Polizistin als Autorin Janine Binders erstes Buch war ein Erfolg

WACHTBERG · Der Zufall meinte es in den letzten Jahren gut mit Janine Binder. Als es in der Schule mit dem Abi nicht so recht klappten wollte, entdeckte sie "durch Zufall" die Begeisterung für den Polizeiberuf. Das war 1998. Einige Jahre später wurde ein großer deutscher Buchverlag auf die Wachtbergerin aufmerksam - wieder "durch Zufall", wie sie erzählt.

 Polizistin und Autorin in Personalunion: Die Wahl-Wachtbergerin Janine Binder mit ihrem Erstlingswerk.

Polizistin und Autorin in Personalunion: Die Wahl-Wachtbergerin Janine Binder mit ihrem Erstlingswerk.

Foto: Ronald Friese

Angefangen hatte alles mit einem Internet-Blog, auf www.polizei-poeten.de veröffentliche Binder 2005 insgesamt sechs Texte. Inhalt: Reale Fälle, die sie so verfremdete, "dass sich keiner der Beteiligten wiedererkennen kann", erklärt sie. Ein Stil, aus dem 2011 letztlich ein 256-seitiges Buch mit Geschichten aus dem Polizeialltag wurde. Mal lustig, mal traurig, mal nachdenklich schildert Binder Fälle aus den ersten Jahren ihres Berufslebens. "Mir war einfach wichtig darzustellen, was Polizei für mich bedeutet und was wir bei der Polizei erleben", so Binder.

Und erlebt hat sie schon so einiges, was sie letztlich in Textform verarbeitet: verwahrloste Kinder, tragische Selbstmorde, aber auch amüsante Geschichten wie der Großeinsatz, um eine entflohene Schafsherde von der Autobahn zu locken.

"Seine Toten kann man sich nicht aussuchen" wurde ein echter Erfolg. Beim Online-Großhändler Amazon erhält die Hobbyschriftstellerin Toprezensionen, wie sie sich manch ein Profi wünscht.

Einige Presse-Artikel, ein WDR-Auftritt und vereinzelte Lesungen wie Ende 2013 beim Heimspiel im Ließemer Köllenhof folgten - doch so richtig Fahrt nahm die Karriere als Schriftstellerin nie auf. Ein Nachfolgewerk lässt auf sich warten. Und das hat zwei einfache Gründe: "Ich biedere mich nicht an und das müsste man, um regelmäßig mit seinem Buch in den Mittelpunkt zu rücken", so Binders Erklärung für die seltenen Live-Auftritte. Vor allem aber: "Mein Beruf ist die Polizei, und dort habe ich aktuell genug zu tun." Von der Autobahnstreife ist sie mittlerweile zur Kölner Kriminalpolizei gewechselt und dort bis zu zwölf Stunden im Einsatz.

Abends auf der Couch verzichtet die Villiperin zwar noch immer auf ein TV-Gerät als Unterhaltung, dennoch liest sie dort lieber, als dass sie an einem zweiten Werk arbeitet. Geschichten gebe es freilich genug. Doch neben der fehlenden Zeit sind es auch die teils kritischen Rückmeldungen an ihrem Zweitjob aus Kollegenkreisen, die Binder zögern lassen. "Es gab durchaus Stimmen, die gesagt haben: „Du bist doch noch so jung. Wieso bildest du dir ein, jetzt schon über unseren Beruf schreiben zu können“", erzählt die 32-Jährige.

Von der Polizei-Leitung und Pressestelle seien die geschilderten Geschichten freilich alle abgesegnet worden, auch Lob habe es gegeben. Dennoch zweifelt Binder: "Aber ob ich mir das noch mal antue, weiß ich noch nicht."

Info

Janine Binder, "Seine Toten kann man sich nicht aussuchen", Verlag Piper, 8,99 Euro

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