Wachtberger Originale Handwerker, Unternehmer, Politiker

Fritzdorf · Peter Schmitz möchte über seine eigene Person keine großen Worte verlieren. „Die Leute wissen doch, wer ich bin“, sagt der 87-jährige Schreinermeister, der seit 1999 Ehrenbürgermeister von Wachtberg und trotz seines Alters noch sehr aktiv ist.

Ehrenbürgermeister Peter Schmitz im Büro seiner Schreinerwerkstatt in Fritzdorf.

Ehrenbürgermeister Peter Schmitz im Büro seiner Schreinerwerkstatt in Fritzdorf.

Foto: Alexander (FM) Barth

Im Volksmund ist er auch als „Schmitze Pitter“ bekannt, wie schon Generationen seiner Familie vor ihm lebt er in Fritzdorf. Sein Vater war Landwirt, die Werkstatt in der Schmiedegasse betreibt Schmitz seit 1958. Kurz vor Kriegsende bekam er die Möglichkeit, bei einem Fritzdorfer Treppenbauer in die Lehre zu gehen – dafür ist er heute noch dankbar. „Meine Mutter hatte fünf Söhne zu versorgen, mein Vater war Soldat, das war nicht einfach“, erinnert er sich.

Im Ort habe es damals rund ein Dutzend kleiner Handwerksbetriebe gegeben, die vom Sägewerk beliefert wurden, heute gebe es in ganz Wachtberg nur noch vier. „Ohne den Denkmalschutz wäre das Handwerk des Treppenbauers heute gar nicht mehr denkbar“, bedauert Schmitz. In den 50 Jahren seiner Selbstständigkeit habe er stets großen Wert auf Ausbildung gelegt, von insgesamt 28 Lehrlingen seien viele selbst Meister geworden.

Rechnen war sein Hobby

Schmitz hat vier Kinder, seit 17 Jahren ist er verwitwet. Die Gemeinde Wachtberg muss besonders von seinen Fähigkeiten als Finanzpolitiker profitiert haben. „Rechnen war immer mein Hobby. Einen Taschenrechner habe ich nicht, früher ging das alles im Kopf, heute habe ich unzählige Zettel“, sagt Schmitz, umgeben von Papierstapeln und Aktenordnern.

In seinem Büro bewahrt er einen gedrechselten Treppenstab und einen Schreinerzirkel auf, an der Wand hängt eine Ehrenurkunde der Kreishandwerkerschaft Bonn-Rhein-Sieg für zehnjähriges Engagement als Delegierter der Tischlerinnung; daneben ein gerahmter Bibelspruch und Familienfotos.

Über seinen Beruf spricht er mit Leidenschaft, die Tischlerei sei „keine rein maschinelle Ausführung“, betont er. Für private Holzbauprojekte sei jedoch kaum Raum geblieben: „Wenn man einen selbstständigen Betrieb führt, gibt es kein Wochenende und keine Feiertage.“

Trotzdem gelang es Schmitz, sich von 1976 bis 1999 in der Kommunalpolitik zu engagieren. „Ich habe mich manchmal selbst gewundert, wo ich die Zeit hernehme.“ Er beschreibt es als Zufall, wie er über einen Platz auf der Reserveliste in den Gemeinderat einzog.

Keine Laune des Schicksals

Dass er 1989 als erster Handwerker zum Bürgermeister für Wachtberg gewählt wurde, dürfte jedoch keine Laune des Schicksals gewesen sein. „Das war eine gewisse Herausforderung“, räumt er ein. Bestätigt fühlte er sich durch „Männer des einfachen Volkes“ wie Norbert Blüm und Georg Leber, die nach einer handwerklichen Ausbildung in der Bundespolitik Karriere machten. „Meine beiden Amtsvorgänger waren hohe Offiziere gewesen, das hat mich angespornt. Ich wollte beweisen, dass ein sogenannter Handwerker das auch schafft. Schließlich ist man als Unternehmer permanenter Kostenrechner.“ Dank guter Zusammenarbeit sei es immer gelungen, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.

Schmitz wählt seine Worte mit Bedacht, er möchte niemandem auf die Füße treten. Um klare Aussagen ist er dennoch nicht verlegen: „Man darf die Dinge beim Namen nennen“, glaubt er. Politische Euphemismen sind ihm zuwider, bei Entlassungen dürfe man nicht von „Freistellung“ sprechen. „Ich verstehe mich eigentlich als Sozialpolitiker“, sagt der Christdemokrat, der die SPD in dieser Hinsicht besonders in die Pflicht nimmt. „Sonst hat sie den Namen nicht verdient“, findet er. Auch als Arbeitgeber habe man für das Wohl seiner Angestellten zu sorgen: „Ohne soziales Miteinander gibt es kein Miteinander.“

Als Ehrenbürgermeister betrachtet er sich nur noch als interessierter Bürger, dennoch hat Schmitz ein politisches Projekt. Er respektiert das große Engagement in der Flüchtlingskrise, befürchtet jedoch, dass die Alten auf den Dörfern zu kurz kommen. Sein Wunsch: die Einrichtung eines Busses, der den nicht mehr mobilen Senioren regelmäßige Fahrten zum Einkaufszentrum in Berkum ermöglicht. „Wenn wir nur einen kleinen Teil der Hilfsbereitschaft den alten Menschen in unserer Gesellschaft widmen, dann sind wir auf dem richtigen Weg“, ist Schmitz überzeugt.

Die Serie

Der Duden weiß es ganz genau. Ein Original ist umgangssprachlich jemand, „der unabhängig von der Meinung anderer in liebenswerter Weise durch bestimmte Besonderheiten auffällt“. Der General-Anzeiger widmet sich ebenjenen Menschen, die im positiven Sinne „auffallen“. Dabei muss es sich nicht nur um berühmte Bürger der Gemeinde handeln.

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In der nächsten Folge am Mittwoch, 14. September, geht es um Karin Kleinen, die sich für Senioren engagiert.

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