Wachtberg Gemeinderat beschäftigt sich am Montag in einer Sondersitzung mit der Flut
WACHTBERG · Niederbachem, Mehlemer Straße, unterer Teil. Buchstäblich mit vereinten Kräften hat die Nachbarschaft hier am Donnerstag ihr Mögliches getan, um den Fluten zu trotzen. Und auch gestern können Schrubber, Besen und Schlauch noch nicht aus der Hand gelegt werden. Die erneuten Überschwemmungen des Mehlemer Bachs haben Zerstörungen hinterlassen - und sie bergen jede Menge Konfliktpotential zwischen der Gemeinde Wachtberg und den Nachbarn im unterhalb gelegenen Bonn.
"Ich habe gerade nicht aufgeräumt", begrüßt Kurt Lankow den Besucher. Der unmittelbar am Bach lebende Niederbachemer hat den Humor nicht verloren, obwohl er vor einer schweren Entscheidung steht: "Wir überlegen nun ernsthaft, ob wir hier wohnen bleiben werden". Immerhin: "Das kippbare Brückengeländer hat sich bewährt".
Beim letzten Mal war das Gitter zur Barriere geworden, Bäume und Unrat stauten sich schließlich drei Meter hoch. "Das war diesmal nicht so heftig. Ein anderes Problem ist jedoch, dass der Brückendurchfluss viel zu niedrig ist. Insgesamt war es wieder sehr schlimm". Das bestätigen auch die Nachbarn. Eine Familie, die erst vor zwei Wochen eingezogen ist, verlor einen großen Teil dessen, was sie in Umzugskartons noch in der Garage abgestellt hatte.
"Das war eine sehr herzliche und feucht-fröhliche Begrüßung", sagt der Familienvater scherzhaft, gibt aber unumwunden zu, sich sehr um die Sicherheit seiner Kinder gesorgt zu haben. "Was mich vor allem wundert", sagt er, "ist die Tatsache, dass es nach dem 3. Juli 2010 hier keine baulichen Veränderungen gab. Hier muss jetzt etwas geschehen".
Das ist auch einen Kilometer bachabwärts zu hören. Anwohner der zu Lannesdorf gehörenden Bachemer Straße hat das Hochwasser abermals voll erwischt. "In den drei Jahren hat sich nichts verändert. Nicht einmal die Gittersteine zur Uferbefestigung, die 2010 mitgerissen wurden, sind erneuert worden.
Unser Garten ist zum Überschwemmungsgebiet erklärt worden, hin und wieder kamen Fachleute gucken, und das war's", klagt ein betroffenes Ehepaar, dessen Grundstück der Mehlemer Bach am Donnerstag erobert hat. Bedrohlich stauen sich ein Stück oberhalb Baumstämme im Bach. "Sobald es erneut stark regnet, haben wir dasselbe Problem wieder", fürchten die Lannesdorfer.
In Mehlem wollen derweil Bonns Oberbürgermeister und Bad Godesbergs Bezirksbürgermeisterin ihren Ärger über die Wachtberger nicht verbergen. Sie halten die getroffenen Maßnahmen entlang des Mehlemer Bachs für halbherzig. Zudem sei aufgefallen, dass erneut jede Menge Grünabfälle nach Mehlem geschwemmt worden seien, die offenbar am Ufer abgelagert worden seien.
"Entscheidend ist es, dass wir jetzt die Ursachen solcher Überschwemmungen beseitigen", sagt OB Jürgen Nimptsch. Und weil die in seinen Augen eindeutig auf Wachtberger Gebiet liegen, kündigt er einen Anruf bei der Bezirksregierung an, die in ihrer Funktion als Kommunalaufsicht Druck auf die Gemeinde ausüben soll.
Sein Wachtberger Kollege reagiert verwundert auf die Vorwürfe aus Bonn: "Die Vorhaltungen sind unverschämt, geregnet hat es in ganz Bonn. Wir stehen seit 2010 in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung und der Unteren Wasserbehörde. Die Gemeinde hat alle vereinbarten Maßnahmen umgesetzt.
Im privaten Bereich gab es etwa 150 Ordnungsverfügungen, die sukzessive abgearbeitet werden", so Bürgermeister Theo Hüffel. Am Montag wird sich die Sondersitzung des Gemeinderates auch mit dem jüngsten Hochwasser befassen. Beginn ist um 18 Uhr im Rathaus.