Nachhaltig Angeln am Bonner Rhein Gummiköder schmecken dem Zander

Wachtberg-Villip. · Ein Villiper Gastronom entdeckt mit seinem Schwiegersohn in der Corona-Krise ökologisch nachhaltiges Angeln. Die beiden benutzen besondere Köder.

 Beim Angeln am Rhein: Albert (l.) und Stephan Henseler – allerdings nur zur Demonstrationszwecken, da Schonzeit ist.

Beim Angeln am Rhein: Albert (l.) und Stephan Henseler – allerdings nur zur Demonstrationszwecken, da Schonzeit ist.

Foto: Axel Vogel

Die Corona-Krise hat auch dem Villiper Herbert Henseler wenig Gutes gebracht. Vor allem betriebswirtschaftlich sind die Auswirkungen für den Gastronomen gravierend: Schließlich führt er in vierter Generation den gleichnamigen Gasthof an der Villiper Hauptstraße – mit Ehefrau Gaby und Sohn Jan-Martin. Seit rund 140 Jahren bewirtet seine Familie dort Gäste. Jetzt ist die Gaststube geschlossen, die 16 Hotelbetten sind kaum noch nachgefragt.

Ein wenig „Essen to go“ machen sie noch, ansonsten aber haben Herbert und sein Schwiegersohn Stephan Henseler ungewohnt viel Freizeit. Doch die wissen sie zu nutzen, denn Herbert Henseler hat eine alte Leidenschaft für sich neu entdeckt: das Angeln. Und zwar neuerdings in nachhaltiger Form, mit umweltverträglich hergestellten Gummifischen. Auf die Idee gebracht hatte ihn der Schwiegersohn, der in seiner Begeisterung kurzerhand das Angelteam Gasthof Henseler gründete.

Beim Angeln ist der Gastronom eigentlich ein alter Hase. Rund 40 Jahre hatte er am Rhein regelmäßig die Rute ausgeworfen. Doch irgendwann war wegen der vielen Arbeit in seinem Restaurant keine Zeit mehr dafür. Henselers Angeln wanderten in den Schrank. Bis Stephan den Sport für sich entdeckte und im Frühjahr 2017 mit seiner Frau Anne-Katrin den Angelschein machte.

Intensiv wurde es 2020: „Im ersten Lockdown fiel einem oft die Decke auf den Kopf, und da rückte das Thema Angeln wieder in den Vordergrund“, so der Schwiegersohn. Das war erlaubt und brachte auch noch Entspannung.

Nach ersten Erfolgen beim Ansitzangeln auf Aal und später Zander folgte schnell der Frust. „Kein Fisch wollte mehr beißen“, sagt Stephan Henseler. An die Angel dürfen größtenteils nur tote Köderfische, lebende Maden oder Regenwürmer. Doch die Köder sanken zu Boden „und wurden dann von den chinesischen Wollhandkrabben gefressen, die sich im Rhein stark ausgebreitet haben“. So kamen die Villiper auf die Idee, mit künstlichen Gummifischen zu angeln. Der Vorteil: Ein Gummifisch sackt nicht auf den Grund, sondern treibt vergleichsweise schnell durchs Wasser. Hechte, Barsche und Zander müssen sich umgehend entscheiden, „ob sie beim vermeintlichen Happen zuschnappen wollen“, so Herbert Henseler.

Das Team wurde wieder erfolgreich, war mit der Methode jedoch noch nicht hundertprozentig zufrieden. Den Henselers fehlte die ökologische Komponente, denn viele Gummifische – Made in China – sind voller Weichmacher wie DEHP. Eine EU-Arbeitsgruppe hat sie als fruchtschädigend und fruchtbarkeitsschädigend eingestuft. Deshalb angeln die Wachtberger nur noch mit Gummifischen eines Düsseldorfer Herstellers: „Die sind ökologisch unbedenklich“, sagen sie. Und auch nicht in Plastik eingepackt.

Zander und Co. finden die nachhaltigen Gummifische zum Anbeißen, betonen die Angler, die derzeit bei einigen Fischarten die Schonzeit beachten müssen. Auf die Speisekarte darf der eigene Fang offiziell nicht: Die Vermarktung ist aus rechtlichen Gründen verboten.

Wer mitangeln will, kann sich informieren auf www.angelteam-gasthof-henseler.de

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