Wachtberg bereitet Stellungnahme zum Regionalplan vor Gewerbegebiet könnte über Wachtbergring hinaus wachsen

Wachtberg · Wo soll Wachtberg in den Jahren bis 2043 wachsen? Und wo nicht? Das wird der neue Regionalplan der Bezirksregierung festlegen. Über die Stellungnahme der Gemeinde dazu debattierte nun erneut die Politik. Manchmal geht es auch um taktische Überlegungen, wie bei der Schaffung eines Siedlungsbereichs Gimmersdorf-Oberbachem.

 Auf dieser Wiese jenseits des Kreisels und des bestehenden Gewerbegebietes in Villip könnte sich weiteres Gewerbe ansiedeln.

Auf dieser Wiese jenseits des Kreisels und des bestehenden Gewerbegebietes in Villip könnte sich weiteres Gewerbe ansiedeln.

Foto: Axel Vogel

Der Regionalplan ist für Kommunen kurz gesagt so etwas wie eine große Leinwand. Er gibt den Raum vor, innerhalb dessen etwas gemalt werden kann. Wie und ob das Bild (oder eben die Landschaft) gestaltet wird, liegt aber in den Händen des Künstlers – und damit von Politik und Gemeinde. Da es sich um ein komplexes, aber eben nicht unwichtiges Regelwerk handelt, hatte die Verwaltung für Donnerstagabend zu einer Infoveranstaltung für Bürger eingeladen. „Was wir nicht tun müssten“, wie Beigeordneter Swen Christian in der Berkumer Schulaula betonte.

Wer jedoch gehofft hatte, konkrete Inhalte zu seinem Ort zu erfahren, der wurde enttäuscht. Im Wesentlichen ging es um die Verfahrensschritte und den Hinweis, die Bürger könnten ihre Einwände oder Anregungen zum Entwurf des Regionalplans der Bezirksregierung Köln als Erstellerin mitteilen. So, wie es die Gemeinde nach Beschlussfassung des Rates am 21. Juni auch tun wird. „Wir wären der falsche Adressat, denn wir sind nicht Herrin des Verfahrens“, erklärte Christian, der mit zwei Kolleginnen als Ansprechpartner – aber eher für Vorab-Informierte – zur Verfügung stand.

Wenig Infos für die Bürger

„Das war für alle vertane Zeit“, befand einer der rund 30 Teilnehmer im Anschluss. Zudem vielleicht eine vertane Chance, um Vorbehalte zu nehmen, wie es Christian zwei Tage zuvor im Planungsausschuss versucht hatte. Schon mehrfach hatten sich die „Fachpolitiker“ mit den Ideen aus Köln beschäftigt, die Entwicklungsschwerpunkte für alle Kommunen des Regierungsbezirks bis 2043 festlegen. Zuletzt war es konkreter geworden, zum Beispiel, wie berichtet, mit dem Ansatz der Gemeinde, ein neues Gewerbegebiet in Fritzdorf zu ermöglichen, statt das in Villip zu erweitern. Das scheint seit Dienstag mit Mehrheit vom Tisch.

Tobias Teichner (CDU) hatte größte Bedenken, dass sich der stärkere Verkehr negativ auf Fritzdorf auswirkt. Paul Lägel (SPD) konnte diese Ansicht nicht verstehen, hätten die Christdemokraten doch bei vielen anderen Punkten in der Sitzung darauf verwiesen, dass man sich keine Entwicklungsmöglichkeiten verbauen solle. „Das gilt auch für hier“, befand Lägel. Zumal die von der Bezirksregierung für Gewerbe vorgesehenen sieben Hektar nördlich des bestehenden Gewerbegebietes von Verwaltung und Politik kritisch gesehen werden. Da direkt angrenzend bald das Wohngebiet Quellenstraße entstehen soll, entschied man sich deshalb, das Areal eher als weitere Siedlungsfläche vorzuhalten – um spätere Konflikte zu vermeiden.

Gewerbegebiet könnte um ehemalige Ausgrabungsfläche wachsen

Für Tanja Gohrbandt, die für die Bauleitplanung in der Gemeinde zuständig ist, keine leichte Angelegenheit: „Wir haben tagtäglich Anfragen von Unternehmen, insofern gehört mehr Fläche auch zur Daseinsfürsorge.“ Deshalb bittet die Gemeinde den Regionalrat darum, einen weiteren Bereich für gewerbliche und industrielle Nutzungen (GIB) aufzunehmen. Aus Sicht der Verwaltung bietet sich die ehemalige Abgrabungsfläche östlich des bestehenden Gewerbegebietes Villip in Kreiselnähe an. Das wäre – in Nähe des Wittfelder Hofs – ein Sprung über die K 58 hinweg.

Was die allgemeinen Siedlungsbereiche (ASB) angeht, wächst Wachtberg von zwei auf insgesamt fünf. Zu Niederbachem und Villip gesellen sich Berkum (wegen seiner zentralen Funktion) und Pech. Die neuen Orte sollen durch die Aufnahme gestärkt werden, eine bauliche Entwicklung möglich sein. Wobei der Beigeordnete nicht müde wurde zu betonen, dass in den nächsten 15 bis 20 Jahren gar nichts passieren müsse in den vorgeschlagenen Bereichen. „Erst das Aufstellen von Flächennutzungsplänen ermöglicht Baupläne“, skizzierte Christian die Reihenfolge nach Aufnahme in den Regionalplan.

Falls Berkum nicht an gewünschter Stelle wachsen darf, soll Gimmersdorf als Ersatzspieler ran

In Berkum haben sich Verwaltung und Politik gegen eine mögliche Bebauung der Felder am Stumpeberg entschieden. Den Vorschlag der Bezirksregierung sähen sie gern durch eine Fläche im Westen hinter dem Einkaufszentrum in Richtung Holzem ersetzt. Sollte dies abgelehnt werden, will man mit einem fünften ASB punkten. Dann kommt der neue Siedlungsbereich Gimmersdorf-Oberbachem ins Spiel, bei dem vor allem Unser Wachtberg Bauchschmerzen hat. Der Beigeordnete beruhigte. Es gehe nicht darum, die beiden Orte zu verschmelzen, sondern nur, sie gemeinsam zu betrachten. Denn mit 2000 Einwohnern und über 60 Hektar wäre eine weitere bauliche Entwicklung gemäß Regionalplan möglich. „Als schlechten Ersatzspieler“ für den Berkumer Westen, aber „kleineres Übel als den Stumpeberg“ wertete Oliver Henkel (Grüne) die Überlegung, im Ernstfall den Siedlungsraum in Gimmersdorf zu vergößern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort