Autor aus Wachtberg Neuestes Reichelt-Werk erscheint nach dessen Tod

Wachtberg · Der Wachtberger Lyriker Herbert Reichelt verfasste bis kurz vor seinem Tod das Werk „Aus der Reimmühle“. Er war so geschwächt, dass er die Texte seiner Frau und seinen Kindern diktierte.

 Bis zu seinem Tod arbeitete Herbert Reichelt an seinen Gedichten.

Bis zu seinem Tod arbeitete Herbert Reichelt an seinen Gedichten.

Foto: Kid Verlag

Fast hätte er es noch geschafft, sein neuestes literarisches Baby in den Händen zu halten. Am Ende reichten die Kräfte bei Herbert Reichelt nicht mehr. Er starb im Juli. Vielleicht also auch, weil der Wachtberger seiner schweren Krankheit diesen letzten Sieg nicht gönnte, widmet er ihr in „Aus der Reimmühle“ keine Zeile. Bestenfalls die Frage nach der Endlichkeit ließe sich ins Gedicht „DADA-Wege“ hineininterpretieren. Denn da heißt es: „Wohin werden wir werweht (sic!)? Wege wissen wundersam, wie wohin warum wer geht. Wahnsinn! Wirklich Wiedewamm!“ Am Ende aber hat sich der Dichter, der erst spät die satirische Lyrik wieder für sich entdeckte, doch ganz anderes dabei gedacht.

Am 1. Oktober erscheint der kleine Gedichtband – wie alle anderen Werke des Wachtbergers auch im Beueler Kid Verlag. Und so hat Verleger Hans Weingartz ein emotionales Vorwort verfasst, unterzeichnet auch von der Ehefrau des verstorbenen Autors, Barbara Fuchtmann-Reichelt. „Dichten und den Alltag in komische Verse fassen, das war auch während seiner langen Krankheit Herberts Lebenselixier“, schreiben die beiden. Herausgekommen sind neun Kapitel mit vielen kurzen und einigen längeren Gedichten, die einen mal zum Schmunzeln bringen, mal zum Nachdenken anregen. Oder auch beides, wie bei „Sturm“. Da rettet sich der Wurm vor dem Ertrinken aus der Erde, um an der Oberfläche – er ahnte es schon – gefressen zu werden. „So war seine Mühsal vergebens, das nennt man die Tragik des Lebens“, ist Reichelts Conclusio.

„Als ein Meister des Wortes in der Tradition von Ringelnatz, Hüsch und Gernhardt beherrscht er zahlreiche lyrische Formen spielerisch“, meint sein Verleger. Freuen dürfen sich die Leser auf Sonette, Limericks, vor allem aber scharfsinnige Ironie, die auch die Sprachverhunzung nicht auslässt. Dem Anglizismus des Jahres 2018 (Gendersternchen) ist „Ein Stern ging auf“ gewidmet. „Kaum hatten wir mal weggeguckt, da gab's das Binnen-I nicht mehr, ward wohl vom Schwarzen Loch verschluckt. Die Sprache schien so öd und leer“, dichtet Reichelt und rechnet mit dem seiner Meinung nach inflationären Gebrauch von “*innen“ ab.

„Teilweise konnte er die Texte nicht mehr selbst zu Papier bringen und hat sie seiner Frau sowie seinen Söhnen diktiert“, erzählt Weingartz. So dürfte die Familie trotz aller Beschwernis noch humorige Stunden erlebt haben, sei es wegen des Rügener Esels, dem das einfache „I-A“ nicht mehr reicht oder den Angebern aus Mainz, denen die Bank kurzerhand erklärt „Alles ist meins“.

Herbert Reichelt, Aus der Reimmühle, Kid Verlag, ISBN 978-3-947759-30-9, 12,80 Euro. Ab 1. Oktober ist es im Buchhandel erhältlich.

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