Kosten sind zu hoch Kämmerin lehnt Pläne für neue Schule in Villip ab

Wachtberg-Villip · Die Architekten veranschlagen bis zu 27 Millionen Euro für den Neubau von Gebäude und Turnhalle der Villiper Grundschule. Für die Gemeinde ist das zuviel.

 Hausmeister Kay Schwanenberg verlässt den Anbau der Grundschule in Villip. Links liegt die Turnhalle, rechts der Altbau.

Hausmeister Kay Schwanenberg verlässt den Anbau der Grundschule in Villip. Links liegt die Turnhalle, rechts der Altbau.

Foto: Axel Vogel

Seit vielen Jahren schon beschäftigt die Villiper Grundschule, genauer ihr Standort, die Wachtberger Politik. So stand am Dienstag im Bildungsausschuss und am Mittwoch im Infrastrukturausschuss eine Machbarkeitsstudie auf der Tagesordnung, die 2016 ausgelöst worden war. Diese hatte sich zunächst um die Frage gedreht, wie die nur 120 Quadratmeter große Turnhalle erweitert werden kann. „Erst danach haben wir die Grundschule selbst in den Blick genommen mit der Frage, was auf dem Grundstück möglich ist“, sagte Fachbereichsleiter Christian Pohl am Mittwoch.

So hatte das Bonner Architektenbüro Beyss mehrere Varianten erarbeitet. Doch egal, ob die Sporthalle erhalten und der Bestand erweitert oder die Sporthalle abgerissen und die Schule aufgestockt wird: Die Architekten kamen stets zum Schluss, dass die erforderliche Nutzfläche weder im Bereich Sport noch im Bereich Schule erfüllt wird. Da auch kein zusätzlicher Grunderwerb im Umfeld möglich ist, favorisierte die Verwaltung schließlich,  Variante 3 planerisch weiterzuverfolgen, die einen Komplett-Neubau vorsieht. Dass am Mittwoch die Varianten zwar vorlagen, aber nicht vorgestellt wurden, lag an der Stellungnahme von Kämmerin Beate Pflaumann. Denn jede der Varianten würde zwischen 25 bis 27 Millionen Euro kosten. „Der Neubau der Grundschule Villip ist für eine Gemeinde unserer Größenordnung und unserer Finanzkraft nicht finanzierbar“, so Pflaumann. Zum Jahresende liege die Gesamtverschuldung voraussichtlich bei 24 Millionen Euro. „Diese würde allein durch den Neubau der Schule mehr als verdoppelt“, machte sie keinen Hehl daraus, dass sie keine der Varianten befürworte.

Viele Diskussionen rund um die Planungen der Schule

Dieser Sicht schlossen sich alle Fraktionen an, aber was tun? Volker Gütten (CDU) wollte weitere Alternativen erarbeitet sehen. „Vielleicht könnte man den Neubau samt Halle woanders im Ort errichten und dafür die alte Fläche veräußern“, schlug er vor. Oliver Henkel (Grüne) war es wegen kurzer Wege wichtig, dass es am Ende eine Komplettlösung aus Turnhalle und Schule gebe. Fraktionskollege Ingo Steiner könnte sich auch vorstellen, den Standort zu erhalten und die Sportstätte in Schulnähe zu bauen.

Einen Verzicht auf die Turnhalle brachte dagegen die SPD vor. Ausweichmöglichkeiten gebe es schon am zweiten Schulstandort in Pech und auch in Villiprott, meinte Ausschussvorsitzender Bernd Becker (SPD). Und Fraktionskollege Philipp Willert ergänzte aus Gesprächen mit der Schulleitung: „Die hätte kein Problem, wenn die Turnhalle fehlt und man nach Pech fährt.“ Jörg von Wülfing (CDU) blickte auf seine eigene Jugend zurück: „Es war dort schon vor 40 Jahren suboptimal, Sport zu machen.“ Fachbereichsleiter Pohl sagte schließlich, das Weglassen der Turnhalle ermögliche auch andere Planungen. Er schlug eine neue Machbarkeitsstudie für 500.000 Euro vor, verteilt auf den Doppelhaushalt 2020/21. Für die Villiper nicht unwichtig, schloss man sich nicht nur diesem Punkt an, sondern formulierte auch wie der Bildungsausschuss einstimmig das Ziel: „Der Ausschuss erkennt die Notwendigkeit an, die Grundschule Villip, Standort Villip, vor dem Hintergrund des Schulentwicklungsplanes in eine zukunftsfähige Grundschule zu entwickeln.“

Bildungsausschuss beschäftigte die Ausstattung der Schule

Am Abend vorher hatten sich die Mitglieder des Bildungsausschusses bereits mit der Ausstattung beschäftigt. Braucht die neue Schule Naturwissenschafts- oder Musikräume? Und wie sieht es mit einer Forscherinsel wie in Niederbachem aus, waren Fragen, die aufgeworfen wurden. Die Planung sei mit der Schule abgesprochen, stellte Architekt Wolfgang Beyß fest. Die Räume seien multifunktional nutzbar. „Was wir nicht haben, sind offene Konzepte.“ Das sei seitens der Schule ausdrücklich nicht erwünscht gewesen. „Daher sind wir im Klassenverband geblieben.“

Einen Kritikpunkt aber gab es: Den Klassen seien Differenzierungsräume zugeordnet. Im präferierten dritten Modell aber bestünde zwischen beiden keine Verbindung. Die Idee sei gewesen, dass mehrere Klassen einen Differenzierungsraum nutzen könnten, so Beyß. Den Vorschlag aber könne man „in den weiteren Planungsschritten überdenken“. Es gibt also noch viel zu tun für die Architekten.

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