Hilfe für Geflüchtete in Wachtberg Die Tiefe der Betreuung droht immer mehr zu leiden

Wachtberg · Das Flüchtlingshelfer-Team der Gemeinde Wachtberg sieht sich angesichts steigender Zuweisungszahlen vor großen Herausforderungen. Ein Problem dabei: Es fehlt an Fachkräften.

Der Iraker Ismael Abdulghafor (2.v.r.) ist mit seiner Familie neu in Wachtberg. Die Helferinnen der Gemeinde betreuen ihn und andere Geflüchtete.

Der Iraker Ismael Abdulghafor (2.v.r.) ist mit seiner Familie neu in Wachtberg. Die Helferinnen der Gemeinde betreuen ihn und andere Geflüchtete.

Foto: Axel Vogel

Ismael Abdulghafor ist mit seinen Töchtern und seiner Ehefrau Zhiman erst vor drei Monaten aus seiner irakischen Heimat nach Deutschland geflohen. Erst seit einigen Tagen sind sie nun in der Gemeinde Wachtberg untergekommen, auf dem Gelände der Alten Schule in Berkum in den eigens für Flüchtlinge neu errichteten Containerbauten. Die Familie gehört zur steigenden Zahl an Flüchtlingen, die auch die Gemeinde derzeit von der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen bekommt (der GA berichtete).

Für die Unterbringung von neu zugewiesenen Flüchtlingen und für jene, die noch bis zur Jahreswende erwartet werden, hat die Verwaltung kurzfristig gesorgt. Aber damit alleine ist es nicht getan. Denn gerade neu zugewiesene Flüchtlinge wie Abdulghafor und seine Familie müssen intensiv betreut werden. Das wird aus Sicht der Gemeinde zunehmend zum Problem: Es fehlt an Fachkräften.

Pädagogischer Betreuungsbedarf sehr hoch

Katja Ackermann, die Ehrenamtskoordinatorin in der Gemeinde, kann eine Reihe von Unterstützungsleistungen nennen, die ad hoc für das siebenköpfige Team des Sachgebietes Asyl in der Verwaltung bei neuen Zuweisungen anfallen. So Hilfe bei Behördengängen oder Hinweise, wo sich Supermärkte befinden und wie man welche Busverbindungen nutzt, führt Ackermann aus: „Diese Anfangsunterstützung kostet sehr viel Zeit und geht zulasten anderer Aufgaben.“

Denn es kommt gerade bei neu eingetroffenen Flüchtlingen oft ein besonderer Aspekt hinzu: „Bei vielen ist der pädagogische Betreuungsbedarf sehr hoch, weil sie Schlimmes erlebt haben“, weiß Flüchtlingsbetreuerin Tülün Kahlenberg, die über viel Erfahrung verfügt. Natürlich gingen solche neuen Fälle auch zulasten der Arbeit mit den rund 300 Flüchtlingen, die sich schon länger in der Obhut der Gemeinde befinden und um deren Integration sich Ackermanns Team in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Arbeitskreis und ehrenamtlich Engagierten ebenfalls kümmern.

„Mit dem Rücken zur Wand“

Bislang sei dem Flüchtlingshelfer-Team die Bewältigung der Doppelbelastung vergleichsweise gut gelungen. Das bescheinigt der zuständige Fachbereichsleiter bei der Gemeinde, Jan Schatton. Eine solche Betreuung mit Tiefgang sei allerdings angesichts der in den letzten Monaten stark gestiegenen Zuweisungszahlen bald kaum noch zu leisten: „Wir stehen hier personell mit dem Rücken zur Wand“, betont er.

Wie berichtet hatte die Bezirksregierung die Zuweisungen nach Wachtberg von im Schnitt zwei Personen die Woche auf derzeit zehn erhöht. Nach der aktuellen Aufnahmequote rechnet Bürgermeister Jörg Schmidt bis Anfang 2023 mit über 60 Personen aus aller Herren Länder. Zudem sind 140 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine bei der Gemeinde gemeldet. Angesichts dieser Situation ist Fachbereichsleiter Jan Schatton „froh, dass der Bürgermeister für das Jahr 2023 zwei zusätzliche Stellen zur Verstärkung der Flüchtlings- und Integrationsarbeit der Gemeinde Wachtberg in den Haushalt eingeplant hat“.

Ganz ohne weitere Unterstützung wird es aber aus Sicht der Gemeinde kaum gehen, ohne dass die Arbeit der Flüchtlingsbetreuung leidet. Darum will man im Berkumer Rathaus um zusätzliche Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer werben. An diesem Donnerstag lädt die Gemeinde Wachtberg zusammen mit dem Ökumenischen Arbeitskreis und der katholischen Kirchengemeinde St.Marien Wachtberg Interessierte um 18 Uhr in die Aula der Hans-Dietrich-Genscher-Schule zu einem Treffen der Wachtberger Flüchtlingsarbeit ein. Rückfragen per Mail unter katja.ackermann@wachtberg.de oder an ehrenamtskoordination@wachtberg.de.

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