Kriminalitätsstatistik 2021 Mehr häusliche Gewalt in Wachtberg
Wachtberg · Die Gesamtkriminalität in Wachtberg ist laut Polizeipräsident Frank Hoever um 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Trotzdem gibt es auch im Ländchen bei den einzelnen Delikten Auffälligkeiten. So stieg im Coronajahr die Zahl der leichten Körperverletzungen um 45,5 Prozent.
Im Ländchen können sich die Bürger weiterhin sicher fühlen. So lässt sich die Kriminalitätsstatistik, die Bonns Polizeipräsident Frank Hoever in dieser Woche vorstellte, lesen. Die Zahl der für Wachtberg erfassten Fälle liegt bei 525 und nähert sich damit dem Wert 514 von vor fünf Jahren wieder an. Im vergangenen Jahr waren das noch 578 Fälle, weshalb Hoever relativ entspannt auf das Minus von 9,2 Prozent blickt.
Die Bekämpfung der Kinderpornografie ist seit vergangenem Jahr nicht nur ein Schwerpunkt in der Bonner Behörde, sondern NRW-weit. Im Präsidium wurde das dafür zuständige Personal auf etwa 20 Mitarbeiter verdoppelt. Das hat Auswirkungen auf die Fallzahlen, auch in Wachtberg – die 17 Fälle im Jahr 2021 stehen für ein Plus von 54,5 Prozent. „Die personelle und materielle Verstärkung in der Sachbearbeitung führen naturgemäß zu einer intensiveren Befassung und auch zu einer schnelleren Aufklärung und Bearbeitung“, sagte Kriminaldirektor Ralf van Uden.
Schwerpunkt der Behörde liegt auf Bekämpfung der Kinderpornografie
Wegen der vielen Fälle habe sich unter anderem beim Bundeskriminalamt ein hoher Rückstau gebildet, der nun abgearbeitet werde. „Aus diesem Ermittlungsverfahren ergeben sich sehr häufig Folgeverfahren gegen weitere Personen.“ Auch das sogenannte Sexting, das unter Jugendlichen verbreitet sei und zu den Delikten gegen die sexuelle Selbstbestimmung zählt, hat für einen Anstieg der Fallzahlen gesorgt. „Hier wird durch das Versenden von erotischen Aufnahmen per Smartphone oder über das Internet der Straftatbestand unterschiedlicher Delikte verwirklicht“, erklärt van Uden.
Schaut man sich einzelne Delikte an, fällt der Bereich Körperverletzungen mit 59 Fällen auf und hier vor allem die vorsätzlichen, aber leichten Körperverletzungen – immerhin 15 Fälle mehr als im vergangenen Jahr. „Hierbei wird es sich schon alleine wegen der Corona-Situation um häusliche Gewalt handeln“, so Polizeisprecher Michael Beyer. Das macht die Sache natürlich nicht besser, heißt aber auch, dass es sich nicht um brutale Angriffe auf offener Straße auf Fremde handelt.
Gefälschte Impfpässe und falsche Online-Bestellungen
Stark angewachsen sind in Wachtberg Vermögens- und Fälschungsdelikte. 87 gemeldeten Fällen 2020 stehen 136 im vergangenen Jahr gegenüber. Macht ein Plus von 56,3 Prozent. „Allerdings sehen wir den Anstieg behördenweit“, meint Beyer. Ganz vorne stehe meist das Fälschen von Impfpässen oder auch Online-Bestellungen, die zum Schaden Unbeteiligter sind. Nicht zu den Betrugsdelikten zählen übrigens die „falschen Polizisten“, die meist durch Telefonanrufe großes finanzielles Unheil anrichten. „Auslandsstraftaten erfasst die Statistik nicht“, sagt Beyer. Die Call-Center säßen nämlich oft in der Türkei. Immerhin sind die Zahlen gesunken: 2020 gab es 2700 solcher Vorkommnisse, 2021 1300 Fälle im Bereich der Kreispolizeibehörde Bonn.
Recht zufrieden ist Bürgermeister Jörg Schmidt (CDU) mit den Ergebnissen für Wachtberg. „Der positive Trend der landesweiten Kriminalitätsstatistik zeigt sich auch in unserer Gemeinde: Insgesamt sind im letzten Jahr fast zehn Prozent weniger Straftaten polizeilich bekannt geworden und von den begangenen Straftaten konnten sieben Prozent mehr aufgeklärt werden“, so Schmidt auf Anfrage. Besonders freue er sich, dass die Zahl der Rauschgiftdelikte im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent zurückgegangen sei. Er dankte den Beamten für ihren „unermüdlichen Einsatz“ zum Wohl der Bürger.
Bürgersprechstunde der Polizei in Berkum wird gut angenommen
Die durch den Bezirksdienst der Polizei wieder zwei Mal wöchentlich besetzte Wache in Berkum sei von großem Vorteil. „Die Rückmeldungen, die wir dazu erhalten, sind ebenfalls sehr positiv, denn die Wege sind kurz und die Ansprechpartner direkt vor Ort“, meint Schmidt. Das Ordnungsamt könne eng mit der Polizei zusammenarbeiten und sich zu bestimmten Sachverhalten unmittelbar austauschen. Polizeisprecher Beyer sagte, die seit November 2021 angebotene Sprechstunde werde von den Bürgern gut angenommen. Die Beamten sind dienstags von 8 bis 10 Uhr und donnerstags von 15 bis 17 Uhr in der Rathausstraße 25 anwesend.