Evangelische Kirche zieht sich zurück Ließemer Kita sucht ab August neuen Träger

Wachtberg-Ließem · Die evangelische Gemeinde Wachtberg zieht sich nach 50 Jahren aus der Trägerschaft der Ließemer Kita zurück. Nun wird ein neuer Träger gesucht. Wer es wird, ist noch vollkommen offen.

Die Kita in Wachtberg-Ließem sucht einen neuen Träger. Die Evangelische Kirche will sich ab August 2023 zurückziehen.

Die Kita in Wachtberg-Ließem sucht einen neuen Träger. Die Evangelische Kirche will sich ab August 2023 zurückziehen.

Foto: Axel Vogel

Die evangelische Kirchengemeinde Wachtberg will zum 1. August 2023 ihre einzige Kindertagesstätte, die zweigruppige Einrichtung in Ließem, an einen anderen Träger abgeben. Das beschloss das Presbyterium, so eine Pressemitteilung des Rhein-Sieg-Kreises. Die Abgabe der seit 50 Jahren bestehenden Einrichtung sei in letzter Zeit immer wieder Thema gewesen. „Wir fühlen uns zu einer Weiterführung außerstande“, zitiert der Kreis nun das kirchliche Entscheidungsgremium. „Wir können unserem Personal nicht mehr gerecht werden.“ Neben der schwierigen Personalsituation weise die Kirchengemeinde auch auf die gestiegenen fachlichen und bürokratischen Herausforderungen hin. Im Gegensatz zu größeren Trägern fehlten ihr die notwendigen Kapazitäten. Die Anforderungen könnten so kaum erfüllt werden.

Die Entscheidung betrifft, so antwortet Antonius Nolden, Pressesprecher des Kreises, 45 Kinder und in Normalbesetzung sechs pädagogische Kräfte. Ja, bis August einen neuen Träger zu finden, sei „ein ambitioniertes Ziel“. Deshalb versende das Kreisjugendamt die Unterlagen in den nächsten Tagen, damit der Jugendhilfeausschuss spätestens am 7. März über einen neuen Träger entscheiden könne. Derzeit sei noch kein konkreter Kandidat in Sicht. Insofern sei das Verfahren völlig offen. Gewünscht werde ein anerkannter freier Träger der Jugendhilfe. „Er muss die pädagogischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Anforderungen erfüllen“, sagt Nolden. Darüber hinaus müsse er zur Kooperation mit dem Kreisjugendamt, der Gemeinde Wachtberg und in der Übergangsphase mit der evangelischen Kirchengemeinde bereit sein.

Kinder sollen nicht um ihren Platz bangen müssen

Für das Kreisjugendamt seien die Ließemer Kita-Gruppen fester Bestandteil der Bedarfsplanung. Das Ziel sei nun, dass „ein nahtloser Übergang sichergestellt werden kann“, kündigt Jugendamtsleiterin Beate Schlich an. „Keines der jetzt betroffenen Kinder soll um seinen Kita-Platz bangen müssen.“ Auch Wachtbergs Bürgermeister Jörg Schmidt bekräftigt, die Gemeinde wolle den Standort Ließem für eine Kita erhalten. „Dies entspricht dem ausdrücklich formulierten Willen der politischen Gremien.“ Sollte sich abzeichnen, dass die Übergabe nicht zum 1. August 2023 geregelt sein könne, so würden die Kirchengemeinde, die Gemeinde Wachtberg und das Kreisjugendamt darüber beraten, wie vorgegangen werde, antwortet der Kreis-Pressesprecher auf GA-Nachfrage. „Keinesfalls soll es dann zu einer Schließung der Einrichtung kommen.“

Sie halte die Entscheidung des Presbyteriums für „richtig und verantwortungsvoll im Hinblick auf die Mitarbeitenden und die betroffenen Familien“, sagt die evangelische Superintendentin Claudia Müller-Bück. Viele Gemeinden im Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel hätten über lange Jahre personell und finanziell Verantwortung für ihre Kitas getragen. Die Einführung des Kinderbildungsgesetzes NRW 2008, die Strukturveränderungen innerhalb der Evangelischen Kirche auch aufgrund sinkender Mitgliederzahlen und der allgemeine Fachkräftemangel stellten die Gemeinden jedoch vor Herausforderungen, die sie leider nicht mehr selbst bewältigen könnten. Aktuell seien im Kirchenkreis deshalb nur noch drei Kitas in gemeindlicher Trägerschaft: in Euskirchen sowie in Godesberg in der Erlöser- und Heiland-Kirchengemeinde. "Ihre" Kitas seien aber auch bei neuen größeren Trägern allen Gemeinden weiterhin sehr wichtig, so Müller-Bück. „Es gibt eine enge Anbindung an die gemeindliche Arbeit.“

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