Landesstraße 123 Neues Bett für Mehlemer Bach

WACHTBERG · Bagger, Baucontainer, mächtige Rohrleitungen aus Kunststoff und jede Menge Erdbewegungen – auf der neu eingerichteten Baustelle von Straßen NRW am Mehlemer Bach an der L 123 gegenüber des Dächelsbergs sind die Arbeiten in vollem Gange. Auch auf der anderen Seite der Landstraße, gegenüber dem Aussichtsturm, sind Arbeiter damit beschäftigt, Rohre mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern im Bachbett zu verlegen.

 Baustelle nach Hangabrutsch am Mehlemer Bach an der L 123 Höhe Dächselsberg, Baustellebnesprechung mit der Gemeinde, dem Landesbetrieb, dem Bauleiter und dem Ingenieurbüro

Baustelle nach Hangabrutsch am Mehlemer Bach an der L 123 Höhe Dächselsberg, Baustellebnesprechung mit der Gemeinde, dem Landesbetrieb, dem Bauleiter und dem Ingenieurbüro

Foto: Axel Vogel

Was an der Stelle genau geplant ist, erklärten Straßen-NRW-Experten jetzt bei einem Baustellenbesuch mit dem verantwortlichen Ingenieur, Stephan Bach. Mit dabei war neben Volker Strehl, Wasserexperte der Gemeinde Wachtberg, auch der Biologe Karel Myslivecek-Mohr, der die Maßnahme unter naturschützerischen Aspekten für Straßen NRW betreut. Die sind besonders wichtig, weil die Baustelle genau zwischen Landschafts- und Naturschutzgebiet liegt, und in dem Areal laut Myslivecek-Mohr manch seltene Vogelart zu Hause ist.

Warum so viele Rohre auf der Baustelle zum Einsatz kommen, ist schnell erklärt: Es geht um eine recht umfangreiche und alles andere als alltägliche Maßnahme, wie Ingenieur Bach erklärt. Schließlich handele es sich um eine „ökologische Bachsanierung“, bei der die Natur ebenso wenig Schaden nehmen dürfe wie die vorhandene Infrastruktur, sprich die Brücke, der Radweg und die Landstraße. Da viele Dinge bedacht sein sowie zuständige Stellen beteiligt sein wollten, hat sich die Maßnahme auch einige Jahre verzögert, führt Werner Engels aus, der bei Straßen NRW mit seinem Kollegen Frank Klein für die Baustelle zuständig ist: „Ferner mussten die Haushaltsmittel zur Verfügung stehen.“ Auf rund 250 000 Euro schätzt Werner Engels die Kosten.

Auch hatte Straßen NRW in der Vergangenheit immer Rücksicht auf den Vogelschutz nehmen müssen, was ebenfalls zu Verzögerungen geführt habe, ergänzt Frank Klein. „So mussten wir unbedingt jetzt anfangen zu bauen, um jene Vögel, die hier nisten wollen, gleich von Anfang an zu vergrämen, bevor sie mit dem Nestbau begonnen haben.“ Daher sei man auch gehalten, die Arbeiten ohne Verzug bis zum Ende der Maßnahme weiterzuführen. Voraussichtlich im Mai soll nach Kleins Aussage dann alles fertig sein.

Dreh- und Angelpunkt ist jetzt die Einrichtung einer sogenannten Wasserhaltung, so Frank Klein weiter. Mit anderen Worten: Der Bach soll vorübergehend mittels einer Rohrleitung ein anderes Bett bekommen. Denn um ein weiteres Abrutschen des Hanges sowie möglicherweise auch des benachbarten Radweges und der Landstraße zu verhindern, soll die alte Fließsohle des Mehlemer Baches an der Stelle neu gestaltet werden, erklärt Werner Engels. Im Laufe der Zeit habe nämlich die verhältnismäßig glatte Beschaffenheit der alten Sohle zu einer hohen Fließgeschwindigkeit des Baches und damit zu „Auskolkungen“ geführt. Und zwar unmittelbar hinter dem Auslass des Brückenbauwerkes, für dessen Unterhaltung Straßen NRW zuständig ist, und das laut Werner Engels als „Verursacher der Auskolkung“ gelte.

Um dauerhaft Abhilfe zu schaffen, ist Folgendes geplant: „Die Sohle wird neu gestaltet mit einer 30 Zentimeter starken Schicht Wasserbausteinen aus Basalt“, sagt Werner Engels: „Wasserbausteine haben die Eigenschaft, die Fließgeschwindigkeit wesentlich zu reduzieren.“ Trotzdem sei das voranging keine Hochwasserschutz-, sondern eine Sicherungsmaßnahme, stellt man bei Straßen NRW klar.

Auch die abgerutschte Uferböschung wird saniert, und zwar mittels Reihen aus Gabionen, also Steinkörben, denen laut Ingenieur Bach „eine statische Funktion zukommt“. Ferner auch eine ökologische: Denn die Gabionen werden auch Brutröhren für hier nistende Vögel haben.

Wegen der Bauarbeiten ist an der L 123 am Dächelsberg laut Straßen NRW zwar nicht mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen. Gleichwohl wird darauf hingewiesen, dass der Radweg an der Baustelle endet, und Radler daher die L 123 queren müssen, um auf dem Radweg auf der anderen Straßenseite weiterfahren zu können. Straßen NRW-Mann Frank Klein rät Autofahrern daher zu erhöhter Aufmerksamkeit und Rücksicht an der Stelle.

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