Austausch unter Handwerkern Kolumbianer töpfern in Wachtberg

Wachtberg · Kunsthandwerker aus Lateinamerika besuchen derzeit ihre Kollegen in Adendorf, schauen ihnen über die Schulter uns setzen sich auch selbst an die Drehscheibe. Ein Filmteam dreht darüber eine Dokumentation.

 Ein Filmteam dokumentiert den Besuch der gute gelaunten Kolumbianer in Adendorf.

Ein Filmteam dokumentiert den Besuch der gute gelaunten Kolumbianer in Adendorf.

Foto: Petra Reuter

Die wenigsten Töpfer im Drachenfelser Ländchen sprechen Spanisch. Verständigungsprobleme gab es zwischen den drei kolumbianischen und den drei Adendorfer Töpfern in den wesentlichen Bereichen trotzdem kaum. Die fachkundigen Gäste aus Lateinamerika sahen Parallelen und Unterschiede in den Werkstätten und Arbeitsweisen auf den ersten Blick, was auch ein Team für einen Film festhielt.

„Die Werkzeuge sind eben für das Töpferhandwerk typisch“, sagte Begleiter und Übersetzer Jan Unkelbach. Allerdings seien die Utensilien nicht völlig gleich. In Europa habe sich manches Hilfsmittel schwerpunktbedingt etwas anders entwickelt als auf der anderen Seite der Erdkugel.

Die Gäste fanden sich jedoch schnell in den Werkstätten von Paul Günther und der Familie Hansen zurecht. „Hier wird viel mehr Technik verwendet“, sagte Unkelbach, der selbst aus Adendorf stammt und ein Jahr lang in Kolumbien gelebt und als Assistenzlehrer an einer dortigen Berufsschule gearbeitet hat. Er kennt die Bedingen in dem Land genau.

"Fast wie ein Wettbewerb"

„In Lateinamerika ist die Arbeit schwieriger, weil man die technischen Möglichkeiten zum Teil nicht hat.“ Außerdem sei der Ton im Ländchen härter als in der Heimat der Gäste: Daran hatten die drei sich bei der gemeinsamen Arbeit in den Gasttöpfereien erst einmal gewöhnen müssen.

Die Drehscheibe gibt es allerdings hier wie dort. So fasste Raul Rodriguez spontan den Entschluss, sich Paul Günther in dessen Werkstatt anzuschließen. Dieser hatte kaum begonnen, eine Vase zu töpfern, als Rodriguez schon an der zweiten Drehscheibe loslegte. „Nachher war es fast wie ein Wettbewerb“, so Unkelbach. Gewonnen habe dabei das Kunsthandwerk, hatte Günther danach festgestellt.

Für die Kolumbianer wie für die Einheimischen ist der einwöchige Besuch ein Gewinn. Martin Schatke, mit seiner Frau Natalia Buitrago im Namen der Fundation 180/R&B verantwortlich für dieses Projekt, erklärte: „Wir geben beiden Seiten die Möglichkeit, sich kennenzulernen, neue Erfahrungen zu machen und sich auszutauschen.“

Ein Filmteam begleitet den Austausch

In den Genuss dieses Austauschs kommen auch die Besucher des Drehwerks in Adendorf. Am Donnerstagabend kamen bereits die ersten Neugierigen zur Ausstellung der drei Gasttöpfer im Eingang des Kinos. Zur selben Zeit wurden kolumbianische Filme verschiedener Genres im Kinosaal auf der Leinwand gezeigt.

Das Filmteam begleitet den Austausch und hält die Aktivitäten für einen Dokumentarfilm fest. Ziel sei es, „das Töpferhandwerk sowohl regional-spezifisch als auch grenzüberschreitend mit seinen kulturellen geschichtlichen Entwicklungen, seinen Techniken, Methoden, Ästhetiken und Produkten global zu zeigen“, heißt es.

So bekommen die Menschen in Raquira einen ersten Eindruck von den Töpfern in Europa. Im nächsten Jahr will man sich dort dann dort persönlich begegnen – wenn zwei Adendorfer Töpfer nach Kolumbien reisen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort