Festnahme in Wachtberg Intensivtäter auf frischer Tat ertappt

BONN/WACHTBERG · Bei dem 16-Jährigen, den Polizisten am Samstagmorgen nach einem Einbruch ins Niederbachemer Jugendzentrum gefasst hatten, handelt es sich nach Informationen dieser Zeitung um einen polizeibekannten und verurteilten Intensivtäter. Der Jugendliche wohnt in Wachtberg-Niederbachem bei seinem Stiefvater.

 Am Tatort: Nach dem Einbruch eines 16-jährigen Intensivtäters in das Jugendzentrum an der Mehlemer Straße in Niederbachem befragt ein Ermittler der Kripo (vorne) am Dienstag einen Zeugen.

Am Tatort: Nach dem Einbruch eines 16-jährigen Intensivtäters in das Jugendzentrum an der Mehlemer Straße in Niederbachem befragt ein Ermittler der Kripo (vorne) am Dienstag einen Zeugen.

Foto: Axel Vogel

Am Dienstag sahen sich Ermittler den Tatort an und befragten Zeugen. Polizeisprecher Robert Scholten wollte sich mit Hinweis auf den Jugendschutz nicht zur Identität des 16-Jährigen äußern, sagte aber: "Die Ermittlungen sind abgeschlossen, und der 16-Jährige ist uns auch aus dem Bereich der Intensivtäter bekannt."

Alles weitere werde nun in Abstimmung mit der Bonner Staatsanwaltschaft erfolgen. Was allerdings besondere Fragen aufwirft: Der Jugendliche befindet sich seit Sommer auf Vorbewährung, war aber seitdem erneut der Polizei aufgefallen.

16-Jähriger war zu Jugendstrafe von zwei Jahren verurteilt worden

Das Jugendschöffengericht hatte den 16-Jährigen Ende Juni wegen seiner führenden und besonders gewalttätigen Rolle in der "Bandana-Bande" zu einer Einheitsjugendstrafe von zwei Jahren verurteilt. Die Polizei legt der Bande eine Reihe zum Teil brutaler Raubüberfälle zur Last, begangenen im Bonner Hofgarten.

Gleichzeitig war laut Birgit Niepmann, Direktorin des Bonner Amtsgerichtes, im Urteil eine Vorbewährung von sechs Monaten ausgesprochen worden, ferner Bewährungsauflagen sowie vier Wochen Warnschussarrest verhängt worden.

In das Urteil eingeflossen war laut Niepmann zudem eine weitere Tat: Im Frühjahr hatte der junge Schläger dem Hausmeister in seinem Wohnhaus in Niederbachem nach einem Streit über seine Soft-air-Waffe einen Fußtritt in Richtung Kopf versetzt. Darauf war der Mann die Kellertreppe hinuntergestürzt und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Die Polizei ermittelte damals wegen schwerer Körperverletzung.

Das Mehrfamilienhaus an der Konrad-Adenauer-Straße in Niederbachem gilt als sozialer Brennpunkt. "Das Umfeld des Gebäudes wird durch die örtliche Ordnungsbehörde mehrfach kontrolliert", sagt Jörg Ostermann, Beigeordneter der Gemeinde Wachtberg. Ordnungswidrigkeiten werde "ständig und unmittelbar nachgegangen".

Jugendlicher fuhr ohne Führerschein im geklauten Auto

Insgesamt sei der Kontrollaufwand für das Umfeld des Objekts "überdurchschnittlich hoch". Offensichtlich hatten das Urteil und der Warnschussarrest wenig Eindruck auf den 16-Jährigen gemacht. Im Juli ging er der Polizei erneut ins Netz. Er fuhr ohne Führerschein in einem gestohlenen Auto durch Mehlem und Rüngsdorf. Zeugen sollen damals von höchst gefährlichen Situationen gesprochen haben.

Nach Hinweisen hatten Polizisten den 16-Jährigen dann am vergangenen Samstag unmittelbar nach dem Einbruch in das Jugendheim festnehmen können. Neben hochwertigen Lautsprechern fanden die Beamten auch zwei Mobiltelefone bei ihm. Der 16-Jährige kam nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft wieder auf freien Fuß - weil keine Haftgründe vorgelegen hätten.

Auch wenn das kein Beamter öffentlich so sagen will, herrscht bei der Polizei darüber großes Unverständnis. Fachleute sehen seit langem die Chancen ausgereizt, den Jungen, der wohl auch keine Schule mehr besucht, zu resozialisieren. Vor allem sind Zweifel am Instrument der "Vorbewährung" zu hören.

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