90 Jahre Karnevalsgesellschaft Villip Karneval statt Kaninchen

Wachtberg · Als die zehn befreundeten Kaninchenzüchter in den 1930er ihre erste Karnevalsveranstaltung organisierten, war noch nicht absehbar, dass aus ihrem Verein eine der traditionsreichsten Karnevalsgesellschaften in Wachtberg werden würde. Heute feiert die KG Villip 90. Geburtstag.

Die Garde der KG Gemütlichkeit auf der Bühne in der Berkumer Aula beim 88-jährigen Jubiläum im Jahr 2020.

Die Garde der KG Gemütlichkeit auf der Bühne in der Berkumer Aula beim 88-jährigen Jubiläum im Jahr 2020.

Foto: Petra Reuter

Begonnen hatte alles mit einem Kaninchenzuchtverein. Zehn Freunde taten sich zusammen, um sich regelmäßig über ihre Langohren auszutauschen. Nach wenigen Jahren erwuchs aus der mit rheinischem Humor bestens ausgestatteten Gruppe die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Gemütlichkeit. Wie das geschah, erzählten die langjährigen Mitglieder Waltraud und Hans-Jürgen Dick. Die Party zum Jubiläum steigt am ersten Samstag im September unter dem Motto „Fastelovend is en Jlöck – fröher un su wie hück“

„Es gab nicht so viele Vereine damals“, erinnerte sich Waltraud Dick an die Erzählungen ihres Großvaters Heinrich Waber, Gründungsmitglied der KG. Waltraud Dick und ihr Ehemann Hans-Jürgen Dick gehören heute zu den langjährigsten Mitgliedern der Villiper Karnevalsgesellschaft. Seinerzeit prägten neben den Kaninchenzüchtern vor allem der Schützenverein sowie der Sportverein den Ort, berichtete die Villiperin.

Die Freude am Karneval trugen in Villip viele Menschen in sich. Vor allem im Kaninchenzuchtverein habe immer gute Stimmung geherrscht, berichtete Hans-Jürgen Dick. „Da lag es nahe, dass sich der Kaninchenzuchtverein um die Karnevalsveranstaltungen kümmerte.“ Die erste Karnevalssitzung mit Elferrat richtete der Verein zur Fastnacht 1937 aus.

„Bei uns war immer Karneval“

Im lustigen Treiben vom Krieg unterbrochen, organisierten die Aktiven die nächste Tanzveranstaltung am Fastnachtssonntag 1946. Eine Sitzung gab es wegen der entbehrungsreichen Nachkriegszeit erst 1953. In diesem Jahr benannte sich der ursprüngliche Kaninchenzuchtverein in die Karnevalsgesellschaft Gemütlichkeit Rot-Weiß um.

Die erste Proklamationssitzung von Prinz Menne I und Prinzessin Marlene I stemmten die Jecken mit dem Sitzungspräsidenten Hans Holzem 1953 ausschließlich mit eigenen Kräften. „Das hat sich im Laufe der Zeit verändert“, stellte Hans-Jürgen Dick fest. Analog der Entwicklung bei anderen Karnevalsvereinen nahm die Anzahl der externen Redner, Musiker und Bands im Laufe der Jahre zu.

Waltraud Dick, wie ihr Großvater und Vater fest im jecken Brauchtum verwurzelt, erinnerte sich an ihre Kindheit und Jugend im Verein. „Bei uns war immer Karneval“, sagte sie lachend. Immer wurde etwas organisiert, vorbereitet, veranstaltet oder gefeiert. Ihre Mutter Anneliese Waber liebte den Karneval als geborene Kölnerin ebenfalls.

Weil es in der Zeit nach dem Krieg vielfach keine Tanzoffiziere gab, übernahm sie eine Zeitlang diese Aufgabe. „Es waren aber auch sehr viele andere dabei, die sich sehr engagiert haben“, erinnerte sich Hans-Jürgen Dick. „So, wie es die jeweilige Zeit eben zuließ.“

Nachwuchs für die neue Session

Eine Besonderheit feiert die KG am Wochenende gleich mit. „Es besteht seit 50 Jahren eine Partnerschaft mit einem Karnevalsverein aus Karsau“, sagte die Vorsitzende Renate Offergeld. So werden zum Jubiläum Karnevalisten aus dem Badischen mitfeiern. Den größten Wunsch der Dicks teilte die Vorsitzende: Der Karnevalsverein soll mit viel Nachwuchs noch viele schöne Sessionen erleben. Für Nachwuchs im Vorstand sorgte die letzte Vorstandssitzung.

Der Verein mit aktuell gut 80 Mitgliedern gewann mit Janina Höhne, Nils Röser, Simone Spiess und Verena Schmalen jungen Engagierte für den Vorstand. Renate Offergeld, die Marlene Müller-Spiess, Carina Schmitz-Heinrichs sowie Ilse Rott, Tanja Zorn und Thomas Knapps wurden im Amt bestätigt. Waltraud Dick übernimmt besondere Aufgaben und betreut die Senatoren.

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