Starkregen in Wachtberg Hohe Sturzflutgefahr für alle Ortslagen in Wachtberg

Wachtberg · Das Aachener Ingenieurbüro Hydrotec hat für Wachtberg die Folgen eines hundertjährigen Starkregen-Ereignisses bewertet. Das Ergebnis: Es besteht Gefahr für alle Ortslagen.

 Zeigen die neuen Starkregen-Gefahrenkarten für Pech und Adendorf: Katharina Hark und Volker Strehl von den Gemeindewerken Wachtberg.

Zeigen die neuen Starkregen-Gefahrenkarten für Pech und Adendorf: Katharina Hark und Volker Strehl von den Gemeindewerken Wachtberg.

Foto: Axel Vogel

Neuigkeiten für Wachtbergs Bürger in Sachen Unwettervorsorge: Auf der Sitzung des Verwaltungsrates der Anstalt des öffentlichen Rechts stellte jetzt Tobias Bothe, Mitarbeiter des Ingenieurbüros Hydrotec aus Aachen, die angekündigten Starkregen-Gefahrenkarten für das Gemeindegebiet Wachtberg vor. Das Interessante ist: Das Ingenieurbüro hat für jeden Ortsteil anhand von frei verfügbarem Datenmaterial simuliert, welche Ortsbereiche und Straßen im Falle eines erneuten hundertjährigen Starkregenereignisses überflutet würden. Diese Starkregen-Gefährdungskarten für die einzelnen Ortsteile sollen Interessierte bald auf der Homepage der Gemeinde unter www.wachtberg.de herunterladen können.

Hintergrund für die Erstellung der Karten ist die Aktualisierung des Schutzkonzeptes der Gemeinde Wachtberg aus dem Jahr 2005. Die Erarbeitung dieser Karten erfolgt unter Berücksichtigung der Arbeitshilfe des Landes „Starkregenrisikomanagement in NRW“, die aktuell von der Landesregierung unter Federführung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz erarbeitet und voraussichtlich im Oktober präsentiert werden sollen. Ihr Ziel ist es, auf kommunaler Ebene ein Starkregen-Risikomanagement einzurichten, mit dem das Risiko von Überflutungen deutlich gemacht wird und die Folgen von Unwetter und Regenfluten vermieden oder gemindert werden.

In dem Entwurf werden bereits Verantwortlichkeiten benannt: Ausdrücklich wird dabei auf die Kommune, aber auch den einzelnen Bürger verwiesen, deren Aufgabe es sei, Schäden aus Starkregenereignissen zu vermeiden beziehungsweise zu mindern. Volker Strehl, Vorstand der Gemeindewerke, sieht dabei die Kommunen in der Pflicht: „Nur wenn diese Gefahr dem Bürger und Unternehmen bekannt ist, können sie ihrer Eigenverantwortung zur Vorsorge nachkommen“. Um dieser Informationspflicht nachzukommen, haben die Gemeindewerke Anfang des Jahres eine Studie zu den Auswirkungen von Starkregen und die davon ausgehenden Risiken in Auftrag gegeben.

Erste Simulationsmodelle

Das Ingenieurbüro Hydrotec führte dazu in einem ersten Schritt ein weniger aufwendiges Verfahren mit einer Analyse der topographischen Gegebenheiten sowie einem sogenannten 2-D-Screening durch, „um zunächst besonders betroffene Ortslagen zu identifizieren“, erklärt Hydrotec-Mitarbeiter Bothe. In einem zweiten Schritt könne dann ein Feinmodell mit „verdichteten Informationen“ erstellt werden, bei dem auch weitergehende Daten wie Kanalkapazitäten berücksichtigt würden. „Ein solches Feinmodell liegt bereits für Arzdorf, Fritzdorf und Werthhoven vor“, so Bothe. Diese Ortsteile hatte auch das letzte Unwetter 2016 stark getroffen.

Nach den ersten Simulationsmodellen kann Experte Bothe für andere Wachtberger Ortslagen folgende Aussagen treffen: In Adendorf wäre bei einem erneuten hundertjährigen Regenereignis die Burg Adendorf ebenso überflutungsgefährdet wie die Anlieger der Bachstraße, die integrative Kita und das Neubaugebiet an der L 123. In Berkum würde es viele einzelne Gebäude treffen, vor allem aber die Anlieger der Straßen Apfelgarten und Am Bollwerk, zudem das Limbachstift und die Hans-Dietrich-Genscher-Schule. Für Gimmersdorf identifizierte Tobias Bothe den Kommunalweg als „Fließweg“, wobei ein zu befürchtender Kanalüberstau die Situation verschärfen könnte. In Villip wären die Grundstücke entlang des Godesberger Baches betroffen, zudem die Sandstraße, der Kummgraben und das Familienzentrum.

In Niederbachem sieht Bothe ebenfalls „diverse Gebäude gefährdet“, so vor allem entlang des Mehlemer Baches und der Konrad-Adenauer-Straße. Ein weiterer Hotspot: die beiden Kitas und die Grundschule an der Mehlemer Straße. Für Pech gelten die Anlieger am Godesberger Bach als gefährdet, was bereits das letzte Unwetter belegt hatte. Zudem die Katholische Grundschule und die Straße „Am Bach“ mit der Kläranlage. Bothes Resümee: „Es besteht eine hohe Sturzflutgefährdung für alle Ortslagen.“. Darum hält er auch eine Konkretisierung dieser Gefährdungen in einem Feinmodell für „sinnvoll“. Aus Sicht von Strehl sind auch diese ersten StarkregenGefahrenkarten hilfreich. Er geht davon aus, dass die Karten noch vor Weihnachten auf der Gemeindeseite im Internet zur Verfügung stehen werden.

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