enewa bietet Solar-Pachtmodell an Mehr Photovoltaik für Wachtberger Dächer

Wachtberg · Die genossenschaftlich aufgestellte Bürgerenergie Rhein-Sieg und der lokale Versorger enewa stellen im Umweltausschuss ihre Angebote zu erneuerbaren Energien vor. Die Politik wünscht sich eine Kooperation beider Akteure. Ein Solar-Pachtmodell soll Verbrauchern den Einstieg erleichtern.

 Auf vielen Wachtberger Dächern wäre noch Platz für eine Photovoltaikanlage.

Auf vielen Wachtberger Dächern wäre noch Platz für eine Photovoltaikanlage.

Foto: Axel Vogel

Derzeit scheint die Bürokratie eine der größten Hürden für das Gelingen der Klimawende in Deutschland zu sein. Im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität erzählte am Dienstagabend Volker Gütten (CDU), welchen Kraftakt es bedeute, eine Photovoltaikanlage auf einer Freifläche zu errichten. Das nämlich hatte der Politiker für ein größeres Bauprojekt auf einem Hektar tun wollen. „Da reden wir dann von einer Änderung des Flächennutzungsplans bis hin zu einer Baugenehmigung“, kritisierte er im Ausschuss den Gesetzgeber.

Schilderungen wie diese hört Thomas Schmitz, Vorstandsvorsitzender der Bürgerenergie Rhein-Sieg eG, häufiger. Er war in die Berkumer Schulaula gekommen, um nach einem Bürgerantrag der Wachtberger Parents for Future über die Arbeit seiner Genossenschaft zu berichten. „Die Rahmenbedingungen müssen durch die Regierung verbessert werden“, lautete denn auch eine von Schmitz‘ Forderungen bezüglich des Einsatzes von erneuerbaren Energien.

Auf dieses Gebiet hat sich die Genossenschaft mit Sitz in Siegburg spezialisiert, im Besonderen auf größere Photovoltaikanlagen. „Verstehen Sie uns als Vermittler, wir bieten eine Plattform, auf der man Dinge umsetzen kann“, erklärte der Vorsitzende. Denn die Parents for Future hatten sich in ihrem Antrag gewünscht, dass die Gemeinde der Bürgerenergie beitritt.

Das Stimmrecht geht nicht nach der Menge der Anteile

Neben der Stromerzeugung aus Sonne, Wind- und Wasserkraft sowie Biomasse setzt die Bürgerenergie immer mehr auf Carsharing. Ein Geschäftsanteil beträgt seit 2020 laut Homepage 250 Euro. Egal, wie viele Anteile jemand hält: Es gebe nur ein Stimmrecht. Die Rendite, so Schmitz, liege alle zwei Jahre bei zwei Prozent: „Aber das Bestreben unserer Mitglieder, unabhängiger zu werden, steht vor der Rendite.“

Angesichts der Klimaziele, eben energieautark zu agieren und den Energieverbrauch zu reduzieren, fragte der Fachmann gleichermaßen in Richtung Politik wie Verwaltung: „Wie können wir Sie unterstützen?“ Eine Antwort gab es in der Sitzung noch nicht, diese soll aber erarbeitet werden im Zusammenspiel von Bürgerenergie und dem lokalen Energieversorger enewa. „Man kann doch Gutes zusammenfügen. Die beiden sollen ein Paket für Bürger, Landwirte und Gewerbetreibende anbieten“, hielt Ausschussvorsitzender Ingo Steiner (Grüne) als Idee fest.

Solar-Pachtmodell der enewa startet in zwei Wochen

Der lokale Player hatte in Form seines Geschäftsführers Kai Birkner den Abend genutzt, um seine Produkte vorzustellen. In den nächsten 14 Tagen gehe die enewa mit einem eigenen Solar-Pachtmodell an den Markt, hatte Beigeordneter Swen Christian einleitend erwähnt. Birkner erläuterte, die Pacht sei als Hilfestellung gedacht, man wolle die Schwelle für die Bürger niedrig setzen. „Es sind keine hohen Investitionskosten erforderlich, Sie müssen lediglich einen enewa-Stromvertrag abschließen, wenn Sie diesen noch nicht haben“, erklärte Birkner.

Die Pachtrate soll laut Homepage immer gleich bleiben, zudem für den Verbraucher keine Ausgaben anfallen für Versicherung, Wartung oder Reparatur. Neben dem guten Gefühl, zu 100 Prozent Ökostrom zu nutzen, erhalte man eine Einspeisevergütung für nicht selbst verbrauchten Strom. Tobias Teichner (CDU) hinterfragte, ob es nicht angesichts niedriger Vergütungen sinnvoller sei, Erzeuger und Nutzer direkt in Wachtberg zusammenzubringen. Birkner verneinte das mit dem Hinweis darauf, dass bei einer Weitergabe immer alle staatlichen Abgaben anfielen. „Außerdem wird die Einspeisevergütung steigen – auch wegen der Weltmarktsituation“, gab sich der enewa-Chef zuversichtlich.

Im Oktober 2023 übernimmt die enewa die Gaskonzession

Ein Kauf der Anlage sei auch möglich, direkt oder nach Ablauf der Vertragszeit. Rafael Schwarzenberger (Unser Wachtberg) wollte wissen, ob sich die enewa verstärkt um die Ausstattung mit Photovoltaik in Neubaugebieten kümmere. „Wenn die Flächen noch nicht vermarktet sind, ja“, so Birkner. Aktuell betreibe man fünf PV-Anlagen auf gemeindeeigenen Immobilien. Im Oktober 2023 wird sein Unternehmen zur Strom- und Wasserkonzession auch noch die für Gas erhalten.

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