Sanierung in Wachtberg Neue Dachabdichtung für das Rathaus

Wachtberg-Berkum · Die Sanierung des maroden Rathausdaches kostet die Gemeinde Wachtberg 160 000 Euro. Noch steht die Entscheidung über Gesamtsanierung oder Neubau des Gebäudes aus. Geld für ein Gutachten gibt es seit 2018.

 Beste Aussichten: Fachbereichsleiter Christian Pohl erklärt die Sanierungsmaßnahme auf dem Dach des Berkumer Rathauses.

Beste Aussichten: Fachbereichsleiter Christian Pohl erklärt die Sanierungsmaßnahme auf dem Dach des Berkumer Rathauses.

Foto: Axel Vogel

Wenn Axel Schäfer und sein Team sich derzeit aus Villip zu ihrem Einsatzort aufmachen, stehen sie einige Autominuten und diverse Leiterstufen später auf dem wichtigsten Gebäude der Gemeinde. Der Dachdeckermeister sorgt dafür, dass das in die Jahre gekommene Rathaus in Berkum quasi wetterfest gemacht wird. „An der ein oder anderen Stelle hat es durchgetropft“, erzählt Christian Pohl, Leiter des Fachbereichs Infrastruktur.

Betroffen waren zum Beispiel ein Büro der Gemeindewerke, was seit dem Wasserschaden nicht mehr genutzt werden kann, aber auch das Treppenhaus mit seiner Lichtkuppel. „Nach 50 Jahren darf eine Dachsanierung sein“, sagt Pohl. Handwerker Schäfer gibt ihm da recht. Als „dem Alter entsprechend porös und mit vielen Undichtigkeiten“ beschreibt der Villiper den Zustand des Flachdaches. Da Schäfer sich das Ganze vorher genau angeschaut hat, sind die großen Überraschungen ausgeblieben: „Wir hatten vorher schon Dachproben entnommen und wussten, was auf uns zukommt.“ Viel zu tun gibt es angesichts von mehr als 500 Quadratmetern Fläche trotzdem. Rund 130 Rollen Dachpappe verarbeiten seine vier Mitarbeiter und er an der Rathausstraße.

Von der KfW gibt es einen Tilgungszuschuss

Für die Verwaltungsmitarbeiter und ihre Besucher bedeutet der neue Aufbau des Daches, Bohren, Schlagen und Hämmern zu ertragen – und das seit Anfang November. 160 000 Euro kostet die Gemeinde das Projekt; es gibt eine KfW-Standard-Förderung, die einem Tilgungszuschuss von 20 Prozent entspricht. Für Pohl zwar eine wichtige Investition, aber: „Mit Blick auf Künftiges könnte man es dennoch als nicht sinnvoll ansehen.“ Es geht um nicht weniger als die Standortfrage. Denn das gesamte Gebäude hat viele Mankos.

„Es ist nur bis zum Erdgeschoss barrierefrei, Technik und Beleuchtung sind veraltet, die Fassade ist nicht gedämmt“, zählt der Fachbereichsleiter auf. Die fehlende Dämmung sorgt im Winter für ein Heizen nach draußen und im Sommer für Temperaturen über 30 Grad. Jedenfalls in den Räumen, die Richtung Süden und damit zur Rathausstraße hin liegen.

Alle Besprechungsräume liegen im Keller

Als ein „Unding“ empfindet es Pohl zudem, dass alle Besprechungsräume im Keller liegen: „Statt auf der jeweiligen Ebene zu konferieren, muss man ja auch jeden Besuch in den Keller bitten.“ Nur am Rande sei erwähnt, dass es hier vor einiger Zeit auch ein Schimmelproblem gab. Das ließ sich zwar beheben, nicht jedoch die drangvolle Enge für die inzwischen  xx Mitarbeiter im Haus. Die Homeoffice-Möglichkeit wegen Corona entzerre die Situation vor Ort etwas.

Der Ratssaal platzte schon vor der Wahl mit nunmehr 50 Mitgliedern aus allen Nähten. „Bei Ratssitzungen müssen die Bürger deshalb im Flur Platz nehmen“, so Pohl, der die Aula der Hans-Dietrich-Genscher-Schule nicht nur coronabedingt als beste Lösung ansieht. Alle Mängel des Rathauses sind bekannt, spätestens seit 2018, als sie im Bauausschuss vorgestellt wurden. Die damaligen Mitglieder und auch der Rat sahen Bedarf und stellten 50 000 Euro für einen Gutachter bereit. Dieser sollte zum einen ergründen, wie viel Platz nötig ist, aber auch die Standortfrage klären. Also Sanierung des Bestandes, Neubau an gleicher oder an anderer Stelle. Und zugleich Modelle der Finanzierung darlegen.

Bürgermeister will sich intensiv mit Standortfrage befassen

Getan hat sich seitdem nichts. Gemeindesprecherin Margrit Märtens erklärt auf Anfrage: „Wann eine Gutachterauswahl getroffen wird, liegt beim neu gewählten und sich gerade erst mit seinen Ausschüssen formierten Wachtberger Gemeinderat.“ Bürgermeister Jörg Schmidt teilt mit, man müsse sich im kommenden Jahr intensiv mit dem Thema befassen. Aber er gibt auch zu bedenken: „Das wird ein längerer Prozess, das Ganze ist komplex. Eine Sanierung wie auch ein Neubau müssen in Betracht gezogen werden. Dabei werden viele Fragen zu klären sein.“ Zum jetzigen Zeitpunkt ist laut Schmidt also alles „noch ergebnisoffen“.

Die aktuellen Arbeiten vermitteln jedenfalls einen kleinen Eindruck davon, was eine Sanierung im Bestand bedeuten würde: neben Schmutz jede Menge Lärm. Dagegen flachen die Verkehrsgeräusche, die durch den fehlenden Schallschutz durch die Fenster dringen, ab. Immerhin naht mehr Ruhe: Bis Ende des Jahres will Unternehmer Schäfer das Hauptdach fertig haben, dann kommen – je nach Wetterlage – Anfang des Jahres noch zwei Nebenflächen dran. Die 25 statt vorher zehn Zentimeter Dämmung sollen dann von oben für mehr Behaglichkeit sorgen.

Die energetische Bilanz wird sich allerdings nicht wesentlich verbessern, so Pohl: „Dafür müsste man die komplette Hülle angehen.“ Die Wärmeversorgung leistet ein gasbetriebener Brennwertkessel, erneuerbare Energie kommt derzeit nicht zum Einsatz. „Bei der Gebäudegröße sollten wir mit gutem Beispiel vorangehen“, wünscht sich Pohl.