Mit Bioenergie Kann ein Wachtberger Unternehmer 8000 Haushalte mit Strom versorgen?

Wachtberg · Ein Wachtberger Unternehmer steht in den Startlöchern, um mit einer Bioenergieanlage 8000 Haushalte mit Strom zu versorgen. So könnte es klappen.

 Der Betreiber der Kompostieranlage, Klaus Riebau, zeigt auf der Anlage stehend hölzernes Abfallmaterial, mit dem nebenan eine Bioenergieanlage betrieben werden könnte.

Der Betreiber der Kompostieranlage, Klaus Riebau, zeigt auf der Anlage stehend hölzernes Abfallmaterial, mit dem nebenan eine Bioenergieanlage betrieben werden könnte.

Foto: Petra Reuter

Bislang arbeiten Bagger und Kompostwürmer für gesunde Böden in Gärten und auf Feldern in der Kompostieranlage von Klaus Riebau. In Zukunft könnte auf der Fläche daneben Energie und Wärme produziert werden. Riebau will neben der Kompostierfläche unweit des Umspannwerks eine Bioenergieanlage bauen.

Eine moderne Anlage könnte ganz Wachtberg energetisch versorgen. Die Gemeinde steht positiv zu dieser Absicht und prüft derzeit die Umsetzbarkeit.

Bei allem Sinn, der in der Zuwendung zu Wind- und Sonnenenergie stecke, werde das nicht reichen, sagte Riebau. Weil die Energieausbeute aus Windkraft und Sonnenenergie wetterabhängig sei, brauche es für die zuverlässige gleichmäßige Versorgung eine leistungsfähige Technik, die mit Spitzen und Flauten umgehen könne. „Wir brauchen Anlagen, die man flexibel hoch- und wieder runterfahren kann“, so Riebau.

Es gibt genug Biomasse

Biomasse falle ständig und überall an. Mit der Kompostieranlage auf der einen Seite des geplanten Bauplatzes könnte man diese Masse direkt vor Ort so bearbeiten, dass sie für eine Bioenergieanlage nutzbar ist. Weil das Umspannwerk auf der anderen Seite des angedachten Platzes für die Anlage steht, sei auch die Energie-Einspeisung ins allgemeine Netz technisch gut umsetzbar.

Zusätzlich sei die Nutzung der entstehenden Wärme möglich. Würde dieses Projekt jetzt realisiert, handele es sich um ein Leuchtturmprojekt für alle ähnlich strukturierten Gemeinden, findet Riebau.

Moderne Anlagen wandeln Biomasse per Pyrolyse in energetisch nutzbare Stoffe wie Gas und flüssige Kraftstoffe um. Immer wenn Solaranlagen und Wind viel Energie liefern und damit die Haushalte versorgen, kann ein solches Kleinkraftwerk grünen Wasserstoff produzieren. Den speichert man für die spätere bedarfsgerechte Nutzung. Schwächeln Wind- und Sonnenergie hingegen wetterbedingt, kommt die Kleinkraftwerks-Energie für die Haushalte aus den flüssigen Kraftstoffen der Pyrolyseprodukte.

Wie viel Kraft die Anlage liefert, hänge von der Konzeption ab, so Riebau. Die Ausbeute liege je nach verwendeter Technik zwischen zwei und 250 Megawatt. Standortgerecht wäre eine Anlage zwischen fünf und zehn Megawatt elektrischer Leistung. „Das ist ein Beitrag, der groß genug ist, um damit ganz Wachtberg mit Strom zu versorgen“, prognostiziert er.

Mögliche Akzeptanzprobleme in der Bürgerschaft wegen störender Optik erwartet der Unternehmer nicht. „Es geht nicht um ein Großkraftwerk“, betont er. Der Standort sei 2012 bereits umrissen, alles sei vor rund zehn Jahren genehmigt worden. „Wenn überhaupt würde man von hohen Punkten Wachtbergs Teile des Dachs sehen“, schätzt er. Zudem entwickelte die Forschung in der Zwischenzeit noch effizientere und damit kleinere Anlagen mit hohen Leistungen.

Ausgebremst hatte den Vorstoß vor zehn Jahren die bundespolitische Entscheidung, Gas aus Russland zum kleinen Preis einzukaufen. In der aktuellen Energiekrise sei die Möglichkeit der autarken Energieversorgung wieder und jetzt sogar sehr dringlich auf dem Tisch, sagt Riebau.

Bei der Gemeinde liege bereits eine Absichtserklärung vor, informierte Pressesprecherin Margrit Märtens. Derzeit prüfe man die Umsetzbarkeit und dafür möglicherweise erforderliche Maßnahmen, auch die Fraktionsvorsitzenden der Parteien seien bereits informiert. Grundsätzlich stehe die Gemeinde positiv zu dem Vorstoß, hieß es aus der Verwaltung. „Die Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien ist das Ziel. Das gelingt nur mit einem Mix aus verschiedenen Erzeugungsmethoden“, gab Märtens die Haltung des Rathauses wieder und betonte das Gemeindeziel, bis 2035 klimaneutral zu werden. Der entsprechende Bebauungsplan für die vorgesehene Baufläche sei seit 2012 in Kraft.

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