Sorge um Wachtberger Wasserburg Odenhausen Kämpferische Burgretter wachsen rasant
Wachtberg-Berkum · Es werden immer mehr Bürger, die sich um die Burg Odenhausen in Berkum Sorgen machen. Dabei dreht es sich um ein geplantes Neubaugebiet. Ein Freundeskreis will nun verstärkt an die Öffentlichkeit gehen.
Es ist bemerkenswert, wie die Burg Odenhausen sich einem unerwartet ins Bild rückt. Der Weg über die Oberdorfstraße führt vorbei an Ein- und Mehrfamilienhäusern, an Sporthalle, Schwimmbad und schließlich dem Gut Odenhausen, heute eine Wohnresidenz. Direkt daneben versetzen die Einfahrt durch den Torbogen, der Wassergraben und die gepflegte, im Dunkeln beleuchtete Anlage mit Brücke zum eigentlichen Burgtor hin, den Besucher in alte Zeiten. Seit dem 11. Jahrhundert wacht sie vom Berg aus über den Ort.
Bislang gut. Aber Burgherr Wolfgang Vieten und seine Frau Petra machen sich Sorgen um ihr Gemäuer. Wie mehrfach berichtet, dreht es sich dabei um das geplante Neubaugebiet, das der Anlage auf dem wasserführenden Berg, 228 Meter hoch, laut Kritikern schaden könne. Das fürchtet auch der junge Initiativkreis Freunde der Burg. Doch wer ist diese durchaus kämpferische Gruppe, die sich erst jüngst wieder getroffen hat, und stetig wächst?
Kritischer Blick auf geplantes Neubaugebiet
Beim ersten Treffen waren sie zu zehnt, zum zweiten kamen bereits 19 Leute, sodass selbst die große Tafel der Vietens nicht genügend Platz bot. Zwei Dutzend Mitglieder sind mittlerweile verzeichnet, wie es Ulf Hausmanns mitteilte, der den Abend moderierte. Dabei drehte es sich um viele Facetten des geplanten Viertels mit 126 Wohneinheiten. Dieses gefährde, so die Befürchtung der Freunde der Burg, die tragenden Bodenschichten in dem wasserführenden Berg. Im Prinzip gilt: Ein voller Wassergraben ist nötig, damit die Burg stabil steht. Noch ist lediglich ein städtebauliches Konzept für das mögliche Neubaugebiet beschlossen, alle Gutachten und Untersuchungen stehen noch aus. Erst danach entscheidet sich, ob an der Burg überhaupt gebaut wird.
Die Gruppe der Freunde der Burg ist bunt gemischt, neben Privatleuten sind Vertreter unterschiedlicher Wachtberger Fraktionen dabei, aber auch Naturschützer und Rechtsanwalt Christof Siefarth, der sich mit seiner Expertise um die Anliegen kümmert. Nun will man weiter an die Öffentlichkeit. „Dazu wurde eine Fünfergruppe gebildet, die die weiteren Aktivitäten entwickeln sollen, die in regelmäßigen Treffen besprochen und dann umgesetzt werden“, sagt Hausmanns, in Villip Heimatvereinsvorsitzender. Neben ihm und Siefarth gehören dazu Uwe Rieken, Sabine Killmann und Herwart Weinrich. Seine Unterstützung hat der langjährige Wirtschaftsförderer der Gemeinde, Klaus Huse, zugesagt.
Geplant sind auch eine Reihe von Stammtischen mit Berkumer Bürgern, „die in ihrem Leben mit der Burg verbunden waren und sind und viel über die wechselvolle Geschichte des Lebens auf der Burg und der Beziehung von Burg und Dorf Berkum erzählen können“, so Hausmanns. Während der Sommersaison kämen übrigens jährlich rund 12.000 Menschen zur Besichtigung.
Die Freunde sprachen auch darüber, „wie wünschenswert es sein könnte, die heute nicht mehr als Park erkennbare zweite Hälfte dieses im Wechsel vom 19. zum 20. Jahrhundert entstandenen Landschaftsgartens wieder mit dem überaus gepflegten und allen und jederzeit zugänglichen Park zurückzugewinnen“, so Hausmanns.
Viele Anekdoten rund um die Burg
Der Hausherr führte seine Gäste durch die Burg, erzählte von der ersten urkundlichen Erwähnung 1316, wies auf die meterdicken Wände sowie die stattlichen Deckenbalken in den verschiedenen Räumen hin. Besonders eindrucksvoll zeigt sich das hölzerne Treppenhaus mit den verschnörkelten Bemalungen am Deckengewölbe.
„Was fehlt hier?“, fragte Vieten. Genau, ein passender Leuchter. Einmal schien er gefunden zu sein. Harald Herzog, ehemaliger Denkmalpfleger des LVR, habe ein besonders schönes Exemplar aufgetrieben. Laut Vieten hatte es den Nachteil, dass von Hand Kerzen angezündet werden mussten. Und den Preis: satte 200.000 Euro. Der Berater, der Burg eng verbunden, habe darauf nur gesagt: „Herr Vieten, ich habe Ihnen doch immer gesagt: Wenn Sie sich keine Burg leisten können, dann müssen Sie sich keine kaufen.“ Das ist eine von vielen Anekdoten, die es über Burg Odenhausen zu erzählen gibt.
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