WM vor 20 Jahren Ihr Foto ging 1994 um die Welt

WACHTBERG · "Unfassbar" - Stefan Stratmann kann es immer noch nicht so richtig glauben, so wie Millionen von Landsleuten auch: Sieben zu eins gegen Brasilien, in Brasilien, im WM-Halbfinale. "Einfach unglaublich", sagt der 51-Jährige. Am Dienstagabend waren es Zahnschmerzen, die den Handwerksmeister ausnahmsweise dazu nötigten, lieber zu Hause vor dem Fernseher zu bleiben. "Da haben wir ganz entspannt mit unseren Nachbarn das Spiel verfolgt."

 Zeitungsausschnitt der Detroit Free Press: (von links) Christian Goertz, Stefan Stratmann und Stephan Quantius.

Zeitungsausschnitt der Detroit Free Press: (von links) Christian Goertz, Stefan Stratmann und Stephan Quantius.

Foto: Repro GA

Das war vor 20 Jahren etwas anders. Da war Stratmann zusammen mit zwei Freunden, Christian Goertz und Stephan Quantius, und den Familien zu einer USA-Rundreise aufgebrochen - die Fußball-WM 1994 in den Staaten fest im Blick. Und das Größte: Die drei jungen Männer ergatterten vor Ort Tickets für das WM-Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Bolivien. Kein Wunder, dass GA-Leser Stratmann sich sofort bei der GA-WM-Mitmachaktion meldete und der Redaktion alte Fotos von damals und die Geschichte dazu zur Verfügung stellte.

"Das Spiel war in Chicago, die Stadt war damals fest in deutscher Hand", erinnert sich Stratmann. "Unvergesslich ist mir die fröhliche und friedliche Stimmung vor und nach den Spielen. In der City von Chicago wurden wir von einem Fanbeauftragten der Polizei mit Hüten versehen, die aussahen wie Fußbälle und im Inneren mit einem Luftballon versehen wurden. Von einem DPA-Fotografen wurden wir dann damit fotografiert."

Die Wachtberger waren ohne Tickets angereist und verließen sich auf Christian Goertz, der bereits vier Jahre zuvor bei der WM in Italien gute Erfahrungen beim spontanen Ticketerwerb gemacht hatte. Für 120 Dollar kauften die Freunde dann schließlich ihre Tickets: "Wir saßen auf super Plätzen unterhalb der Ehrentribüne in Sichtweite zu Kanzler Helmut Kohl und Präsident Bill Clinton. Ich erinnere mich noch sehr gut, dass es an diesem Tag im Soldier Field von Chicago sehr heiß war und wir bei der langen Leibesvisite selbst in den Katakomben des Stadions geschwitzt haben wie die Büffel. Für uns als echte Fußball-Fans war neu, dass sich das amerikanische Publikum mehr um das Drumherum als um das eigentliche Spiel kümmerte."

Deutschland gewann 1:0, und die Wachtberger schauten sich dann auch noch das zweite Gruppenspiel der DFB-Auswahl gegen Spanien an (1 : 1). "Uns voraus allerdings war ein Foto um die Welt gegangen. Bei unserer Rückkehr schwenkten unsere Angehörigen den General-Anzeiger, in dem unser Gruppen-Bild aus Chicago zu sehen war." Aber es kam noch schöner: "Tage später kam dann ein Brief von John Schlapkohl, dem Cousin meines Vaters aus Amerika. Inhalt: Drei Zeitungsexemplare der Detroit Free Press. Unser Foto war auf die Titelseite der Detroit Free Press geraten. Mit der Überschrift "Out for Kicks" waren wir in die Schlagzeilen gekommen, und ein unvergesslicher Trip war für immer dokumentiert."

Heute würde so etwas nicht mehr funktionieren, da ist Stefan Stratmann sicher: "Da wird einfach alles vom Weltfußballverband Fifa kontrolliert." Zum Glück betrifft das (noch) nicht die Auswahl der Gaststätte zum Rudelgucken. "Und in Wachtberg ist die Gaststätte Zu den Linden in Berkum der zentrale Treffpunkt für Fußball-Freunde", sagt Stefan Stratmann, der dort am Sonntagabend das große Finale verfolgen wird.

Das "gemeinschaftliche Feeling" ist ihm wichtig, wie eh und je. Als Finalgegner für die deutsche Mannschaft hat sich Stratmann die Argentinier gewünscht - und auch bekommen. "Die liegen uns einfach eher." Sein Tipp für diese Paarung: 2 : 1 für Deutschland.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort