Gaststätte „Zur Schüür“ Michael Risch ist der letzte Pächter einer Kneipe in Wachtberg

Wachtberg · Nach einem langwierigen Wasserschaden öffnet Pächter Michael Risch die Ließemer Traditionsgaststätte Zur Schüür am 28. September wieder. Er lässt sich nicht unterkriegen.

Wirt Michael Risch öffnet im September, nachdem die Gaststätte zur Schüür in Wachtberg-Ließem wegen eines Wasserschadens geschlossen war, das Lokal wieder.

Wirt Michael Risch öffnet im September, nachdem die Gaststätte zur Schüür in Wachtberg-Ließem wegen eines Wasserschadens geschlossen war, das Lokal wieder.

Foto: Axel Vogel

Es gibt sie noch in Wachtberg, die Gastronomen und Kneipiers aus Leidenschaft, die auch angesichts eines immer schwieriger werdenden Umfeldes nicht ans Aufhören denken. So Michael Risch, der die Traditionsgaststätte Zur Schüür in Ließem führt, und der zu einem der letzten und womöglich auch zu einem der dienstältesten Gaststättenpächter im Drachenfelser Ländchen zählen dürfte. Dabei hätte der 57 Jahre alte, gebürtige Niederbachemer allen Grund gehabt, den Pachtvertrag zu kündigen.

Ein Wasserschaden in der Küche, der erst durch einen Zufall im April aufgefallen war, hatte sein Lokal über Monate lahmgelegt. Seit dem 7. Juli ist die Schüür schon geschlossen, weil saniert wird. Doch jetzt kommt die gute Nachricht: Michael Risch hat die Durststrecke durchgestanden und freut sich nun – trotz vieler Widrigkeiten und stark gestiegener Betriebskosten – auf den Neustart, weil er sagt: „Ich habe einfach Spaß daran, mit anderen Leuten zusammen zu sein.“ Am Mittwoch, 28. September, ist die Schürr, was nichts anderes als Scheune bedeutet, wieder offen.

So steht es um die Wachtberger Gastro-Szene

Die Botschaft, dass Risch als Wirt in der Schürr weitermacht, dürfte viele Wachtberger freuen. Denn zuletzt gab es in Sachen „Hotel und Gastronomie“ viele schlechte Nachrichten zu verkraften. Nachdem das Hotel Dahl in Niederbachem für immer die Tore geschlossen hat, gaben auch die Brauzeugen im Henseler Hof auf (der GA berichtete). Damit ist die Zahl der Gaststätten noch kleiner geworden, und die meisten die es noch gibt, werden auch von Gastwirten geführt, die selber auch Eigentümer der Immobilie sind“, so Risch: „Das spart natürlich Kosten.“ Gastronomen wie ihn, die lediglich Pächter sind, gibt es nur noch wenige. Und der Mann weiß, wovon er redet, denn er ist schon lange im Geschäft.

Eigentlich Autolackierer von Beruf, fuhr Risch als LKW-Fahrer lange Zeit für den Meckenheimer Premiumlebensmittellieferanten Rungis Feinkostwaren in ganz Deutschland aus. Nachdem er bei dem namhaften Fernküchenbetreiber Lohmeier & Deimel ausgeholfen, und Einblicke in den Party- und Küchenservice gewonnen hatte, kam ihm spontan die Idee: „Das kann ich auch selber machen.“ Gesagt getan: Im Jahr 2001 übernahm er seine erste Kneipe in Eigenregie, die Gaststätte „Zum Ländchen“ in Berkum, im August 2010 dann die Schüür in Ließem, ein Lokal mit viel Lokalkolorit, das die es bereits seit 1972 gibt. Damals hießen die Wirtsleute Martin und Hilla Schlieber,

In den vergangenen Jahren hat sich viel verändert im Kneipenleben, erinnert sich Risch. „Früher war die Kneipe um 16 Uhr voll, und zwar fast ausschließlich mit männlicher Kundschaft.“ Treffpunkt: Rund um den Tresen. Das ist heute ganz anders: „Die Leute kommen heute zwischen 19 und 20 Uhr mit der ganzen Familie und nehmen an den Tischen Platz.“ Daher müsse man nun auch allen etwas bieten, von Schnitzel und Pommes für den Nachwuchs bis über Dart und Kegel für die Erwachsenen. Das Kochen übernimmt in der Schüür Rischs Frau Gosia. Was ihm zudem im Wandel der Zeit aufgefallen ist: „Es kommen heute viel weniger junge Leute.“ Er vernutet, dass ihnen das Geld fehlt.

Stichwort Geld: Auch sein Ertrag als Kneipenwirt in Ließem allein nicht zum monatlichen Auskommen, so Michael Risch: „Die Betriebskosten sind mittlerweile einfach zu hoch, und man kann nicht alles über höhere Preis wieder hereinholen.“ Risch verweist auf den in den vergangenen 20 Jahren eher modert gestiegenen Preis für ein Bier: Als er 2001 als Gastwirt in Berkum anfing, kostete das Kölsch im 0,2-Liter-Glas noch 2,20 D-Mark. 1,10 Euro waren kurze Zeit später nach der Euro-Umstellung fällig. Wenn Risch jetzt Ende September öffnet, nimmt er 1,80 Euro: „70 Cent in 20 Jahren, das ist nix.“ Darum hat der Niederbachemer mit seiner Frau auch noch einen Zweitjob angenommen, der zur wirtschaftlichen Absicherung dient: Täglich von 10 bis 20 Uhr ist er Wirt in der Gastronomie des Hardtberg-Bades. „Das ist natürlich auch oft stressig, weil wir jeden Abend auch noch in Schürr arbeiten.“ Dort hat dann bereits ab 17.30 Uhr eine Kellnerin den Ausschank gestartet.

Trotz Doppelbelastung und Fahrerei bleibt ihm die Schürr ein Herzensanliegen: „Hier sind fast nur Stammkunden und über die ganze Jahre ist das so was wie eine große Familie geworden.“ Auch wenn dann bei soviel Geselligkeit bis in die Nacht gefeiert wird, bleibt der humorvolle Wirt einem ehernen Grundsatz treu: „Hinterm Tresen trinke ich grundsätzlich kein Alkohol.“

Geöffnet ist die mittwochs, donnerstags, freitags und samstags ab 17.30 Uhr.

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