimitglied mit Nachdruck. „Ich bin nicht als Fan in die Partei eingetreten, um alles einfach abzunicken“, macht die 26-Jährige deutlich. Sie sehe Mitbestimmung als ihre Pflicht. „Kompromissfähigkeit ist für mich das Edle an der Politik“, stellt Kinnert klar und erzählt von ihrer dreijährigen Arbeit für Peter Hinze. „Ich habe drei Jahre an einem Gesetzesentwurf für Sterbehilfe gearbeitet, letztendlich hat sich aber ein anderer Vorschlag durchgesetzt“, erklärte die Wahl-Berlinerin. Das sei schon ein komisches Gefühl, drei Jahre lang für letztendlich nichts gearbeitet zu haben, gesteht sie. „Aber genau das ist Demokratie“, so Kinnert.

„Geht eine junge Frau zum CDU-Stammtisch, und niemand spricht mir ihr.“ So lautet der erste Satz in Kinnerts Buch, das ihren Weg in die Politik auf 208 Seiten ausführlich beschreibt. „Die große Mehrzahl der CDU-Mitglieder ist männlich und durchschnittlich 60 Jahre alt, das muss sich ändern“, forderte Kinnert und brachte viele Ideen für strukturelle Veränderungen mit. „Es ist wichtig, Politik auch über die sozialen Medien zu machen“, stellte Kinnert heraus.

Sie erzählte von ihren Bemühungen, Parteistrukturen zu modernisieren. „Ich habe schon häufig wütende Mails bekommen, weil die Parteimitglieder ihre Brieftauben zurück wollen“, scherzte die 26-Jährige Politikstudentin und lies den Ernst, der sich hinter dieser Aussage versteckte, deutlich erkennen. Eigentlich sei es ja ein langweiliges Verwaltungsthema, doch Kinnert begeistere sich dafür, weil sie mehr Diversität in der Partei fördern möchte. „Ich glaube einfach nicht, dass Frauen und Migranten ein Gen haben, das sie weniger politisch macht“, sagte die Studentin. Es müsse an der Struktur liegen. Und das wolle sie ändern – auch indem sie zum Beispiel nach Wachtberg fährt und über diese Probleme spricht.

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