Leerstehende Kirche Nur die Glocken von St. Gereon klingen weiter

Wachtberg · Seit dem Auszug der evangelischen Gemeinde steht das alte Berkumer Gotteshaus leer - auch an Weihnachten. Für die Zukunft gibt es aber bereits Überlegungen.

 Die Kirche St. Gereon in Berkum ist von Schimmelbefall betroffen

Die Kirche St. Gereon in Berkum ist von Schimmelbefall betroffen

Foto: Axel Vogel

Stille Nacht in Berkum: Außer einem leichten Luftzug wird sich Heiligabend und auch an den Weihnachtstagen in der alten Kirche St. Gereon nichts bewegen. Seit die evangelische Kirchengemeinde Wachtberg ihren Pachtvertrag gekündigt hat und zum Jahreswechsel 2016/17 ausgezogen ist, steht die Kirche leer. Nur die Glocken rufen weiterhin zu den Gottesdiensten in die katholische Kirche St. Maria Rosenkranzkönigin, Am Bollwerk. Die Wachtberger Katholiken waren 1971 in den Neubau gezogen, weil die alte Kirche zu klein geworden war.

Auch die evangelische Gemeinde hatte St. Gereon zuletzt vor allem im Sommer genutzt und schließlich geschlossen, nachdem Schimmel an der Orgel festgestellt worden war. Eine der Pfeifen hängt seit kurzem im Wachtberger Ratssaal. Bürgermeisterin Renate Offergeld hatte sie bei einer Benefizaktion für das Wachtberger Jugendorchester gekauft und aufarbeiten lassen. „Die Orgelpfeife hat ihren Platz im Rathaus als Erinnerung an die Kirche, die so nicht mehr genutzt wird“, sagte Offergeld. Töne produziere sie nicht mehr. Als Ersatzton erklingt deshalb „Big Ben“. Der Londoner Uhrturm am Parlament wird auch gerade renoviert, deshalb fand die Bürgermeisterin den Glockenklang passend. Offergeld kann sich vorstellen, St. Gereon künftig im Rahmen der Wachtberger Kulturwochen zu öffnen. In diese Richtung gehen auch die Ideen der katholischen Gemeinde. Der Kirchenvorstand befinde sich in Beratungen, berichtete Pfarrer Michael Hoßdorf dem GA. „Eine Überlegung ist, aus der alten Kirche eine 'Kulturkirche' zu machen, in der Konzerte, Ausstellungen und ähnliches stattfinden könnten. Dies ist allerdings zu jetzigem Stand noch nicht entschieden“, so Hoßdorf

Orgel entsorgt

Die Kirche St. Gereon steht unter Denkmalschutz. Bewegliche Gegenstände wie Lesepult und Taufbecken sind mit der evangelischen Gemeinde zurück in deren Gemeindehaus gezogen. Auch Stoffe gibt es im Gotteshaus nach dem Schimmelbefall nicht mehr.

Die Orgel wurde schon vor dem Auszug größtenteils entsorgt. „Es war ein gebrauchtes Instrument, das drei Jahrzehnte gute Dienste getan hat. Eine Restaurierung für mehr als 15 000 Euro war nicht mehr tragbar“, sagte der evangelische Pfarrer Günter Schmitz-Valadier. Einzelne hätten sehr an der alten Berkumer Kirche gehangen, aber mehr als eine sporadische Nutzung sei nicht mehr möglich gewesen. „Es gab keine Toiletten und keinen Raum für das Kirchencafé. Für eine älter werdende Sonntagsgemeinde war St. Gereon ungeeignet“, so Schmitz-Valadier.

Die Berkumer Kirche verdankt ihren Namen den Gründern aus dem Kölner Stift St. Gereon. Ab 1770 wurde der Vorgängerbau durch das heutige Kirchenschiff ersetzt, der Turm wurde 1783 fertig, 1898 wurde eine Sakristei angebaut. Von der ehemaligen Ausstattung sind nur noch die Kanzel und einigen Figuren erhalten.

Alte Aufnahmen zeigen laut Bericht von Heimatforscher Frank Hüllen noch den neugotischen Altaraufsatz, der 1891 an die Stelle des barocken Hochaltars getreten war. Dieser ist inzwischen verschwunden, ebenso wie die schlichten Seitenaltäre mit den 1854 entstandenen Gemälden des Düsseldorfer Malers Friedrich Busch. In der Kirche befindet sich noch ein Altar aus der Barockzeit, der 1962 als Geschenk aus Euskirchen nach Wachtberg kam.

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