Kein Nachfolger gefunden Kiosk in Adendorf schließt im Dezember

Adendorf · Der Kiosk in Adendorf schließt im Dezember. Bisher hat der Inhaber keinen Nachfolger gefunden. Wenn das so bleibt, möchte er die Zeit zwischen dem 14. und 31. Dezember für die Auflösung des Ladens nutzen.

 Hans Joachim Lino Schmidt betreibt in seinem Laden auch die einzige Poststelle des Dorfes.

Hans Joachim Lino Schmidt betreibt in seinem Laden auch die einzige Poststelle des Dorfes.

Foto: Petra Reuter

Aus Bad Honnef fährt Hans Joachim Lino Schmidt jeden Tag bis nach Adendorf, um seinen Laden zu öffnen. "Das ist für mich dauerhaft zu weit", erklärt der Unternehmer, der seit 15 Jahren selbstständig ist. Dazu kommen gesundheitliche Beschwerden, die zum Entschluss des 53-Jährigen geführt haben. "Am 14. Dezember schließe ich die Tür hier zum letzten Mal ab." Ein Nachfolger ist bisher nicht in Sicht.

Vor zehn Jahren hatte der Unternehmer den Laden übernommen. Seither habe er das Angebot verändert, eine Alarmanlage und ein Schnelllauftor installieren lassen. "Ich habe hier viel investiert. Wer hier übernimmt, ist gut ausgerüstet und kann sofort loslegen", sagte er. An seiner Entscheidung, den Laden nicht mehr fortzuführen, sei nicht mehr zu rütteln. Die Zeit zwischen dem 14. und 31. Dezember wolle er für die Auflösung des Ladens nutzen, wenn kein Nachfolger gefunden würde.

Für die Menschen im Ort würde das den Verlust eines Treffpunkts und einer Einkaufsmöglichkeit für Brötchen, Zeitschriften und Tabak bedeuten. Gerade für Ältere ist der Kiosk oft die einzige Möglichkeit, sich eine Zeitung auszusuchen oder eine Kleinigkeit einzukaufen. Zudem betreibt Schmidt in dem Laden die einzige Poststelle und die Lotto-Annahmestelle des Dorfes.

Seit Schmidt vor zehn Jahren den Kiosk in Adendorf übernommen hat, hat er ein Zelt vor dem Laden mitsamt Heizpilz für die kalte Jahreszeit aufgestellt. Das kleine Caféangebot ist ein Magnet für Stammkunden. Außerdem hat er einige Grundnahrungsmittel für den Notfall im Angebot. "Wenn das hier wegfällt, gibt es nichts mehr im Dorf", sagt der Kiosk-Betreiber mit Blick auf das lokale Ladensterben des letzten Jahrzehnts.

Einige Interessenten habe es für den Kiosk bisher gegeben, manche Idee zur Rettung des kleinen Ladens sei aufgekommen, so Schmidt. Lediglich mit einem Interessenten sei er noch im Gespräch. Auch ein Dorfladen mit einem Verein sei einmal angedacht gewesen.

Der Wirtschaftsförderer Jens Forstner sei regelmäßig mit dem Betreiber im Gespräch, sagte Wachtbergs Pressesprecherin Margrit Märtens. Von einer Dorfladenidee sei ihr jedoch nichts bekannt. Auch mit der Post tausche sich Forstner regelmäßig aus, um im Falle einer Komplettschließung zügig reagieren zu können.

Lange Reaktionszeiten seitens der Gemeinde seien auch ein Grund für seine Aufgabe gewesen, sagte Schmidt. "Kunden konnten nicht parken, weil Dauerparker die Plätze vor dem Laden belegt hatten." Das habe für Umsatzeinbußen gesorgt. Nach seiner Information wären Kurzzeitparkplätze schon vor vier Jahren genehmigt worden. Die Schilder habe man allerdings erst am 11. Oktober dieses Jahres aufgestellt. Diese Darstellung bestätigte der Rhein-Sieg-Kreis nicht. Von der Behörde sei nach einem umfassenden, die gesamte Durchgangsstraße betreffenden Prüfungsantrag aus dem Frühjahr 2017 am 27. Dezember 2017 eine verkehrsrechtliche Anordnung ergangen. Hierin sei auch die Einrichtung der Kurzzeitparkplätze geregelt gewesen, sagte Pressesprecherin Alexandra Wellner.

In der Gemeinde habe die Maßnahme erst in den Haushalt 2019 einfließen können, nahm Pressesprecherin Margrit Märtens von der Gemeinde Stellung. Da sich die Gesamtmaßnahme wegen mangelnder Kapazitäten von Fachfirmen verzögere, habe man sich entschlossen, die Schilder für die Kurzzeitparkplätze losgelöst von der Maßnahme im Oktober dieses Jahres vorab zu installieren.

Während Schmidt seinen Laden zeigt, sitzen Gäste mit Latte Macchiato und anderen warmen Getränken im Zelt zusammen. Sie würden sich freuen, wenn sich ein Nachfolger fände, sagten sie unisono. Schließlich gäbe es im Ort keine Alternative. "Ich könnte mir vorstellen, dass man den Brötchenservice oder das Kaffee-Angebot ausbauen kann", machte sich Schmidt laut Gedanken über die Zukunft des Ladens.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort