Keine zentrale Koordination Ehrenamtliche kritisieren Wachtberger Bürgermeisterin

Wachtberg · Wachtbergs Bürgermeisterin Renate Offergeld möchte die notwendige Hilfe in Coronazeiten übers Rathaus koordinieren. Viele der Menschen, die sich ehrenamtlich in der Krise engagieren wollen, teilen diese Einstellung nicht.

 Bürgermeisterin Renate Offergeld steht in der Kritik mit ihrer Einstellung zum Einsatz von Ehrenamtlichen während der Coronakrise.

Bürgermeisterin Renate Offergeld steht in der Kritik mit ihrer Einstellung zum Einsatz von Ehrenamtlichen während der Coronakrise.

Foto: Axel Vogel

Mit ihren Vorstellungen zum Einsatz von Ehrenamtlichen in der Coronakrise ist die Wachtberger Verwaltung angeeckt. Wie berichtet, hatten Bürgermeisterin Renate Offergeld und ihr Ordnungsamtschef Markus von Wirtz Bedenken geäußert, wenn über die neue Ehrenamtsbörse und andere private oder kirchliche Initiativen neue Sozialkontakte geschaffen würden – gerade bei Einkaufstouren.

Dafür sah sich vor allem die Bürgermeisterin am Wochenende in den sozialen Medien heftiger Kritik ausgesetzt. Nur vereinzelt gab es Stimmen, die die Ängste bezüglich  der Ansteckungsrisiken teilten. Wenig Verständnis für den Vorstoß der Verwaltung äußerten Theo Hüffel und Michael Turley von der Ehrenamtsbörse Wachtberg. „Wir orientieren uns an den Richtlinien der Bundesarbeitsgemeinschaft für die Freiwilligendienste  zum Einkaufsdienst im Rahmen der Nachbarschaftshilfe, so wie es bundesweit mit den Behörden abgestimmt ist“, schrieben die beiden in einer Pressemitteilung. Es komme dabei zu keinerlei direkten Kontakten. „Alle Aktiven sind in diesen Handlungsempfehlungen unterwiesen und sie sind auf unserer Homepage veröffentlicht“, betonte die Initiative.

Ähnliche Initiativen zur Unterstützung der Menschen, die Risikogruppen angehören, würden anderswo wertgeschätzt – in Wachtberg dagegen alleine gelassen. „Lassen Sie uns doch zusammenarbeiten. Wir bringen uns gerne ein, auch unter der fachlichen Administration der Gemeinde“, bieten Ex-Bürgermeister Hüffel und Turley an.

Geschlossen widerspricht die Wachtberger CDU der Einschätzung der Bürgermeisterin, wie die Partei in einer Pressemitteilung betonte. Dort äußerte sich auch der eigene Bürgermeisterkandidat. „Wer heute die ehrenamtliche Hilfe zurückschrauben will, begeht einen erschreckenden Fehler, insbesondere dann, wenn er diese hoch engagierten Mitmenschen für nicht fähig hält, diese Hilfe zu leisten“, so Jörg Schmidt. Natürlich müssten behördliche Regeln beachtet, Hygiene und Abstandsgebote zwingend eingehalten werden. „Um genau das zu erreichen, ist eine offizielle Unterstützung durch staatliche Stellen wünschenswert“, meint Schmidt. Man könne nur den Hut in großer Dankbarkeit vor den Menschen ziehen, die sich in diesen Zeiten engagierten, so die CDU.

Ungeachtet aller Kritik hält Offergeld an ihrem Vorgehen fest. „Mir geht es nicht um Einzelpersonen, mir geht es um den Schutz aller Bürger“, betonte die Verwaltungschefin am Montag. Die Hilfe müsse zentral, also bei der Gemeindeverwaltung organisiert sein. „In der jetzigen Krise verunsichern Parallelstrukturen die Bürger“, so die Bürgermeisterin. Sie habe nichts gegen direkte, persönliche Nachbarschaftshilfe, wo man einander bereits kenne. „Wenn Ehrenamtliche sich darüber hinaus engagieren wollen, können sie sich gerne an uns wenden. Wir koordinieren das dann“, sagte Offergeld. Das Ehrenamt als solches schätze sie sehr, aber jetzt müssten Helfer und Bürger geschützt werden.

Die Gemeinde Wachtberg bietet unter ☎ 0228/9544111 eine Corona-Hotline an. Die Ehrenamtsbörse Wachtberg ist unter ☎ 0160/95455554 erreichbar.

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