Aktion für den Bunten Kreis Landwirt in Wachtberg verschenkt Salat zum Selbsternten

Wachtberg · Landwirt Albert Schmitz aus Villip stand vor einem Problem. Sein Bio-Salat war reif, die Nachfrage jedoch zurückgegangen. Kurzerhand verschenkte er den Salat zum Selbsternten. Wer wollte, konnte spenden.

 Die Holzemer Sarina und Jens Pohlmann sowie Tochter Susanna decken sich mit Salat ein.

Die Holzemer Sarina und Jens Pohlmann sowie Tochter Susanna decken sich mit Salat ein.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Es war in der weiten Facebook-Welt nur eine kleine Randnotiz. Aber mit großer Wirkung. Wie berichtet, hatte Landwirt Albert Schmitz am Freitag angekündigt, tags darauf Bio-Salat zu verschenken. Versehen mit dem Wunsch, etwas für den guten Zwecke zu spenden. Daraufhin strömten die Erntewilligen in Scharen zu seinem Feld zwischen Pech und Villip.

Lockdown sorgte für Überangebot

So wie Familie Pohlmann aus Holzem. Wie fast alle anderen hatten auch sie aus dem Internet von der Aktion erfahren. „Ich finde es super, wenn jemand gegen Lebensmittelverschwendung ist, deshalb bin ich mit meinem Mann und unserer Tochter hier“, sagte Sarina Pohlmann. Denn für den Villiper Bauern hat das Ganze gewissermaßen einen ernsten Hintergrund. „Es ist ein bisschen deprimierend, denn als der Lockdown da war, sind die Leute doch mehr in die Bio-Läden gegangen als jetzt“, sagte Schmitz. Der Absatz sank. Die Folge: Auf einem circa 300 Quadratmeter großen Feld gab es sozusagen eine plötzliche Überpopulation an Eichblattsalat in Rot und Grün.

Seine Bio-Köpfe verkauft er sonst vielfach an Alnatura. Für Schmitz trotzdem kein Grund umzudenken:  „Unsere Partner legen großen Wert auf regionalen Anbau, wir beliefern in Bonn und Köln die Filialen.“ Da es sich auf seinem Feld um einen Bio-Bereich handele, sei die Fläche, auf der der Salat nun „durchgehe“, sehr gering. „Wenn das im konventionellen Sektor geschieht, sind Sie schnell bei zehn oder 20 Hektar, die auf einmal umgemulcht werden“, so der Villiper.

Wer wollte, spendete an den „Bunten Kreis“

Er hat aber auch Verständnis dafür, dass sich nicht jeder Verbraucher Bio-Salat leisten kann – oder möchte. Denn: „Er ist rund einen Euro teurer als beim Discounter.“ Da er jedoch gegen Lebensmittelverschwendung ist, konnten die Bürger ab 8 Uhr morgens selbst ernten. Und wer mochte, im Gegenzug die Spendendose für den Bunten Kreis füllen, der sich um Familien mit kranken Kindern kümmert. „Ich habe bis jetzt noch keinen gesehen, der nichts gegeben hat“, sagte der Landwirt erfreut.

Dazu zählten auch Kathrin und Sascha Sebus aus Bad Godesberg. Das Ehepaar hatte ordentlich zugeschlagen. „Wir verteilen das jetzt an Freunde und Familie“, sagte die Ehefrau mit Blick auf den vollen Kofferraum. Bio-Qualität kaufen die beiden im Alltag sonst nicht ein, aber sie achten beim Kauf auf regionale Produkte. So wie Stefan Keil, der mit Familie anreiste. Er war überrascht, wie viele den Weg zum Feld angesteuert hatten. „Aber eigentlich ist es natürlich traurig, dass es einer solchen Maßnahme bedarf“, meinte der Mann aus dem rheinland-pfälzischen Vischeltal.

Sarina, Jens und Susanna Pohlmann waren da schon auf dem Rückweg zum Auto. Eine einmalige Sache war der Ausflug für sie nicht. „Wir achten sehr auf gesunde Ernährung, kaufen gerne auf dem Wittfelder Hof und im Hofladen Ockenfels ein“, sagte Jens Pohlmann. Wenn es allerdings mal schnell gehen müsse, dürfe es auch der nahegelegene Discounter sein, fügten die Holzemer ehrlich hinzu.

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