DSL-Breitbandausbau "Man müsste ganz Pech umgraben"

PECH · Ganz genau 130 Minuten lang diskutierten am Mittwochabend die Mitglieder der Pecher Ortsvertretung im Gemeinschaftsraum des Feuerwehrgerätehauses zusammen mit zahlreichen Pechern über den geplanten DSL-Breitbandausbau in dem Wachtberger Ortsteil.

 Zwei Anbieter stehen in den Startlöchern: Telekom und Disquom würden Pech gerne mit zwei unterschiedlichen Systemen mit schnellem DSL versorgen.

Zwei Anbieter stehen in den Startlöchern: Telekom und Disquom würden Pech gerne mit zwei unterschiedlichen Systemen mit schnellem DSL versorgen.

Foto: dpa

Informationen aus erster Hand lieferten dabei Daniel Gerlach vom Internetanbieter Disquom und Winfried Moser von der Deutschen Telekom, der selbst in Pech lebt.

"Der große Zulauf der Bürger zeigt, dass das DSL-Thema hier in Pech einen ganz besonderen Stellenwert einnimmt - und man bislang leider noch keine Lösung gefunden hat", sagte Jörg Ostermann, der Technische Beigeordnete der Gemeinde Wachtberg.

Die Telekom und Disquom würden Pech gerne mit zwei unterschiedlichen Systemen mit schnellem DSL versorgen.

"Wenn wir den Zuschlag bekommen würden, würden wir Glasfaser verlegen. Dies ist zwar eine relativ teure Lösung, aber auch eine, die zukunftsfähig ist", erläuterte Winfried Moser von der Telekom. Dafür müssten vom Heiderhof kommend Glasfaserkabel nach Pech verlegt werden, die sich wiederum an die acht verschiedenen Verteilerkästen in der Ortschaft verzweigen.

"Man müsste dafür tatsächlich ganz Pech umgraben", gab Moser unumwunden zu, "in zwölf Monaten wäre das Projekt aber auch definitiv abgeschlossen." Die Kosten schätzt der Telekom-Mann auf knapp 300 000 Euro, von denen die Gemeinde rund 75 000 Euro übernehmen müsste, die restlichen 70 Prozent der Gesamtkosten kämen aus einem Fördertopf.

"Wir können Ihnen dann zwischen 30 und 60 Mbits/Sekunde garantieren, mit denen Sie schnell surfen, fernsehen und telefonieren können - und das bei gleicher Performance", so Moser.

Ganz ohne große und teure Tiefbaumaßnahmen kommt hingegen der regionale Anbieter Disquom aus. "Wir würden Pech per Richtfunk mit schnellem Internet versorgen. Unser Mast steht auf dem Ölberg und würde zu einem knapp neun Meter hohen Mast im Langenacker senden - das Signal wird dann von einem Schaltverteiler an der Turnhalle weitergegeben. Die Lizenz für Pech haben wir von der Bundesnetzagentur schon bekommen", erklärte Daniel Gerlach, Disquom-Geschäftsführer.

Er könne bis zu 100 Mbits/Sekunde garantieren - allerdings wäre ein Fernsehempfang mit dieser Technik nicht möglich. "Unser System würde die Gemeinde nichts kosten - wir wollen nur die Gewissheit, dass die Gemeinde uneingeschränkt hinter uns steht und wir brauchen mindestens 100 Kunden in Pech. In sechs Monaten hätten Sie hier schnelles Internet - wir stehen in den Startlöchern", so Gerlach.

Nach den jeweiligen Präsentationen folgten viele sehr detaillierte Nachfragen aus der Bürgerschaft an die beiden Experten. Dabei kristallisierte sich sehr schnell heraus, dass sowohl die Pecher Ortsvertretung wie auch die anwesenden Bürger das Telekom-Angebot favorisierten.

"Das Angebot der Telekom ist die Zukunft mit deutlich mehr Entwicklungspotential, das Angebot von Disquom ist der Stand von heute. Wir haben jetzt schon so lange auf schnelles Internet gewartet, da kommt es auf ein paar Monate mehr auch nicht an - das darf auch nicht an den 75 000 Euro scheitern", erklärte CDU-Ratsmitglied Jürgen Kleikamp, wofür er von allen Seiten Zustimmung erntete.

Wie sehr sich die Pecher schnelles Internet wünschen, wurde auch dadurch deutlich, dass es den Vorschlag eines Bürgers gab, dass man die 75 000 Euro von Bürgerseite übernehmen könnte - und das Geld sammelt. Jörg Ostermann, der Technische Beigeordnete der Gemeinde, winkte aber ab und wertete diesen Vorschlag als "abstrusen Gedanken". Vielmehr machte er deutlich, dass man auf eine europaweite Ausschreibung für den schnellen Internetausbau via Glasfaser nicht verzichten kann, denn sonst gäbe es keine Zuschüsse.

"Dass man dann auch automatisch bei der Telekom landet, ist dabei nicht sicher", warnte Ostermann. Für die europaweite Ausschreibung sprach sich die Ortsvertretung mit großer Mehrheit aus.

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